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Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition)

Titel: Der tibetische Agent: Shan ermitteltRoman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Straßensperre der Polizei, aber auf dem eigentlichen Klostergelände schien sich nichts zu rühren. Er schwang sich die Schaufel wie eine Dienstwaffe auf die Schulter und machte sich zu Fuß auf den Weg zu den Ruinen.
    Als er mit Jamyang nachgesehen hatte, war dort am Tor nur ein Fahrzeug gewesen. Die Nonne, der Ausländer, der Chinese und ihr Mörder waren jedoch gewiss nicht alle gemeinsam dort eingetroffen. Oberhalb des Klosters gab es mehrere alte Pilgerpfade, aber sie liefen in der Nähe des Geländes alle zusammen, so dass aus jeder Richtung nur ein Hauptweg zu den alten Mauern führte.
    Einen knappen Kilometer von dem Kloster entfernt, blieb Shan an einer Wegkreuzung stehen und schaute den Pfad hinauf, der aus einem schmalen Hochtal herführte. Dort lag Tausend Stufen, die Einsiedelei der Nonnen. Die ermordete Nonne war zweifellos auf diesem Weg zum Kloster gelangt. Es war ein herrlicher Frühsommertag gewesen. Die Vögel hatten gesungen und die Frau in unbeschwerte Stimmung versetzt. Bei den Ruinen hatte sie dann die Arbeit an einer der alten Gebetsmühlen aufgenommen. Sobald ein oder zwei dieser Mühlen wiederhergestellt seien und von den Gläubigen gedreht würden, wäre das Kloster unbezwingbar, hatte Lokesh zu ihm gesagt, als könnten die Mühlen es so sicher wie Kanonen verteidigen.
    Shan drehte sich langsam auf der Stelle und ließ den Blick über die Landschaft schweifen. Die Nonne war von oben gekommen, der Chinese war gefahren, aber was war mit dem Ausländer, was mit dem Mörder? Das Kloster hatte einst das Zentrum des oberen Tals dargestellt. Pfade aus den Hirtengründen im Hochgebirge liefen hier zusammen, dazu andere von den Bauernhöfen und sogar von Chegar gompa, dem großen Kloster am Eingang des Tals, viele Kilometer von hier entfernt. Shan achtete darauf, für die Polizisten an der Straßensperre außer Sicht zu bleiben, und überprüfte die Pfade, die sich dem Kloster von den anderen drei Seiten näherten. Auf allen gab es eine Linie aus Spuren schwerer Stiefel, wo die Polizei das Gelände umrundet hatte. Näher an den Mauernfanden sich dann nur noch die Abdrücke der weichen und abgetragenen Schuhe der Tibeter. An der hinteren Mauer, wo der Pfad sich schon bald in einem Dickicht verlor, stieß Shan auf die Spur eines einzelnen Fahrrades. Jemand war damit zum Kloster gefahren und hatte es zwischen den Felsen versteckt. Später war er wieder weggefahren.
    Unten im Tal waren Fahrräder keine Seltenheit mehr, denn man redete den Leuten aus, weiterhin ihre Yaks und Esel einzusetzen, doch Shan konnte sich nicht entsinnen, je eines abseits der Straßen gesehen zu haben. Der Zustand der meisten Pfade ließ ohnehin keine Fahrzeuge zu. Er musterte die felsige Landschaft, in der der Pfad verschwand. Man gelangte auf ihm womöglich auf die oberen Hänge, aber Shan bezweifelte, dass man dort ein Fahrrad benutzen konnte. Der große Weg, der entlang des unteren Teils der Kammlinie verlief, eignete sich schon sehr viel eher dazu. Es handelte sich um den deutlich frequentierteren Pilgerpfad, der das Kloster und Chegar gompa verband.
    Gerade als Shan über die zerbröckelnde Mauer klettern wollte, hörte er ein lautes Knacken. Er fuhr herum und sah in fünfzig Metern Entfernung eine reglose Gestalt in einem Mönchsgewand stehen, die ihn anstarrte.
    Shan lief los, doch der Mönch war schneller. Er schlängelte sich zwischen einigen Felsblöcken hindurch und verschwand in dem Gewirr aus Vorsprüngen. Shan blieb keuchend stehen und hielt erwartungsvoll Ausschau. Ein einziges Mal bekam er den Unbekannten noch von fern zu sehen, einen kurzgeschorenen Kopf mit Sonnenbrille, der für eine Sekunde hinter einem Felsen hervorblickte. Das war alles. Dieser Mönch war nicht hergekommen, um beim Wiederaufbau zu helfen. Shan ging zu der Stelle, an der der Mann zunächst gestanden hatte. Unter seinem Fuß zerbrach etwas. Er bückte sich und hob ein schwarzes Stück Plastik auf. Dann sah er noch eines und nocheines, dann kleine, aber dicke Glasscherben. Hinter einem Felsen war der Boden mit Dutzenden dieser Bruchstücke übersät. Shan sammelte einige der größten Exemplare ein, legte sie vor sich hin und versuchte, sie irgendwie zusammenzusetzen. Eine Kamera. Jemand hatte eine Kamera gegen den Felsen geschmettert. Eine sehr teure Kamera, nach den Bruchstücken zu urteilen. Der Mönch war es jedenfalls nicht gewesen; er war nur versehentlich auf ein Stück Plastik getreten. Hatte auch dies der Mörder zu

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