Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)
den späteren Abend außerdem noch Kartoffelchips , ein paar Frauenzeitschriften, Pappteller und Plastikbesteck, bevor sie sich auf den Weg zurück zur Underground machte, um in die Pension zurück zu kehren.
Zu ihrer freudigen Überraschung traf sie in der U-Bahn auf Mr. Eckkamp. Er setzte sich zu Emily und betrachtete sie bewundernd.
Diese errötete leicht, als Mr. Eckkamp sie länger als nötig aus seinen strahlend blauen Augen ansah.
„Miss Watson, Sie sind eine wunderschöne Frau , wenn ich das so direkt sagen darf . Und wenn Sie gute Laune haben sind Sie noch viel hübscher. Die Sorgenfalten, die Sie in den letzten Tagen getragen haben, stehen Ihnen nicht besonders.“
Emily lächelte dankbar. „Sorgenfalten lassen sich manchmal nicht vermeiden. Aber vielen Dank für das Kompliment. Wie lange bleiben Sie noch in London?“
„Nur noch eine Nacht. Morgen reise ich weiter nach Dublin. Das Geschäft schläft nie, wissen Sie.“
Emily nickte enttäuscht. „Wenn heute Ihr letzter Abend ist, sollten Sie ihn besonders gestalten. Schauen Sie, ich habe die ganze Tüte hier bis oben hin voll mit Delikatessen. Es wäre wirklich zu schade, wenn ich die alleine vertilgen müsste. Möchten Sie nicht auf Mrs. Mallons Dinner verzichten und mir helfen, alles aufzuessen ? Ich müsste a llerdings so unverfroren sein, Sie auf mein Zimmer einzuladen und Sie müssten so dreist sein, die Einladung anzunehmen .“ Sie lachte ihn bei dieser Einladung an, konnte es aber dennoch nicht vermeiden, puterrot zu werden. Zu ihrem Erstaunen nahm der Deutsche die Einladung dankend an.
Als sie wieder in der Pension waren, sagte Mr. Eckkamp seine Teilnahme am Abendessen daher kurz bei der Hauswirtin ab und folgte Emily auf ihr Zimmer. „Ich hätte eigentlich noch geduscht, aber…“
Emily lächelte ihren Gast entspannt an. „Mr. Eckkamp…“
„Bitte, nennen Sie mich Stefan.“
Wieder lächelte Emily , dieses Mal verlegen und errötend. Ein paar Schmetterlinge begannen in ihrem Bauch zu tanzen, ein Gefühl, das ihr fremd geworden war , und ihr Herz begann heftig zu klopfen . „Okay… Stefan. Ich heiße Emily. Wenn Sie noch duschen gehen möchten, tun Sie sich keinen Zwang an. Ich würde dann dasselbe tun und Sie kämen einfach zurück in … einer halben Stunde?“
Die Vereinbarung galt , und so fand sich die Autorin wenige Minuten später unter der heißen Dusche wieder, wo sie sich fragte, was der Abend wohl bringen würde. Zwischen ihr und Stefan Eckkamp herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre, doch gleichzeitig stoben unübersehbar die Funken. Blieb abzuwarten, ob dies auch den Abend über so bleiben würde . Emily hatte plötzlich das dringende Verlangen, ihm von ihren Problemen zu erzählen. Vielleicht konnte er ihr helfen. Vielleicht hatte ein Geschäftsmann wie er eine neutralere Ansicht zu dem ganzen Chaos und konnte sie in ihren Ängsten beruhigen. Aber vielleicht schaffte er es ja auch, sie von ihren Sorgen abzulenken. Bevor ihre Fantasie mit ihr durch g ehen konnte , schüttelte Emily jeden romantischen Gedanken ab und zog sich zügig an.
Mit dem Vorsatz, ihn in ihr Problem einzuweihen, öffnete sie ihm eine halbe Stunde später die Zimmertür und stieß einen überraschten Laut aus, als er ihr einen kleinen Strauß frischer Blumen überreichte.
„Wenn eine Dame mich zu sich bittet, bringe ich Blumen mit. Vielen Dank noch einmal, dass ich Ihnen helfen darf, die Einkaufstüte zu leeren, Emily.“
Bei dieser Formulierung musste sie herzhaft lachen und bot ihm den zweiten Stuhl an, den sie noch schnell aus dem Salon gemopst hatte. Die beiden setzten sich gemütlich an den kleinen Tisch, breiteten sämtliche Lebensmittel darauf aus, tranken den teuren Rotwein aus Zahnputzbechern und unterhielten sich prächtig.
„Was hat Sie dazu bewogen, New York zu verlassen, und hierher zurück zu kehren?“
Emily schluckte ein Stück Blauschimmelkäse auf Brot herunter und spülte mit Wein nach, ehe sie antwortete.
„Meine Mutter ist vor zehn Tagen gestorben. Ihr Anwalt hat mich angerufen. Da mein Elternhaus in Fulham nun ohne Besitzer herum steht und die üblichen Angelegenheiten geklärt werden mussten, bin ich zurückgekommen. Da ich keine Geschwister habe, hängt nun alles an mir.“
„Mein herzliches Beileid. Sie wirken aber nicht, als wären Sie von Trauer zerfressen, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, Emily.“
Sie nickte und dachte scharf nach, soweit der Rotwein dies noch zuließ. Jetzt war wohl der
Weitere Kostenlose Bücher