Der Tod des Bunny Munro
den Fleischwolf gedreht, kleiner Scheißer.«
Bunny Junior streckte die winzigen Händchen in die Luft und verzog den Mund.
»Siehst du? Es gefällt ihm«, sagte Libby.
»Du siehst aus wie eine Schüssel Bolognese-Soße«, sagte Bunny, »wie ein Pavianarsch.«
Libby kicherte und legte ihre wunde, angeschwollene Hand auf den Kopf des Babys, und es schloss die Augen.
»Hör nicht auf den. Der ist nur eifersüchtig«, sagte sie.
Es war auch der Tag, an dem Sabrina Cantrell zu Besuch kam, Libbys Arbeitskollegin und »älteste Freundin«. Während Libby im Wohnzimmer das Baby stillte, machte Sabrina der erschöpften frischgebackenen Mutter in der winzigen Kochnische eine Tasse Tee. Bunny, der ihr seine Hilfe angeboten hatte, wurde plötzlich und völlig unerwartet Opfer einer sexuellen Zwangshandlung, in die Sabrina Cantrells Arsch und seine Hände verwickelt waren – irgendwas zwischen einem Klaps und einem beherzten Griff. Er kam einfach so aus heiterem Himmel, dieser Zwang, und selbst in dem Moment, als Bunny ihren Hintern mit vollen Händen begrapschte, fragte er sich: ›Was zum Teufel mach ich hier?‹ Natürlich wurde nichts daraus, und es war das letzte Mal, dass Bunny Sabrina Cantrell sah, aber dieser Vorfall brachte eine Reihe von Ereignissen ins Rollen, über die er keinerlei Kontrolle hatte. Es folgten ein Schrei und ein Befehl, es gab eine Tat und tatsächlich auch Konsequenzen – wochenlang gingen Erschütterungen durch das Haus der Munros. Warum hatte er das getan? Wer weiß das schon? Leck mich.
Bunny dachte nicht oft über diesen ersten ehelichen Fehltritt nach – was genau seine Hände so unaufhaltsam auf ihren sündigen Ruheplatz zugetrieben hatte –, aber er dachte oft daran, wie sich Sabrina Cantrells Hintern unter dem dünnen Crepe-Rock angefühlt hatte, wie herrlich sich ihre Arschbacken angespannt hatten, an das empörte Zucken des Muskels, bevor die Kacke am Dampfen war.
Bunny liegt in seiner zebragestreiften Unterhose im Queensbury Hotel am Regency Square auf dem Rücken, arbeitet sich durch eine Flasche Scotch und starrt aus uralten Augen auf den Minifernseher, der in der Zimmerecke dummes Zeug quasselt, und als er vorsichtig den Finger auf den Nasenrücken legt, treten zwei frische, dunkle Blutbächlein hervor, laufen ihm über das Kinn und tropfen geräuschlos auf seine Brust. Er flucht leise, dreht aus einem Kleenex zwei Stöpsel und steckt sie sich in die Nasenlöcher.
Das Zimmer ist eine Orgie aus psychedelischer Tapete und einem blutroten Paisley-Teppich, dessen Design offenbar von den geisterverfolgten Technicolor-Albträumen eines australischen Hinterhof-Engelmachers inspiriert wurde. Die scharlachroten Vorhänge hängen herunter wie rohe Fleischfetzen, und auf einem Papierlampenschirm an der Decke winden sich grimmige, schnurrbärtige chinesische Drachen. Es stinkt nach kaputten Rohrleitungen und Bleiche, und es gibt weder Zimmerservice noch eine Minibar.
Bunny Junior liegt im Schlafanzug auf dem anderen Bett und führt einen heldenhaften Kampf gegen seine gepeinigten Augenlider – er nickt ein, schreckt hoch und nickt wieder ein –, und er gähnt ein bisschen, kratzt sich ein bisschen und legt den Kopf auf die gefalteten Hände, um zu schlafen.
»Daddy?«, murmelt er in sich hinein, traurig und rein rhetorisch.
Bunny hört auf, an Sabrina Cantrells Arsch zu denken, und stellt sich stattdessen ihre Muschi vor, und schon bald wandern seine Gedanken zu der von Avril Lavigne. Er ist sich fast sicher, dass Avril Lavigne das Walhalla aller Vaginas hat, und diese spätabendliche geistige Anstrengung hat zur Folge, dass er kurz darauf sorgfältig die Seiten der Daily Mail über sein halbsteifes Glied faltet. Schließlich ist ein Kind im Raum.
Bunny zündet sich eine Lambert and Butler an und konzentriert sich auf den Fernseher. In einer »Bekenntnis-Talkshow« beichtet eine Frau ihre Sexsucht. Das interessiert Bunny im Prinzip nicht weiter, außer dass er sich nur schwer vorstellen kann, wie diese Bratze mit ihrem Dreifachkinn, ihren Schwabbelarmen und ihrem fetten Arsch genug willige Typen findet, die ihre ausschweifenden Gelüste befriedigen wollen. Aber das ist offensichtlich kein Problem, und sie erzählt in allen obszönen Einzelheiten von ihren nymphomanischen Exzessen. Kurz darauf holen sie ihren niedergeschlagenen und kamerascheuen Mann herein, und sie bittet ihn um Vergebung. Langsam zoomt die Kamera ihr tränenüberströmtes Gesicht heran, und sie sagt: »Oh Frank,
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