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Der Tod hat einen Namen

Der Tod hat einen Namen

Titel: Der Tod hat einen Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon de Winter
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angerichtet haben?"
    "Vater, bitte." Victor warf ihm einen mahnenden Blick zu. "Ich glaube kaum, daß hier der richtige Ort ist, um Miß Lindsay Vo rwürfe zu machen."
    Benommen kehrte Pamela an den Flügel zurück. Sie hatte sta rke Kopfschmerzen. Während sie ihre Finger auf die Tasten legte und die ersten Takte einer Mazurka spielte, beobachtete sie, wie Kathleen Callison von ihrem Mann und ihrem Sohn nach draußen geführt wurde.
    Es dauerte einige Minuten, bis im Ballsaal wieder Ruhe ei nkehrte, aber dann lauschten die Zuhörer so hingerissen wie zuvor dem Spiel der jungen Frau.
    Pamela gab ihr Bestes, um das Konzert zu einem guten A bschluß zu bringen, aber sie war nicht mehr mit dem Herzen dabei. Nach wie vor verstand sie nicht, weshalb es ihr unmöglich gewesen war, das Spiel ihrer Finger zu beherrschen. Konnte wirklich ein fremder Geist von ihr Besitz ergriffen haben?
    Erst der Beifall machte es der jungen Frau bewußt, daß sie die Mazurka beendet hatte. Sie riß sich zusammen und wandte sich dem Publikum zu. Leicht neigte sie den Kopf.
    Dr. Callison kehrte in den Ballsaal zurück. So, als sei nichts geschehen, setzte er sich wieder in die erste Reihe und stimmte in den Beifall ein.
    Pamela wandte sich erneut dem Flügel zu. Sie spielte eine Ballade, die nach einem romantischen Gedicht aus Frankreich geschrieben worden war. Obwohl es sich um ihr Lieblingsstück handelte, sehnte sie zum ersten Mal in ihrem Leben das Ende e ines Konzerts herbei. Sie machte sich Sorgen um ihre Gastgeberin und konnte die Spannung, kaum noch ertragen.

8.
    Charles Callison und sein Sohn begleiteten die letzten Gäste der Vernissage zu ihren Wagen. Trotz Kathleens Zusammenbruch war die Veranstaltung zu einem vollen Erfolg geworden. Edith Race und Daniel Harbuck konnten zufrieden sein. Bereits an di esem ersten Tag waren mehrere ihrer Werke verkauft worden.
    "Meine Mutter würde Sie gerne sprechen, Pamela", sagte Dr. Callison.
    Pamela, die von Edith Race in ein Gespräch über moderne Malerei verwickelt worden war, entschuldigte sich bei der jungen Frau und folgte Victor in den rechten Flügel des Hauses. "Wie geht es Ihrer Mutter?" erkundigte sie sich.
    "Schon wieder besser, machen Sie sich keine Sorgen", erw iderte er. Nachdenklich blickte er die Pianistin an. "Wissen Sie, daß Sie mir viele Rätsel aufgeben?"
    "Ihr Vater ist ziemlich wütend auf mich", bemerkte die junge Frau. "Hängt es mit dem Stück zusammen, das ich gespielt habe?"
    Victor nickte. "Ich nehme an, Sie wissen, daß es nicht von Chopin ist?"
    "Sie werden mir kaum glauben, wenn ich Ihnen sage, daß ich nichts dafür kann", meinte Pamela.
    "Sagen wir, es würde mir sehr schwer fallen", bemerkte er, "doch ich will Kathleen nicht vorgreifen. Sie würde mir das zu recht übelnehmen." Er blieb vor einer Tür stehen und klopfte.
    "Ja, bitte!" rief Liz Roberts.
    Die jungen Leute traten ein. "Danke, daß Sie bei meiner Mutter geblieben sind, Liz", sagte Victor.
    "Als wenn das nicht selbstverständlich gewesen wäre, Master Victor", meinte die Haushälterin und ging hinaus.
    Kathleen Callison winkte Pamela an ihr Bett. "Setzen Sie sich", bat sie mit schwacher Stimme. Sie hob die Hand und berührte das Gesicht der jungen Frau. "Wie blaß Sie sind."
    "Ich habe ein wenig Kopfschmerzen." Pamela umfaßte Kathleens Hand. "Es tut mir leid, was geschehen ist."
    "Es gibt nichts, was Ihnen leid tun müßte", fiel ihr die Hausherrin ins Wort. "Victor?"
    "Ja, Kathleen?" Der junge Arzt beugte sich über seine Stie fmutter.
    "Bitte, laß mich mit Pamela alleine und sage auch Charles, daß wir nicht gestört werden wollen", bat sie.
    "Ich weiß nicht, Kathleen." Victor warf Pamela einen hilfesuchenden Blick zu. "Du brauchst jetzt in erster Linie Ruhe", meinte er. "Als Arzt bin ich entschieden dagegen, dich in diesem Zustand alleine zu lassen."
    "In Windhaven bist du in erster Linie mein Sohn", erwiderte Kathleen. "Ich fühle mich nur noch etwas schwach, sonst geht es mir schon wieder ausgezeichnet. Also, geh jetzt, Victor."
    "Wenn etwas sein sollte, rufen Sie mich bitte sofort, Pamela", wandte sich Victor an die Pianistin. Er ging zur Tür, warf einen letzten, zögernden Blick auf seine Stiefmutter und verließ das Zimmer.
    Kathleen Callison richtete sich etwas auf. "Woher kennen Sie das Stück, daß Sie heute nachmittag gespielt haben, Miß Lin dsay?" fragte sie und hielt Pamelas Hand fast wie in einem Schraubstock gefangen. "Es dürfte Ihnen klar sein, daß ich keines der Werke von

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