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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Streit hat er mit niemandem gehabt.
    – Spricht das nicht für jemand von außerhalb?
    – Sieht so aus. Immerhin scheint man zu vermuten, dass Eulmann seinen Mörder kannte.
    – Wie das?
    – Er wurde aus nächster Nähe erschossen. Weniger als zehn Meter. Nichts deutet auf einen Kampf oder Gegenwehr von ihm hin.
    – Sondern?
    – Leo sagt, so wie die Polizei die Fußabdrücke im Sand deutet, könnten sie sogar miteinander geredet haben und sich gegenübergestanden sein.
    Ich richtete mich auf. Meine Mutter stellte mir den Kaffee auf den Tisch. Sie selbst nahm sich ein Glas Wasser und setzte sich zu mir.
    – Der einzige, wie ich finde, flaue Hinweis ist das Siegel Salomons, das der Täter in Sand gezeichnet haben soll. Eulmann könnte Jude gewesen sein und die Tat irgendwie von daher motiviert sein.
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
    – Wie sieht das denn aus, dieses Siegel?
    Ich tunkte meinen Finger in das Wasserglas und malte die zwei übereinanderliegenden Dreiecke auf den dunklen Holztisch.
    Sie beugte sich darüber.
    – Siegel Salomons? Da würde ich doch erst mal in einem Geometrie- oder Physikbuch nachsehen.
    Verblüfft sah ich meine Mutter an.
     
23.
    Langsam stieg Ella die knarrenden Stufen empor. Mit dem Verlassen der Küche war die Gefasstheit von ihr abgefallen, die sie Tino gegenüber hatte aufrechterhalten wollen. Sie fühlte sich alt, krank und hilflos. Oben in ihrem Zimmer zog sie nur die Schuhe und ihr Kleid aus und legte sich im Unterrock aufs Bett. Sie dachte noch einmal über das Gesagte nach. Was Tino über Eulmann erzählt hatte, galt auch für Irmis Tod. Der Täter konnte von überallher kommen, ein nachvollziehbares Motiv ergab sich aus seinen Handlungsweisen nicht, denn auch bei ihr waren Geld und Wertsachen unangetastet geblieben. Auf einen Streit oder eine Tat im Affekt deutete nichts hin. Allerdings, und hier verfestigten sich Ellas Ängste zum Verdacht, musste sich der Täter im Falle ihrer Schwägerin in der Person geirrt haben. Diese Schüsse hatten wohl ihr gegolten.
    Wenn es sich so verhielt, musste der Mörder spätestens nach den Zeitungsberichten von seinem Fehler wissen. Sie war sicher, dass er versuchen würde, ihn zu beheben. Aber wie hatte er Eulmann gefunden? Und wie war der Täter auf sie gekommen? Sie brach diese fruchtlosen Überlegungen ab.
    Das andere Leben, das sie hätte führen können, war nur scheinbar abgetan. Nicht bloß die Erinnerung war lebendig geworden, verschwundeneFiguren und verblasste Ereignisse traten aus dem Schatten. Man zwang sie zurückzukehren und ihnen entgegenzutreten.
    Sie stand auf und strich ihren Unterrock glatt. Dann stellte sie einen Stuhl an den Schrank und holte von oben ihren Koffer herunter. Sie wischte ihn ab und schob ihn unters Bett.
     
24.
    Bei meinem Aufbruch am nächsten Tag hatte ich ein schlechtes Gewissen. Aber ich musste zurück, das hatte ich Leo fest versprochen. Wenn die Renovierungsarbeiten vorüber seien, hatte er gesagt, würde ich jeden gewünschten Urlaub erhalten.
    – Ich komme wieder. In zwei, drei Wochen könnte es klappen.
    – Lass nur, sagte meine Mutter.
    Dass ihre Bemerkung einen Hintersinn haben könnte, daran hatte ich dennoch nicht gedacht. Aus ihr sprach, so fand ich, einfach nur Resignation.
    Am Spätnachmittag war ich wieder in Ottenrain angekommen. Ich sah sofort nach dem Rechten. Die Handwerker hatten eine schadhafte Stelle an der Balkonbrüstung neu aufgemauert. Die Mauer war perfekt, dass man jedoch eine andere Zementfarbe hätte verwenden sollen, war nicht bedacht worden. Die grauen Fugen sahen scheußlich aus. Durch die Beimischung von Kalk wäre das zu verhindern gewesen. Leo hatte sich nur pro forma um die Arbeiter gekümmert und im Zweifelsfall immer nur Ja gesagt. Ich holte den Trupp zu mir, um klarzumachen, dass das Kommando nun wieder bei mir lag und ich keine Nachlässigkeiten mehr dulden würde. Es handelte sich hier schließlich um ein Baudenkmal.
    Abends lag ich bei Mira. Ich hatte meinen Kopf in ihre Brüste vergraben. Das Telefon läutete unausgesetzt. Mira kraulte mein Haar und beugte sich über mich.
    – Das schellt bei dir.
    – Ist mir egal.
    Tatsächlich hörte es nach einer Weile auf, um dann aber nur noch ausdauernder zu klingeln. Wütend stand ich auf, streifte mein Hemd über und ging nach oben.
    Ich riss den Hörer von der Gabel,
    – Hallo!
    Mein Gegenüber geriet wegen des barschen Tons aus der Fassung. Als ich feststellte, dass es Georg war, den ich damit ins Stottern

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