Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
ihnen.
Jessica und Byrne drehten sich um. Josh Bontrager stand in der Tür des Büros.
»Was gibt’s, Josh?«, fragte Jessica.
»Ich hab da was, das ihr euch ansehen solltet.«
*
Die Abteilung, in der die Filme der Überwachungskameras ausgewertet wurden, befand sich im Erdgeschoss des Roundhouse. In dem großen Raum standen lange, geschwungene Tische in drei stufenförmig angeordneten Reihen. Auf jedem Tisch standen mehrere Monitore, auf denen die Ermittler sich die Aufzeichnung sämtlicher polizeilicher Überwachungskameras in Philadelphia anschauen konnten, die zu Hunderten in der Stadt installiert waren.
Vorne im Raum stand ein überdimensionaler Monitor mit einer Diagonalen von drei Metern. Auf diesem Monitor konnte zu jedem Zeitpunkt jedes Bild jeder Überwachungskamera der Stadt gezeigt werden.
Als Jessica, Byrne und Josh Bontrager den Raum betraten, arbeiteten dort vier Techniker. Bontrager führte Jessica und Byrne zu einem Monitor am hinteren Ende der obersten Reihe. Auf dem Bildschirm war eine aus der Vogelperspektive gemachte Nachtaufnahme einer Straßenecke zu sehen, die ihnen inzwischen vertraut war.
»Sind das die Aufnahmen der Überwachungskamera, die auf den Laternenpfahl gerichtet ist?«, fragte Byrne.
Bontrager setzte sich vor den Monitor. »Ja. Wie ihr seht, nimmt die Kamera den Bereich von dem Zugang zur Gasse neben dem Haus bis zur linken Seite der Haustür auf.«
»Wie weit reichen die Aufnahmen zurück?«, fragte Byrne.
»Die Aufzeichnungen dieser Kamera werden nach zwei Wochen gelöscht. Wir haben also Aufnahmen von unserem Opfer und einer anderen Person, die das Gebäude betreten hat. Oder vielmehr, Aufnahmen von ihren Schatten.«
Bontrager tippte auf ein paar Tasten des Laptops, der an den Monitor angeschlossen war. Das Bild auf dem kleinen Bildschirm war sehr dunkel, doch Jessica erkannte dennoch einige Details. Genau vor der Kirche parkte ein heller Van. Der Platz vor dem Van war leer. Ab und zu kam jemand vorbei und ging die Amber Street hinauf oder hinunter.
Immer wieder schaute Jessica auf die Zeitangabe. Als 22. 05. 44 Uhr angezeigt wurde, hielt Bontrager die Aufnahme an.
»Okay, jetzt sehen wir zwei Personen, die von rechts ins Bild kommen. Es sieht jedenfalls nach zwei Personen aus. Was außerhalb des Bildes ist, wissen wir nicht.« Bontrager zeigte auf die untere rechte Ecke des Monitors. »Wie ihr seht, zögern sie, ehe sie in die Gasse gehen. Ihr wisst ja, dass es eine Sackgasse ist.«
»Gibt es Aufnahmen, auf denen man die beiden besser erkennen kann?«, fragte Byrne.
Bontrager schüttelte den Kopf. »Nur von unserem Opfer, und das sieht man auch nur eine Sekunde.«
Die Aufnahme lief in Zeitlupe weiter. Einen kurzen Augenblick fiel das Licht der Straßenlaterne auf das Profil der Gestalt auf der linken Seite. Obwohl Jessica es nicht vor Gericht geschworen hätte, glaubte sie, große Ähnlichkeiten zwischen diesem Mann und dem Mordopfer zu erkennen. Es sah nicht so aus, als hätte ihn jemand gezwungen, in die Gasse einzubiegen. Er zögerte zwar sekundenlang, schien dann aber freiwillig zu gehen. Eine Sekunde später sahen sie nur noch Schatten an der Mauer der Gasse, einen davon mit einer spitzen Kapuze auf dem Kopf. Dann waren beide verschwunden.
»Gibt es keine Aufnahmen aus einer anderen Perspektive?«, fragte Byrne.
»Leider nicht. Die Überwachungskamera wurde aufgestellt, um die Aktivitäten an der Straßenecke aufzunehmen. Wir können froh sein, dass wir das hier haben.«
»Kannst du es zurückspulen?«, fragte Jessica.
Bontrager ließ die Aufnahme zurücklaufen und spielte sie noch einmal ab. Dann isolierte er den Teil, auf dem das Opfer am besten zu erkennen war.
Jessica schaute auf das Datum. Das Bild war vor anderthalb Wochen aufgezeichnet worden. »Wartet mal. Soll das heißen, dass er zehn Tage da unten in dem Keller war?«
»Sieht ganz so aus«, meinte Bontrager. »Ich habe den Film vorlaufen lassen. Außer der Person mit der spitzen Kapuze, von der wir nur den Schatten sehen, geht niemand in die Gasse oder kommt heraus.« Er zeigte auf die Zeitangabe in der Ecke. »Jeden Abend um dieselbe Zeit.«
»Immer gegen zehn Uhr abends?«, fragte Jessica.
»Immer gegen zehn Uhr abends.«
Der Gedanke, dass jemand zehn Tage lang mit Stacheldraht an einen Stuhl gefesselt in einem dunklen, feuchten Kellerraum saß, voller Furcht und von schrecklichen Schmerzen gepeinigt, jagte Jessica einen kalten Schauer über den Rücken.
Bontrager spielte die
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