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Der Tod hat einen Namen

Der Tod hat einen Namen

Titel: Der Tod hat einen Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon de Winter
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"Wenn man einen Menschen von ganzem Herzen liebt, erinnert man sich doch gerne an ihn."
    "Er hat meine Mutter über alles geliebt, aber sie wollte ihn verlassen. Darüber ist er niemals hinweggekommen."
    Es ging sie nichts an, dennoch fragte Pamela: "Gab es einen anderen?"
    Dr. Callison hob die Schultern. "Ich weiß es nicht", gestand er. "Es muß wohl so gewesen sein. Meine Mutter erzählte mir, sie würde auf eine lange Europa-Reise gehen und es sei nicht möglich, mich mitzunehmen, weil ich der zukünftige Herr von Windhaven wäre. In der Nacht darauf erlitt sie einen heftigen Herzanfall und kam ins Krankenhaus. Zwei Wochen später war sie tot."
    "Meine Eltern kamen bei einem Lawinenunglück ums Leben", sagte Pamela. "Der Tod trifft die Menschen immer dann, wenn sie es am wenigstens vermuten."
    Victor atmete tief durch. "Sprechen wir von etwas Erfreulicherem", schlug er vor. "Was halten Sie von einem Spaziergang unten am Meer?"
    "Eine fabelhafte Idee", lobte die junge Frau.
    "Ich habe nur gute Ideen", scherzte er.
    Zehn Minuten später verließen sie das Haus und wandten sich den Klippen zu. Victor Callison sprach von den Leuten, die in Windhaven arbeiten. Pamela erfuhr, daß bereits die Eltern von Liz Roberts hier angestellt gewesen waren. Liz selbst war von se inemGroßvater auf eine Privatschule geschickt worden, um später als Nanny für die künftigen Enkel da zu sein.
    "Etwas Besseres hätte mein Großvater kaum tun können", meinte er. "Liz Roberts hätte mich selbst gegen einen wütenden Löwen verteidigt. Leicht habe ich es ihr nicht immer gemacht, zumal mich mein Onkel William zu den tollsten Streichen ansti ftete. Später, als dann Dinah noch bei uns war, mußte die gute Liz oft ein Machtwort sprechen, um überhaupt Gehör zu finden."
    "Klingt, als hätten Sie trotz allem eine schöne Kindheit g ehabt", meinte Pamela.
    Sie hatten die Klippen erreicht. Victor nahm ihre Hand und half ihr bei einer besonders schwierigen Stelle des steilen Pfades. "Ja, wir hatten eine schöne Kindheit", bestätigte er. "Kathleen hat alles getan, um mir eine gute Mutter zu sein. Von Anfang an hat sie zwischen mir und Dinah keinen U nterschied gemacht."
    Pamela zog ihre Schuhe aus und lief durch den kühlen Sand zum Wasser. "Wie klar es ist!" rief sie und wandte sich Victor zu. "Warum kommen Sie nicht? Befürchten Sie, naß zu werden? Sind Sie wasserscheu?" Sie bückte sich, schöpfte mit der hohlen Hand Wasser und spritzte es in seine Richtung.
    "So etwas Hinterhältiges!" Victor Callison war mit wenigen Schritten bei ihr. Er hielt ihre Hand fest. "An und für sich sollte ich Sie jetzt untertauchen", drohte er.
    "Lassen Sie Gnade vor Recht ergehen", bat die Pianistin. Ihr Blick fiel auf die Höhlen, die die Klippen in wenigen Metern En tfernung durchzogen. "Geht es dort weit in die Felsen hinein?"
    Dr. Callison folgte ihrem Blick. "Drei der Höhlen führen in ein weitverzweigtes, unüberschaubares Tunnelsystem", erwiderte er. "Die anderen sind nicht tiefer als ein paar Meter. Uns Kindern war es streng verboten, auch nur eine der Höhlen zu betreten, aber natürlich haben wir uns davon nicht abhalten lassen. Mein Onkel William war da noch schlimmer als Dinah und ich. Ich erinnere mich an einen Abend, an dem wir mit Fackeln fast hundertfünfzig Meter in die Höhlen eingedrungen sind. Wir nahmen Kreide mit, um uns nicht zu verlaufen. Trotzdem wäre fast etwas passiert. Dinah rutschte aus und wäre fast in einen tiefen Krater g efallen."
    Pamela dachte daran, daß man vor zehn Jahren vergeblich nach dem Mädchen gesucht hatte. "Könnte Ihre Schwester sich nicht in den Höhlen verlaufen haben?" fragte sie.
    Ihr Begleiter verneinte. "Mein Vater sorgte dafür, daß die Höhlen nicht mehr weiter als zehn Meter betreten werden können. Unser Abenteuer kam nämlich heraus, weil sich Dinah den Fuß gebrochen hatte." Er wandte sich von den Höhlen ab. "Laufen wir noch ein Stückchen am Strand entlang", schlug er vor und zog ebenfalls seine Schuhe aus.
    Schweigend gingen sie durch das flache Wasser. Dann kam Victor wieder auf seinen Onkel zu sprechen. Er erzählte der ju ngen Frau, daß William Callison sich schon seit Jahren nicht mehr in Windhaven hatte blicken lassen. "Mein Onkel ist ein Abenteurer", sagte er. "Er ist überall auf der Welt zu Hause, wo es etwas zu entdecken und zu erleben gibt. Vielleicht haben Sie sogar schon eines seiner Reisebücher gelesen. Letztes Jahr war er sogar im Himalaja."
    "Und in all den Jahren ist er

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