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Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition)

Titel: Der Tag ist dein Freund, die Nacht dein Feind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Münster
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Jahreszahlen hatten ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wenn dies eine Familiengruft war, in der alle Watsons bestattet wurden, wiesen diese Gräber Lücken auf. Lücken von etlichen Jahren , die teilweise Generationen übersprangen . Es konnte ein Zufall sein und sicherlich waren einige Familienmitglieder auf anderen Friedhöfen beigesetzt worden. Doch so langsam bezweifelte Emily, dass hier überhaupt etwas als Zufall zu bezeichnen war.
    Sie schritt alle Steine noch einmal ab und blieb vor dem direkt zum Fuße der Treppe stehen. Die Platte war leer und wurde nur von Holzkeilen gehalten. Emily wusste sofort, was das zu bedeuten hatte: I n diesem Grab würde ihre Mutter beerdigt. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden und ihr schwarz vor Augen wurde. Verzweifelt kämpfte sie gegen die Ohnmacht an und schaffte es mit zitternden Beinen gerade noch, die Treppe hinauf zu steigen und zurück an die frische Luft zu kommen.
    An den zwei darauf folgenden Tage n bewegte die junge Frau sich nur zum Frühstück aus ihrem Zimmer . Mr. Eckkamp lief sie dabei zu ihrem Bedauern nicht über den Weg, doch sie wäre sowieso zu sehr in Gedanken gewesen, um ein nettes Gespräch mit ihm zu führen.
    Ständig kreisten ihre Gedanken um die nicht in der Gruft beerdigten Familienmitglieder, aber vor allem um das rätselhafte Gedicht. Sie konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen. Stundenlang saß sie an dem kleinen Tisch in ihrem Zimmer und starrte auf den Notizzettel, oder sie lag auf ihrem Bett und sagte die Zeilen immer wieder leise auf, als ob sie dadurch mehr Sinn ergäben.
    Am dritten Tag kam ihr schließlich eine Idee. Sie brauchte einen Internetzugang.
    Da Mrs. Mallon keinen besaß, wollte sie am späten Nachmittag gerade a ufbrechen, um ein Internetcafé aufzusuchen, als Mr. Eckkamp ihr doch noch über den Weg lief.
    „Hallo ! Miss Watson , richtig? Machen Sie noch einen Spaziergang vor dem Abendessen?“
    Emily lächelte ihn freundlich an und schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss in ein Internetcafé, einige Recherchen anstellen. Ans Abendessen hab ich überhaupt noch nicht gedacht.“
    Der Deutsche zögerte einen Augenblick, bevor er weiter sprach und dabei etwas errötete.
    „Wenn Sie mögen… I ch habe meine n Laptop mit und auch einen mobilen Internetzugang. Den stelle ich Ihnen gerne zur Verfügung. Und das Abendessen können wir hier im Haus gemeinsam einnehmen, was halten Sie davon?“
    Emily zögerte. Sie hatte eigentlich nicht vor, jemanden in ihre Recherche einzuweihen. Dennoch war das Angebot zu verlockend, um es ablehnen zu können. Außerdem… der Gedanke, mit dem freundlichen Deutschen zu Abend zu essen , hatte seinen Reiz. Ihr letzter engerer Kontakt mit einem Mann lag Jahre zurück, und Stefan Eckkamp war sehr attraktiv. Warum sollte sie sich den kleinen Spaß nicht gönnen?
    „Gerne. Aber ich habe mich für das Abendessen gar nicht angemeldet.“
    „Ich bin sicher, Mrs. Mallon macht eine Ausnahme. Sie hat Sie doch so ins Herz geschlossen.“ Emily kicherte bei dem amüsierten Unterton des Mannes und nahm die Einladung dankend an.
    Dann folgte sie dem Pensionsgast in den Salon . „Ich war die letzten zwei Tage so damit beschäftigt, in meinem Zimmer Furchen zu laufen und so in meine Gedanken vertieft , dass ich beim Frühstück gar nicht darauf geachtet habe, wie hübsch der Salon eingerichtet ist .“
    „Wieso haben Sie denn Furchen gelaufen? Warten Sie auf etwas?“
    „Nein, eigentlich nicht. Ich habe nachgedacht. Sagen wir so: I ch warte darauf, dass mich ein Geistesblitz trifft.“
    Der deutsche Geschäftsmann lachte herzlich und schaltete seinen Laptop ein. „Was dagegen, wenn ich Ihnen bei der Suche nach dem Geistesblitz helfe? Vier Augen sehen mehr als zwei.“
    „Ich wollte nur wissen, ob etwas über einen Urahn von mir im Internet zu finden ist. Aber wenn er nicht gerade eine Berühmtheit war, werde ich damit wohl sowieso keinen Erfolg haben.“
    „Das werden Sie nur herausfinden, wenn Sie nachschauen.“
    Eine halbe Stunde später hatten sie sichergestellt, dass es tatsächlich nichts über Edward Paul George Watson im Internet zu finden gab. Doch Mr. Eckkamp schlug seiner jungen Bekannten vor, einmal im Stadtarchiv von London oder Fulham nach dem Mann zu suchen.
    Diesem Rat wollte sie am nächsten Morgen sofort nachkommen und mit dem in London anfangen . Doch zuvor genoss sie das spontane Abendessen mit dem Mann, der ihr bei Hackbraten und Rosmarinkartoffeln mehr von sich

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