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Der Tod des Bunny Munro

Der Tod des Bunny Munro

Titel: Der Tod des Bunny Munro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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wiegt den Oberkörper vor und zurück und sagt: »Sie schickt mich raus. Aber ich hör sie noch Meilen weit weg. Sie klingt wie ein erwürgtes Huhn. Kikeriki!« Das Mädchen schlägt mit den Ellbogen.
    »Wie ein Hahn, meinst du«, sagt der Junge.
    »Ja, kann sein. Jedenfalls hört man sie noch Meilen entfernt.«
    Bunny Junior zeigt auf das Fahrrad des Mädchens und sagt: »Mein Dad könnte dein Fahrrad einem Barrakuda verkaufen.«
    Das Mädchen streicht sich den Pony aus den Augen und fragt: »Was ist denn das?«
    »Ein Raubfisch«, sagt er. »Er hat Hunderte von rasiermesserscharfen Zähnen in den Kiefern.«
    »Oh«, sagt das Mädchen.
    Sie klingelt mit ihrer Fahrradglocke. »Hat mir mein Dad gekauft.«
    »Das Fahrrad?«, fragt Bunny Junior.
    »Nee, die Klingel.«
    Das Mädchen wiegt sich noch ein wenig vor und zurück und schneidet Grimassen, einfach so. Bunny Junior mag das Mädchen. Er findet sie sehr hübsch und hat vorher eigentlich noch nie so richtig mit einem Mädchen gesprochen. Er paddelt eine Weile mit den Füßen und überlegt, was er ihr erzählen könnte.
    »Meine Mum ist gestorben«, sagt er wie aus heiterem Himmel, und plötzlich schießt ihm das Blut ins Gesicht, und er presst sich verlegen und beschämt in den Autositz.
    »Echt?«, fragte das Mädchen und rollt mit dem Fahrrad näher an das Autofenster heran, und Bunny Junior sieht, dass sie knallroten Glitzernagellack und über den Augen etwas blauen Lidschatten trägt.
    »Ich würde mir wünschen, meine Mutter würde auch sterben«, sagt sie. »Sie ist eine alte Schlampe.«
    Der Blutandrang lässt nach, das Tosen in den Ohren legt sich, und Bunny Junior nimmt seine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach und setzt sie auf.
    »Ich muss nicht in die Schule gehen«, sagt er.
    Das Mädchen lächelt, zieht ihr Bikinihöschen glatt, streicht sich den Pony aus den Augen und sagt: »Cool.«
    »Mein Dad sagt, das brauch ich nicht.«
    Eine Minute lang schweigen beide, Bunny Junior rückt seine Brille gerade, das Mädchen legt den Kopf schräg und sieht den Jungen im Auto an, die Sonne brennt vom Himmel herab und das Mädchen klingelt zweimal. Bunny Junior greift rüber zur Fahrerseite und drückt als Antwort zweimal auf die Hupe. Sie lächeln einander an und blicken zusammen die leere Straße hinab. In diesem Moment kommt Bunny aus dem Haus, geht über den sonnenversengten Rasen und steckt sich dabei das Hemd in die Hose.
    »Da kommt er«, sagt Bunny Junior leise, »mein Dad.«
    Er wünscht sich, sein Dad würde sich umdrehen und wieder in das Haus gehen, denn er will ihn nicht sehen – obwohl er jetzt wesentlich besser aussieht als beim Reingehen. Auf dem Weg hierher hatte sein Dad andauernd das Radio an- und ausgeschaltet, war auf seinem Sitz herumgerutscht, hatte gehupt, in einer Tour die Flasche angesetzt und war gefahren wie ein Geistesgestörter, und als sie bei dem Haus ankamen, war er auch noch wie ein richtiges Kaninchen über den Rasen gehoppelt. Aber sein Dad soll vor allem deshalb wieder ins Haus gehen, weil ihm plötzlich eine Million Dinge einfallen, die er diesem Mädchen auf dem Fahrrad erzählen will – über den Weltraum, den Busch in Afrika oder den Mikrokosmos der Insekten oder so, und dabei weiß er noch nicht mal, wie sie heißt.
    »Dürfte ich mal bitte, junge Dame«, sagt Bunny, als er am Punto ankommt.
    Bunny findet, nichts bringt einen für den Tag besser in Schwung, als sich gleich am Morgen mal so richtig die Rohre freizupusten. Er war schwermütig, verkatert und voller Schmutzwasser aufgewacht und hatte deshalb vielleicht ein bisschen zu tief ins Glas geschaut. Er hatte überlegt, ob er vielleicht was mit der schnuckeligen kleinen Kellnerin im Frühstücksraum des Queensbury Hotels anfangen sollte, war sich aber nicht ganz sicher gewesen. Dann fiel ihm Mylene Huq aus Rottingdean ein, und ein kurzer Anruf bei Poodle genügte, um an ihre Adresse zu kommen. Es heißt, dass der Mann von Mylene Huq mit einem halb so alten Mädel durchgebrannt ist und dass Mylene Huq seither dem heroischen Rachevögeln frönt. Mittlerweile hat sich das in der Umgebung rumgesprochen, und alle stecken ihn mal rein, solange noch Zeit ist. Solche Gelegenheiten sind meist schnell vorbei und enden immer in Tränen, aber man muss schon sagen, dass solche Weiber im verbissenen Kampf um ihre spezielle Art von Gerechtigkeit abgehen wie geölte Kälber.
    »Dürfte ich mal bitte, junge Dame«, sagt er noch einmal.
    »Na, bist du fertig damit, meine Mum zu

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