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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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und seinem Geschäft erzählte und es behutsam vermie d , Emily persönliche Fragen zu stellen. Er musste gespürt haben, dass diese Frau ein Geheimnis umgab, das er besser nicht zu lüften versuchte. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, die hübsche Frau ausgiebig zu betrachten und ihr von Zeit zu Zeit so tief in die Augen zu sehen, dass sie errötete.
    Emily Watson gefiel dieser Mann außerordentlich gut und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihre Hand zurückzog, als er zu vorgerückter Stunde wie aus Versehen seine Finger sanft über ihren Handrücken streifen ließ.
    Als Emily das Stadtarchiv am nächsten Morgen betrat, zeigte sie einer Angestellten dort den Namen und das Todesjahr ihres Ahns, woraufhin die korpulente Frau Mitte sechzig Emily mit schweren, aber energischen Schritten in einen Bereich führte, in dem Dokumente und Zeitungen archiviert waren, die mehr als zweihundert Jahre alt waren. Mit den besten Wünschen, dass sie fündig würde und mit dem Hinweis, dass sämtliche Dokumente nur mit den dafür vorgesehenen Handschuhen berührt werden dürften, die in kleinen Schachteln überall auslagen, ließ die Archivarin die junge Frau allein.
    Als erstes suchte Emily in den Besitzurkunden für Landstücke nach dem gesuchten Namen. Möglicherweise hatte Edward P.G. Watson das Cottage und das angrenzende Land damals gekauft. Doch nichts deutete darauf hin. Entweder war das Cottage jüngeren Datums, oder ein anderer Verwandter hatte es erworben.
    Doch als sie eineinhalb Stunden später bei den Tageszeitungen ankam, fand Emily schließlich, was sie suchte. Wenn es auch in eine Richtung ging, die ihr beinahe genauso viel Angst machte wie ihre Entdeckungen in der Gruft. Es war ein Zeitungsausschnitt aus dem Jahre 1726, dem Todesjahr ihres Urahns. Edward P.G. Watson hatte mit seiner Frau und den drei kleinen Kindern eine Farm nicht weit entfernt vom heutigen Fulham be sessen . Die Watsons betrieben Milchwirtschaft, hielten einige Schweine und führten anscheinend das Dasein hart arbeitender Menschen. Doch die Nacht vom 27. Mai 1726 änderte ihr ganzes Leben. Mitten in der Nacht brach in der Scheune des Hofes ein Feuer aus und brannte sie bis auf die Grundmauern herunter. Am folgenden Morgen gab Edward Watson bei der Polizei a n, er hätte Geräusche aus der Scheune gehört und nachsehen wollen, was die Ursache war. In der Scheune war ihm die Laterne, die er bei sich trug , heruntergefallen, als er auf einer schlammigen Stelle am Boden ausrutschte und hatte das auf dem Boden liegende Stroh sofort entzündet. Ohne, dass er irgendetwas tun konnte, hatte sich die Scheune in Windeseile in eine einzige Flammenhölle verwandelt und ihm blieb nichts anderes übrig, als sich in Sicherheit zu bringen. Retten konnte er weder landwirtschaftliches Gerät noch das gelagerte Heu.
    Doch nicht genug damit, dass durch den Verlust der Geräte die Lebensgrundlage seiner Familie in Gefahr war. In der darauf folgenden Nacht verschwand der Mann und wurde zwei Tage später tot in einer der Viehtränken der Farm gefunden. Außer einer kleinen Wunde am Hals konnten keinerlei Verletzungen ausgemacht werden. Lediglich seine Hautfarbe war gräulicher verfärbt als es gewöhnlich bei Verstorbenen der Fall war , was au f Blutarmut zurückgeführt wurde , einem weit verbreiteten Problem in dieser Zeit.
    Emily hatte mit angehaltenem Atem gelesen und holte nun mehrmals tief Luft, um wieder zu sich zu kommen. Was diesem Mann passiert war, war gewiss furchtbar. Aber es erklärte noch nicht die Angst ihrer Mutter, die seltsame Inschrift und die großen Abstände in den Daten der Grabplatten. Emily rieb sich die Augen und fand schließlich weitere Anhaltspunkte in verschiedenen Zeitungen aus den Wochen nach dem Unglück.
    Es wurde berichtet, dass nur wenige Tage nach dem Auffinden des Mannes auch seine Frau tot aufgefunden wurde, in einem ähnlichen Zustand. Die Kinder wurden weg geschafft und wuchsen bei einem fremden Ehepaar auf, das die Kinder bereitwillig bei sich aufnahm . Nähere Angaben über die Pflegeeltern wurden allerdings zum Schutze der Kinder nicht gemacht.
    Emily hatte noch weitere zwei Stunden nach Informationsmaterial gesucht, doch das Archiv gab zum weiteren Verbleib der Familie keinerlei Au skunft. Daher beschloss sie , sich am folgenden Tag endlich in ihr Elternhaus zu begeben, um dort nach weiteren Hinweisen zu suchen. Außerdem wurde es sowieso Zeit, sich um den Hausstand ihrer Mutter zu kümmern. Alles musste aussortiert,

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