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Der Tod des Bunny Munro

Der Tod des Bunny Munro

Titel: Der Tod des Bunny Munro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Cave
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zu Besuch gekommen ist und so lange zu bleiben gedenkt, bis alle Lichter ausgehen. Er spürt einen jähen Stich im Magen und sagt: »Ich suche eine gewisse Mrs. Candice Brooks.«
    Die alte Dame hebt eine arthritische, klunkerschwere Hand, rückt ihre Brille zurecht und erwidert: »Ja, das bin ich. Was kann ich für Sie tun, junger Mann?«
    ›Junger Mann?‹, denkt Bunny, ›ist die blind, oder was?‹, und dann sieht er, dass sie tatsächlich blind ist. Still sinnt er darüber nach, ob das für ihn ein Vorteil oder ein Nachteil ist. Sein unverwüstlicher Optimismus siegt, und er entscheidet sich für Ersteres.
    »Mrs. Brooks, mein Name ist Bunny Munro. Ich vertrete die Firma Eternity Enterprises. Sie haben bei unserer Zentrale um eine unverbindliche Demonstration unseres Kosmetiksortiments gebeten.«
    »So, habe ich das?«, fragt die alte Dame, und ihre Ringe schlagen klackend gegen die Türkante.
    »Ich habe Sie auf meiner Liste, Mrs. Brooks.«
    »Oh, das glaube ich Ihnen gern, Mr. Munro. Ich vergesse wahrscheinlich noch, zu meiner eigenen Beerdigung zu kommen«, sagt die alte Dame mit Galgenhumor und gluckst.
    Mrs. Brooks bittet Bunny herein und führt ihn durch eine kleine, dunkle Küche. Bunny betrachtet ihre geschwollenen Knöchel und die Stützstrümpfe und denkt, dass sie sich höchstwahrscheinlich als klassische Zeitverschwendung erweisen wird – eine einsame alte Schachtel, die nur jemanden zum Reden braucht. Wenn er früher mit seinem Dad unterwegs war, einem Antiquitätenhändler, waren es genau solche gutmütigen alten Muttchen, aus denen sein alter Herr was rausholen konnte – die er so richtig melken konnte. Darin war er einsame Spitze, ein echter Charmeur. Aber ihnen ihre antiken Möbel abzuschwatzen, war eine Sache, ihnen Schönheitsprodukte zu verkaufen, eine ganz andere.
    »Ich hoffe, das neue Mädchen, das zum Putzen kommt, hat die Wohnung in einem anständigen Zustand hinterlassen. Ich weiß das nie so recht. Diese jungen Dinger kommen und gehen. Sie kosten ein Vermögen, aber keine will sich wirklich um eine alte Schrulle wie mich kümmern.«
    »Das sind keine Putzhilfen, sondern Schmutzhilfen, Mrs. Brooks«, sagt Bunny, und Mrs. Brooks, die sich mit ihrem weißen Stock durch die Küche tastet, gluckst.
    »Ganz genau, Mr. Munro«, erwidert sie, und mit einer plötzlichen Plasmawallung in seiner Leopardenunterhose muss Bunny daran denken, wie sich Mylene Huq aus Rottingdean aufgebäumt, das ganze Haus zusammengeschrien und ihn angefleht hatte, ihr aufs Gesicht zu spritzen.
    Bunny folgt Mrs. Brooks ins Wohnzimmer, wo die verbrauchte Luft schwer im Raum hängt, so als wäre die Zeit selbst verknöchert und zu etwas Starrem, Unnachgiebigem geworden. Die Regale sind mit alten, staubbedeckten Büchern beladen, und die Abwesenheit eines Fernsehers wirkt grauenvoll und gespenstisch. Das Bösendorfer-Klavier, das mit offenem Deckel an der Wand am anderen Ende des Raums steht und seine gelben Zähne bleckt, würde irgendeinem findigen Antiquitätenhändler in ein paar Jahren ein nettes Sümmchen einbringen, denkt sich Bunny, und er zeigt sinnloserweise auf das Klavier und fragt die blinde alte Dame: »Spielen Sie?«
    Mrs. Brooks hält ihre arthritischen Hände wie Monsterklauen in die Luft und kichert wie eine Göre. »Nur an Halloween«, sagt sie.
    »Sie sind ziemlich vertrauensselig. Lassen Sie immer Fremde in Ihre Wohnung?«, fragt Bunny.
    »Vertrauensselig? Ich stehe mit einem Bein im Grab, Mr. Munro. Was gibt es bei mir schon zu holen?«, sagt die alte Dame, bahnt sich mit ihrem antennenartigen Stock, der klackernd gegen die Möbel schlägt, den Weg zu einem Chintz-Sessel und lässt sich hineinsinken.
    »Sie würden sich wundern«, entgegnet Bunny, sieht auf die Uhr und erinnert sich plötzlich, dass er letzte Nacht im Rausch geträumt hat, er hätte eine Streichholzschachtel voll mit den Klitoris von Stars gefunden – denen von Kate Moss, Naomi Campbell, Pamela Anderson und (unter anderem) natürlich auch von Avril Lavigne – und vergeblich versucht, mit einer stumpfen Stricknadel Löcher in den Deckel zu stechen, während die kleinen rosa Erbsen nach Luft schrien.
    »Ich mag zwar blind sein, Mr. Munro, aber meine restlichen Sinne haben mich noch nicht verlassen. Und Sie scheinen mir ein netter Mensch zu sein.«
    Mrs. Brooks bietet Bunny den Stuhl ihr gegenüber an, und Bunny verspürt plötzlich den Drang, sich umzudrehen und die Beine in die Hand zu nehmen – das Zimmer erscheint ihm wie ein

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