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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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selbst.«
    »Jetzt halten Sie aber mal die Luft an!« bullerte Morse los.
    »Nein, das tue ich nicht. Sie haben mich eben als Freund bezeichnet. Als Freund sage ich Ihnen, daß Sie Ihre Gesundheit in Gefahr bringen, Ihren Ruhestand, Ihr Leben – alles.«
    »Ich hab noch nie einem anderen Menschen vorgeschrieben, wie er zu leben hat«, konterte Morse empört. »Und ich lasse mir in meinem Alter nicht vorschreiben, wie ich zu leben habe. Nicht mal von Ihnen.«
    Es gab eine längere Pause. Dann fragte Lewis: »Darf ich noch was sagen?«
    Morse zuckte gleichmütig die Schultern.
    »Vielleicht ist es den meisten Leuten nicht weiter wichtig, ob Sie sich umbringen oder nicht. Sie haben keine Frau, keine Kinder, keine Angehörigen, nur diese Tante in Alnwick …«
    »Die ist inzwischen auch tot.«
    »Na also! Was spielt es für eine Rolle? Wen kümmert es? Ich will Ihnen mal sagen, wen es kümmert. Mich. Und meine Frau. Und diese Ellie Smith.«
    Morse sah auf die Schreibtischplatte herunter. »Jetzt nicht mehr.«
    »Und Sie selbst sollte es kümmern. Ein bißchen jedenfalls.«
    Morse schwieg lange, denn das, was sein Sergeant gesagt hatte, berührte ihn mehr, als er zugeben mochte.
    »Hatten Sie vorhin was von einem Kaffee gesagt, Lewis?«
    »Und ein Sandwich?«
    »Und ein Sandwich.«
     
    Bis zum frühen Nachmittag hatte Morse die meisten seiner Karten auf den Tisch gelegt und war sich mit Lewis darüber einig, daß Rachel James nicht das Opfer gewesen war, auf das der Mörder es abgesehen hatte. Beide hielten Geoffrey Owens für die wahrscheinlichere Zielperson. Die Fülle der Hinweise in den Unterlagen, die sie bei Owens gefunden hatten, machte sehr viel zusätzliche Arbeit nötig, und ziemlich rasch hatten sie einen Schlachtplan entwickelt, demzufolge Lewis und Dixon alle Spuren bis auf die in Soho verfolgen sollten.
    »Ich könnte das wahrscheinlich ganz gut mit dem Besuch in Wimbledon verbinden«, hatte Lewis angeboten, Morse damit aber nicht überzeugen können.
    »Die Spur in Soho ist äußerst wichtig.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    »Ja. Und deshalb …«
    Das Telefon läutete, und Morse nahm ab.
    Owens hatte vor zehn Minuten, kurz nach drei, im Präsidium angerufen und gemeldet, daß während seiner Abwesenheit übers Wochenende in seiner Wohnung eingebrochen worden war.
    »Sie kümmern sich um die Sache? Gut … Nur der eine Gegenstand, soweit er das sagen kann? Aha … Danke.«
    Morse legte auf, und Lewis griff nach dem Ordner und sah seinen Chef fragend an.
    Der schüttelte den Kopf. »Nein, nicht die Akte.«
    »Was dann?«
    »Eine wertvolle kleine Standuhr aus dem Wohnzimmer.«
    »Muß ein Profi gewesen sein, Sir. Ein Kenner.«
    »Fragen Sie mich was Leichteres. Von Uhren verstehe ich nichts.«
    Lewis grinste. »Aber wir kennen beide einen, der Fachmann auf diesem Gebiet ist.«

30
     
    Diese Welt und die nächste – und danach sind wir aller Sorgen ledig.
    (General Gordons Tante zugeschrieben)
     
    Kein Klopfen. Die Tür ging auf. Strange stand im Zimmer.
    »Hat es sich noch nicht bis zu Ihnen herumgesprochen, Morse, daß die Pubs neuerdings am Sonntag ganztägig offen sind?«
    Während Strange vorsichtig seine Körperfülle auf dem Sessel ihm gegenüber unterbrachte, dankte Morse seinen Sternen, daß Lewis mit dem Owens-Material am Fotokopierer stand.
    »Ich arbeite nur ein paar Routinesachen auf, Sir.«
    »Soso …«
    »Warum sind Sie denn hier?«
    »Wegen meiner Frau«, gestand Strange. »Am Sonntagnachmittag staubt sie immer das ganze Haus ab. Einschließlich meiner Person.«
    Morse lächelte pflichtschuldigst, und Strange fragte: »Machen Sie Fortschritte?«
    »Ja, wir verfolgen mehrere Spuren.«
    »Hm … Arbeitet Ihr Gehirn so reibungslos wie früher?«
    »Sicher nicht.«
    »Hm … Sie sehen auch nicht danach aus.«
    »Wir werden alle älter.«
    »Leider.«
    »Wie heißt es so schön? ›Kein Weiser hat sich je gewünscht, jünger zu sein.‹«
    »Was für ein Quatsch.«
    »Stammt nicht von mir, sondern von Jonathan Swift.«
    Strange stützte die Ellbogen auf die Schreibtischplatte und den großen Kopf auf die großen Hände.
    »Daß ich wahrscheinlich im September aufhöre, wissen Sie wohl …«
    Morse nickte. »Freut mich, daß man Sie gehen läßt.«
    »Was soll denn das nun wieder heißen?«
    »Für Mrs. Strange ist es doch sicher schön, Sie zu Hause zu haben. Stellen Sie sich mal vor, wie angenehm es ist, spät aufzustehen und zuzugucken, wenn alle anderen zur Arbeit hetzen – besonders am

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