Der Tod des Maerchenprinzen
unserer Beziehung und obwohl wir uns kaum kannten, eine viel schönere Sexualität erlebt habe als mit Uli. Helmuth, der vor lauter Versagungsängsten eben einfach zu früh abspritzt... und dem es schon das zweite Mal, als wir zusammen schlafen, nicht mehr so geht, weil wir Vertrauen zueinander gewonnen haben... Helmuth, dieser kleine Spinner, der jedesmal wenn ich ihn wiedertreffe, gerade wieder die Parteizugehörigkeit gewechselt hat... während ich immer noch beim KBW rumtanze... Helmuth, der mir jedesmal drei neue berufliche Zukunftsperspektiven auf die Platte bringt, wenn ich ihn sehe... und doch immer noch das gleiche studiert...
Ich fange an, reihenweise mit anderen Typen ins Bett zu gehen... will genauso gefühlskalt sein wie die... es klappt nicht... ich verknalle mich mindestens jedes zweite Mal... Liebeskummer...
Die Male, die ich mich nicht verknalle, genieße ich es, meine Gefühlskälte zu zeigen... ich bin eine emannzipierte Frau... ich kann genauso schweinisch sein wie ihr... daß ich dabei noch nicht mal... noch nicht mal ... einen Orgasmus hab, tut meiner Emanzipation keinen Abbruch...
Oder eben doch... eine emanzipierte Frau hat ihren Orgasmus zu kriegen... sonst ist sie wohl verklemmt... Zeitschriften an den Kiosken... «Soll eine Frau ihrem Mann einen Orgasmus Vortäuschen?» Die Zeitschriften sind zu teuer für meine 15 DM Taschengeld im Monat... muß mir die Frage alleine beantworten... ich bin doch nicht verklemmt... wenn die Typen merken, daß ich keinen Orgasmus habe, denken die doch, ich bin verklemmt...
Also...
Außerdem ist es doch meine Berufung, «ihm» mit sanfter Hand die Sorge von der Stirn zu streichen, er sei der Versager.
Wenn dann tatsächlich mal einer nicht so losrammelt, ich meine emannzipierten Leistungsängste etwas verliere und der Typ ganz langsam macht, krieg ich auch tatsächlich manchmal ’n Orgasmus. Wenn ich unten liege... Meine Güte, bin ich verkorkst...
Aber ist doch klar. Jahre später geht mir das Licht auf: Wenn ich auch noch oben liegen muß, habe ich ständig das Gefühl, die Leistungsnorm erfüllen zu müssen, die doch wieder die Typen setzen. Fühle mich gezwungen, mich möglichst schnell zu bewegen, weil Männer das geil finden... und ich will doch gut im Bett sein... wenn die schon bestimmen, wie gerammelt wird, dann sollen die wenigstens oben liegen und auch die Arbeit haben.
Wenn ich mal versuche, meinen Rhythmus «an den Mann zu bringen», schnallt das kein Typ, fängt doch an, schnell zu rammeln. Zaghafte Versuche, das zu verbalisieren... in längeren Beziehungen jedenfalls... kein Echo... geht wohl nicht... Männer sind eben zu geil, um auch noch an mich zu denken, wenn sie mit mir zusammen sind... zusammen sind? ... na ja...
Dann sollen die wenigstens oben liegen und selber ihr Gerammel übernehmen.
Ganz selten... ganz, ganz selten... gibt’s mal Männer, bei denen das anders ist... wo ich beim Zusammenschlafen einen Orgasmus kriege, der viel schöner ist als das technische Rumgebastle an meiner Klitoris. Sage das Uli. Uli lacht. Missionarsstellung. Wie altmodisch. Von der Seite vögeln ist geil.
Als Elke mich eines Tages fragt, wie wir in unserer Beziehung das Problem lösen, wenn einer von beiden keine Lust hat, miteinander zu schlafen, ihr ginge das öfter so... antworte ich... von mir selber überzeugt: «Das Problem gibt es bei uns nicht.» (Wir sind eine emannzipierte Beziehung, wo immer gebumst wird!)
Nach drei Jahren endlich... nach drei langen Jahren schaffe ich es endlich, mich Uli sexuell zu verweigern... und drei Wochen später, mich von ihm zu trennen.
Wochen nach unserer Trennung laufen mir zum erstenmal Schauer über den Rücken, als er meinen Nacken küßt... geht er zum erstenmal so wirklich auf mich ein, als ich mit ihm schlafe...
Zu spät. Ich habe mich von ihm gelöst.
Verknalle mich in Mivo. Schlafe mit ihm im Alkoven, obwohl ich mich eigentlich mit Wilfried hier hingelegt hatte, mit dem ich alles auch schon durch einen plumpen Flirt vorbereitet habe. Wilfried, der dunkle Haare und ’n Schnauz hat, und braune freundliche Augen. Genau mein Typ ist, weil seine Augen so nett sind, obwohl ich eigentlich auf blond mit Vollbart stehe. Bilde ich mir ein. Vollbart ist schon richtig, aber daß es immer blonde Typen sind, liegt wohl eher an unseren Breitengraden und ist Zufall. Auf jeden Fall haben die Typen, in die ich mich verknall, immer unheimlich nette Augen.
Es liegen also schon zwei Schlafsäcke auf Wilfrieds
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