Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf

Titel: Der Tod ist mein Beruf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
Vom Netzwerk:
rührte sich nicht mehr als eine Statue. Als der türkische Major seine Rede beendet hatte, erklang Suleimans Stimme in deutscher Sprache, mit großer Zungenfertigkeit, feierlich und schneidend. Ich verstand die Worte: "Major... Ehrenwort ...auf seinen Säbel... nicht das richtige Dorf..."
    Daraufhin grüßte von Ritterbach kurz und kam auf uns zu. Er ritt an mich heran und sagte mit eisiger Stimme: "Es liegt ein Irrtum vor. Wir reiten weiter."
    Sein Pferd war ganz nahe an meinem, und ich sah in seinen langen braunen Händen die Zügel zittern. Einen Augenblick später fuhr er fort: "Sie nehmen die Spitze. Dieser Suleiman wird Ihnen den Weg zeigen."
    Ich sagte: "Zu Befehl, Herr Leutnant."
    Er starrte ins Leere vor sich hin, aber plötzlich fing er an, wütend zu schreien: "
    Wissen Sie nichts anderes zu sagen als ,Zu Befehl, Herr Leutnant'?"
    Nach einer halben Stunde Trab streckte Suleiman vor meiner Brust den Arm aus. Ich hielt.

    "Horchen Sie! Man hört die Hunde."
    Dann setzte er hinzu: "Diesmal ist es das Dorf der Aufrührer."
    Ich schickte einen Dragoner ab, den Leutnant zu benachrichtigen, und nun rollte dasselbe Manöver ab wie vorher, aber diesmal von wütendem Gebell begleitet. Meine Leute begaben sich von selbst auf ihre Plätze. Sie waren mürrisch und schweigsam. Plötzlich erschien eine kleine weiße Gestalt zwischen den Häusern. Die Dragoner rührten sich nicht, aber ich fühlte, wie eine Spannung durch die ganze Reihe lief. Die Gestalt näherte sich uns mit einem seltsamen Geräusch und blieb schließlich stehen. Es war ein Hund. Er fing kläglich an zu heulen und wich vor uns Schritt für Schritt zurück, das Hinterteil flach auf dem Boden. In diesem Augenblick erscholl Geklapper von Hufen, eine Salve Gewehrfeuer und in dem kurzen Schweigen, das darauf folgte, der Schrei einer Frau, gellend, herzzerreißend, endlos. Im nächsten Augenblick knatterten gleichzeitig an allen Ecken Schüsse, dann erhellte ein grelles Licht den Himmel, man hörte dumpfe Schläge, Getrappel, Klageschreie, und unsere Pferde fingen an, unruhig zu werden. Drei Hunde kamen wie der Wirbelwind aus dem Dorf heraus, jagten auf uns zu und hielten plötzlich, fast unter den Füßen unserer Pferde, an. Einer hatte eine große blutige Schnittwunde unter der Schulter. Sie fingen an zu kläffen und Klageschreie auszustoßen wie Kinder. Dann wurde einer von ihnen mit einem Male kühn und flitzte wie ein Pfeil zwischen Bürkels Pferd und meinem durch. Die beiden anderen stürzten sofort hinterher, ich wandte mich im Sattel, um ihnen nachzuschauen, sie machten noch ein paar Sprünge, dann blieben sie plötzlich stehen, setzten sich auf ihr Hinterteil und fingen an, schrecklich zu heulen. Auf einen gellenden Schrei hin drehte ich mich wieder um, aus dem Dorf klangen dumpfe Schläge, und zweimal pfiffen Kugeln über unsere Köpfe. Die Hunde hinter uns heulten entsetzlich, die Pferde wurden unruhig, ich wandte den Kopf nach rechts und sagte: "Bürkel, geben Sie einen Schuß ab, um die Tiere zu verjagen!"
    "Auf die Tiere, Herr Unteroffizier?"
    Ich sagte scharf: "Aber nein, nicht auf die armen Tiere; schießen Sie in die Luft!"
    Bürkel schoß. Aus dem Dorf kam eine Gruppe weißer Gestalten gerannt, den Hang hinunter auf uns zu, eine schrille Frauenstimme erscholl, ich richtete mich im Sattel auf und rief auf arabisch: "
    Weg hier!"
    Die weißen Gestalten blieben stehen, fluteten zurück, und als sie zögerten, stürzten sich dunkle Gestalten auf sie. Säbel blitzten auf, und dann war alles vorbei. Dreißig Meter vor uns hob sich vom Boden deutlich ein kleines, weißes, unbewegliches Häufchen ab, das nur wenig Platz einnahm. Rechts von mir beleuchtete eine kleine blaue Flamme die Hände und das Gesicht eines Dragoners; ich begriff, daß er nach der Uhr sah, und da dies wahrhaftig nicht wichtig war, rief ich: "Ihr könnt rauchen."
    Eine Stimme antwortete freudig: "Schönen Dank!"; kleine rote Punkte leuchteten in der ganzen Linie auf, und die Spannung ließ nach. Die Schreie und das Geheul setzten wieder mit solcher Stärke ein, daß sie das Hundegebell übertönten. Es war unmöglich, Männerund Frauenstimmen zu unterscheiden, sie klangen zugleich schrill und rauh, und als ob ein Choral heruntergeleiert würde. Als es etwas stiller wurde, sagte Bürkel: "Herr Unteroffizier, sehen Sie dort!"
    Eine kleine weiße Gestalt kam den Hang herunter auf uns zu, merkwürdig zögernd, und jemand sagte gleichgültig: "Ein Hund."
    Die kleine Gestalt

Weitere Kostenlose Bücher