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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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ihrer elitären, gewinnorientierten Einstellung macht und es nach ihrem gesellschaftlichen Aufstieg in vollen Zügen genießt, nach Aspen in den Urlaub zu fahren. Nichts von diesem edel gesinnten Geschwätz über die Misere der schwarzen Unterschicht, über die sich schwarze Yuppies bei einem Glas Chardonnay langatmig auslassen können, um letzten Endes gar nichts zu tun. Camille unternimmt zwar auch nie was dagegen, tut aber wenigstens auf Dinnerpartys nicht scheinheilig so, als wollte sie es.
    Mein Rundgang endet, als ich höre, wie Camille den Schlüssel in der Tür umdreht.
    Sie wirkt geistesabwesend, als sie hereinkommt, gefolgt von einem großen, schlanken Schwarzen mit einem dünnen Oberlippenbart, der so perfekt gestutzt ist, dass er wie aufgemalt aussieht. Sein hellgrauer Giorgio-Armani-Anzug ist maßgeschneidert, mit Bügelfalten, die so scharf sind, dass man damit Brot schneiden könnte. Mr. Armani hat die routinierte Glätte eines Mannes, der rettungslos in sich selbst verliebt ist. Ein hübscher Junge.
    »Ich hab mein Handy vergessen«, sagt Camille lässig und schlendert zum Kamin, wo das Telefon auf dem Sims liegt. Mir fällt auf, dass ihr Verhalten trotz Mr. Armanis Gegenwart im Wesentlichen unverändert ist. Camille war noch nie der Typ, der sich aufspielt. Wenn jemand beeindruckt sein sollte, dann eindeutig er.
    »Ach, Darryl, das ist Jeff Danielson, Guard bei den Washington Bullets«, sagt Camille kurz angebunden und bückt sich, um ein paar gelbe und violette Blumen in einer Glasvase neu zu arrangieren. Dacht ich’s mir doch, dass Mr. Armani mir bekannt vorkommt.Ich lächele und vermute, dass Camille nicht erwähnt hat, dass ihr Bruder in der Wohnung wartet.
    Danielson reicht mir eine manikürte Hand, die nach Eau de Cologne von Lagerfeld duftet.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sage ich ungezwungen, leicht überrascht, dass ein NBA-Spieler lackierte Nägel und weiche Hände hat.
    Camille hat ihre Mission erfüllt, die vorgeblich darin bestand, ihr Handy zu holen, aber wohl eher dazu diente, Mr. Armani ihre Bude vorzuführen. Sie schlägt vor, dass wir mit dem Fahrstuhl in die dreizehnte Etage fahren, wo sich der Empfangssaal befindet.
    Im Aufzug macht Camille Smalltalk über Bürgermeister Clifford Shaw und darüber, dass das bevorstehende Rennen zwischen ihm und seinem Konkurrenten so knapp ausgehen wird, dass es unmöglich ist, den Wahlausgang vorherzusagen. Ich gehe bereitwillig darauf ein und erwidere, dass er wahrscheinlich gewinnen wird, was eine gute Sache wäre, da Shaw prinzipiell ein anständiger Mann ist. Danielson schweigt.
    Vermutlich schmollt er, nachdem ihm unerwartet Camilles Bruder in die Parade gefahren ist.
    Sobald wir den geräumigen Empfangssaal betreten, stürzt sich Camille kopfüber in ein Meer aus Calvin Kleins, Ralph Laurens und Liz Claibornes. Etwa sechzig der einflussreichsten schwarzen Prominenten aus Baltimore sind zugegen, tauschen wie wild Visitenkarten und erzählen jedem, der es hören will, wie bedeutend sie sind, wobei sie sich aufplustern, als gäbe es kein Morgen mehr. Ein Streichquartett liefert den musikalischen Hintergrund. Irgendwie schwierig, dazu zu tanzen, aber diese Möchtegern-Weißen würden wahrscheinlich sowieso lieber tot umfallen als zuzulassen, dass auch nur ein Schweißtropfen auf ihre maßgeschneiderten Klamotten fällt.
    Ein aufgeregtes Raunen geht durch den Saal, als die Gäste Daniel erkennen. Mehrere Männer und eine Handvoll umwerfender Frauen stürzen sofort auf ihn zu. Daniel ist wieder in seinem Element und lächelt zufrieden.
    Camille dreht sich zu mir um und winkt mich mit dem Zeigefinger zu sich. Verdammt, sie sollte eigentlich wissen, dass ich das hasse.
    »Nicht umdrehen«, flüstert sie mir zu, »aber siehst du die Frau im Rock ihrer kleinen Schwester? Sie hat mich mit Fragen bombardiert, als ich ihr von meinem Journalisten-Bruder erzählt habe.«
    Ein mit weißem Frack und weißer Fliege aufgedonnerter Kellner schlendert mit einem Tablett voller Champagnergläser vorbei. Virtuos schnappe ich mir eins, ohne an das Tablett zu stoßen oder dem Kellner den Schwung zu nehmen.
    Während ich die Champagnerflöte zum Munde führe und einen Schluck nehme, der an meiner verletzten Lippe brennt, drehe ich mich langsam um, um zu sehen, von wem Camille spricht.
    Besagter Rock ist auf den schwindelerregenden Körper einer Frau Anfang vierzig aufgemalt, die aussieht wie ein Model, das sich auf dem Weg zu einem Shooting verlaufen hat. Sie

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