Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
Vom Netzwerk:
wollte.
    „Diese Stelle mit dem Engel der Rache…“
    „Ja? Was ist damit?“
    „Vor sehr langer Zeit hat man über einen Engel der Rache gesprochen. Eine Kreatur…“
    Emily gefror das Blut in den Adern. Das Herz hämmerte ihr so schmerzhaft in der Brust, dass sie kaum atmen konnte. Sie musste sich aufs Bett setzen, bevor ihre Beine nachgaben.
    „Eine Kreatur ? “ Es war ein Flüstern, mehr brachte sie nicht zustande.
    Es dauerte lange, bis der Reveren t antwortete.
    „Glauben Sie an Vampire, Miss?“
    Erleichtert atmete Emily auf. Der Reverent wollte ihr anscheinend einen Bären aufbinden. Oder er war einer jener Verrückten, die wirklich an die mystische Verwandlung und das untote Leben von Vlad III Dracu l ea glaubten, vom Volksmund ‚Graf Dracul a ’ genannt.
    „Nein! Reverent, ich denke, ich habe genug Ihrer Zeit in Anspruch genommen. Bitte entschuldigen Sie die Störung.“
    „Miss! Warten Sie, legen Sie nicht auf!“
    Emily tat ihm widerwillig den Gefallen.
    „Halten Sie mich nicht für einen senilen Greis. Ich weiß nicht, was Sie dazu bewogen hat, die Gruft aufzusuchen. Aber irgend et was hat Sie so verunsichert, dass Sie glaubten, mich anrufen zu müssen. Machen Sie einen Schritt zurück und betrachten Sie das ganze Bild, Miss. Betrachten Sie alle Fakten, die Sie haben. Jede Sage hat irgendwo ihren wahren Kern. Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihrer Suche.“
    Damit legte er auf und ließ Emily mit wild klopfendem Herzen und einer stechenden Übelkeit im Magen allein.
    Vampire… ja klar. Und als nächstes würde man ihr erzählen, dass es den Weihnachtsmann wirklich gibt. Der Gedanke alleine war schon zu lächerlich, um ihn ernsthaft in Betracht zu ziehen, zumindest tat sie ihr Möglichstes um sich das einzureden! In Hunderten von Romanen über die Phantasiewesen wurden ihnen Du t zende unterschiedlichster Fähigkeiten nachgesagt. Die Autoren widerlegten sich gegenseitig in ihren Vorstellungen darüber, wie Vampire zu töten waren, doch eins hatte die Wissenschaft mittlerweile zweifelsfrei belegt: D iese Kreaturen der Nacht existierten nicht!
    Emily ärgerte sich über den Reverent. Doch noch mehr ärgerte sie die Tatsache, dass sie in einer Sackgasse angekommen zu sein schien. Aber dann fiel ihr plötzlich wieder ein, dass sie den wichtigsten Grund ihrer Reise noch nicht in Angriff genommen hatte : den Besuch im Cottage. Ihre Mutter hatte es in dem Brief angedeutet. Vielleicht würde sie dort weitere Spuren ihrer Vergangenheit finden.
    Zunächst wollte sie den Tag aber ruhig ausklingen lassen. Seit ihrer Ankunft hatte sie sich pausenlos Gedanken gemacht , hatte eine Spur nach der N ächsten verfolgt und war immer tiefer in etwas hinein geraten, das sich langsam zu ihrem größten Alptraum entwickelte. Also beschloss sie, dass es Zeit war, sich ein bisschen Realität zurück zu holen und sich im Umfeld normaler Menschen zu bewegen, ohne abenteuerliche Phantasien und Probleme.
    S ie nahm d ie Underground und fuhr zielstrebig zum Hide Park, der grünen Lunge von London. Das stetige schlechte Wetter ließ die Grünflächen trist wirken und die Besuchermassen, die es sich im Sommer auf den Wiesen bequem machten, waren schon seit Wochen verschwunden. Doch das Laub der Bäume war intensiv rot-gold gefärbt und verlieh dem Park sogar an diesem kalten, stürmischen Herbsttag einen besonderen Charme.
    Emily lief geschlagene zwei Stunden lang im Park herum, bis sie das Gefühl hatte, einen halbwegs klaren Kopf zu haben. Danach irrte sie noch eine Weile ziellos in der Innenstadt umher, bis ihr Blick plötzlich auf ein Delikatessengeschäft fiel. Sie erinnerte sich an die Vermögenssumme, die ihr der Bankangestellte bei Einsicht der Konten genannt hatte und beschloss, dass sie effektiv genug Geld hatte, um sich einmal richtig nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen. Und so betrat sie das Geschäft, schnappte sie sich einen Einkaufskorb und füllte ihn nach und nach mit den leckersten Köstlichkeiten: teurem französischen Rotwein, verschiedenen Edelkäsesorten aus der Schweiz und Frankreich, einer spanischen Chorizo -W urst, deutschem Brot und einem Trifle, das einfach verboten gut aussah. Da er gerade frisch herein gekommen war, wie auf einem großen Schild angepriesen wurde, gönnte sie sich auch direkt noch ein Töpfchen echten Kaviar . U nd da sie Kaviar nicht pur mochte auch noch eine große Packung Räucherlachs. Zwei Geschäftszeilen weiter, in einem normalen Supermarkt, besorgte sie sich für

Weitere Kostenlose Bücher