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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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und hielt sie einen Spaltbreit offen, damit er zur anderen Tür, der Kellertür, schauen konnte. Zwar dunkelte er das Licht hinter ihm nicht gänzlich ab, aber der Graf würde gewiss eigene Lichter dabei haben und den messerkantenschmalen Lichtstreifen an der Tür wahrscheinlich nicht bemerken.
»Wer greift uns an?«, flüsterte Raunzer.
»Vamky«, antwortete Ringwald ebenso leise. Niemand sonst würde derartige Kriegsbeschwörungen einsetzen.
»Und auf welcher Seite steht János?«
»Auf seiner eigenen. Er gehört auch zur Vamky-Rotte, aber in diesem Fall treibt er ein doppeltes Spiel.«
Ein weiterer Einschlag erschütterte das Haus. Gedämpfte Kampflaute aus dem großen Saal ließen erahnen, dass die Angreifer einzudringen begannen. Sofern János also vorhatte, was Ringwald vermutete, würde er sich bald in Bewegung setzen müssen.
Was er auch tat. Zunächst näherten sich zwei Stimmen, die miteinander stritten. Im dunklen Gang hellte es sich erst langsam, dann unvermittelt auf, als die Lichtquelle um die Ecke bog.
Ringwald schob die Tür zu, drehte sich zu den verängstigten Gesichtern der anderen um und lächelte ihnen ermutigend zu. »Zieh!«, sagte er, und Raunzer blinzelte überrascht, als er Unbezwingbar in seiner Hand sah, ganz so, als wäre sie aus eigenen Stücken zwischen seine Finger gesprungen.
Der Streit zog an ihnen vorüber und endete. Natürlich hatte der Graf die Oberhand behalten. Ringwald öffnete die Tür gerade weit genug, um mit einem Auge hinauszuspähen. Entgegen seiner Erwartung öffneten sie nicht zuerst die Hintertür. Max stand mit einer Laterne in jeder Hand und zwei weiteren zu seinen Füßen davor, während der gedrungene, vierschrötige János mit einer Brechstange die Kellertür bearbeitete. Holz knarrte und splitterte.
»Ich wünschte, ich wüsste, wohin Johanna und die Chivianer geflohen sind!«, meinte Max.
»Die schlagen sich schon allein durch!« Mit einer letzten Kraftanstrengung löste János die restlichen Balken. »Bereit?« Er riss die Tür weit auf und wich gleichzeitig in die Sicherheit des Laternenscheins zurück. Die Schattenherren mussten sich schon auf der anderen Seite gedrängt haben, denn sie strömten wie Rauchschwaden aus dem Keller.
    »Bleib, wo du bist!«, brüllte Glockmann und zielte mit dem Schwert auf den verhinderten Flüchtling. Seine Stimme hallte durch das Torvorwerk. »Und steig ab.« Auf dem Rücken eines Pferdes ein echtes Schwert zu ziehen, war in Eisenburg streng verboten. Die Belanglosigkeit jenes Gedankens löste den Drang zu kichern aus, und ihm wurde bewusst, dass er auf Messers Schneide am Rand einer Panik entlangwandelte. Er holte ein paar Mal tief Luft.
    »Steck das Schwert weg!«, befahl eine Stimme von oben. »Steigt beide ab und entfernt euch von den Pferden.«
    Glockmann schob Wagemut zurück in die Scheide am Sattel und sprang, ja fiel fast zu Boden. Linkisch wankte er zur gegenüberliegenden Seite des Torvorwerks und hatte wie üblich nach einem Tag im Sattel den Eindruck, seine Beine wären geschrumpft. Graf János musste sich ständig so fühlen.
    Metall klirrte, Angeln quietschten, und eine Nebenpforte schwang auf. Sie war hoch und breit genug für einen berittenen Mann, doch die Soldatentruppe, die hindurchtrat, war zu Fuß unterwegs. Die Männer trugen baumwollgepolsterte Rüstungen und Hellebarden mit dämonisch funkelnden Spitzen. Die Pforte schloss sich hinter ihnen.
    Zuerst nahmen sie sich Glockmanns an, vermutlich weil er sich näher zu ihnen befand. Der Anführer der Gruppe sah auf einer Karte in seiner freien Hand etwas nach.
»Losungswort?«
    »Drehendes Rad.«
»Unterschrieben von?«
»Kantor Samuil.«
»Zelle?«
»Weiß 5, D 21. Und spart Euch die Mühe, mich nach
    dem Datum zu fragen, weil ich es nicht mehr genau weiß. Irgendwann Anfang Viertmond.«
»Kennst du den Mann, der mit dir hereingeritten ist?«
»Nein. Wir sind uns auf dem Hügel begegnet.«
»Dann willkommen zurück, Bruder. Verzeih die Verzögerung.«
War der Mann nun ein »Herr« oder ein »Bruder«? Das Abzeichen an seinem Helm musste seinen Rang preisgeben, aber Glockmann konnte es nicht lesen. Zum Glück blieb sein eigener Rang ein Geheimnis, da er keinerlei Abzeichen trug. »Es war mal wieder einer jener Tage«, erwiderte er nur.
Ohne einen Blick zurück führte er sein Pferd zu der Pforte, die sich öffnete, um ihn einzulassen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden er und Radu demnächst in angrenzenden Verliesen wiedervereint

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