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Der Tod ist mein Nachbar

Der Tod ist mein Nachbar

Titel: Der Tod ist mein Nachbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dexter
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fahren, seinen Wagen zu parken, sich in der Redaktion sehen zu lassen, wieder in einen Wagen zu steigen, nach Kidlington zu fahren, Rachel umzubringen, wieder nach Osney Mead zu fahren, das Gespräch mit Della Cecil zu führen, wieder nach Kidlington zu fahren und sich mit Handy und Notizbuch zu betätigen, während seine Kollegen sich noch die Socken anzogen. All das hätte er in dieser Zeit unmöglich machen können, haben Sie gesagt. Und natürlich lagen Sie damit völlig richtig …«
    »Danke, Sir!«
    »… zumindest in einer Beziehung. In einer anderen aber lagen Sie völlig falsch. Bleiben wir mal bei unserer ursprünglichen Idee, daß es sich bei den Initialen um eine Erpresserliste handelt, auf der auch Della Cecil steht. Weil Owens auch gegen sie etwas in der Hand hat, bleibt ihr, als er sie für seinen Plan zur Beseitigung von Rachel einspannen will, nichts anderes übrig, als mitzumachen.«
    »Und haben Sie eine Vorstellung davon, wie dieser Plan aussah, Sir?«
    »Leider habe ich sogar eine Vielzahl von Vorstellungen.«
    »Dann legen Sie doch mal los.«
    »Dreh- und Angelpunkt ist der Zeitfaktor, der Ihnen so viel Kopfzerbrechen macht. Ich will Ihnen jetzt mal skizzieren, wie es sich zugetragen haben könnte. Owens fährt zehn vor sieben zur Arbeit, und sie fährt mit ihrem Wagen hinterher. Als er den Wagen abgestellt hat und seine Ankunft registriert ist, geht er ins Haus, läßt sich kurz sehen, verläßt die Redaktion durch einen Nebenausgang und steigt in ihren Wagen, der ein Stück weiter geparkt ist. In Kidlington ermordet er gegen halb acht Rachel James und fährt danach nicht mehr zurück in die Redaktion, sondern begibt sich in Dellas Haus, zu dem er einen Schlüssel hat, um dort zu warten. Als die Polizei eintrifft, kommt ein Gespräch in seinem Büro an – er weiß, daß niemand da ist –, und eine Nachricht wird auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Oder auch nicht. Wichtig ist ja nur, daß aus den Abrechnungen der British Telecom hervorgeht, daß von ihrem Anschluß aus in Owens’ Büro angerufen wurde. Und nachdem der Mord entdeckt worden ist und Polizei, Gaffer, Presse und Funk auftauchen, braucht er sich dann nur noch ins Getümmel zu stürzen.«
    »Das improvisieren Sie jetzt einfach, Sir.«
    »Ja, natürlich«, sagte Morse leicht gereizt. »Das ist schließlich meine Aufgabe. Wenn wir uns mit dem Gedanken angefreundet haben, daß es sich um zwei Täter handeln könnte, gibt es Dutzende von Möglichkeiten – das ist wie mit den Lottozahlen –, von denen ich Ihnen nur eine geschildert habe.«
    »Aber …«
    »Was stört Sie daran? Na los!«
    »Fangen wir mal mit dem Wagen an.«
    » Den Wagen!«
    »Meinetwegen. Als er seinen Wagen geparkt hat …«
    »Das habe ich nicht gesagt. Hätten Sie genau hingehört, wüßten Sie, daß ich bewußt von dem Wagen gesprochen habe. Es kann seiner oder ihrer gewesen sein. Registriert wird die Nummer auf der Karte und nicht die Wagennummer. Sie könnte mit seinem oder er mit ihrem Wagen gefahren sein, sie könnten jederzeit relativ risikolos die Wagen getauscht haben, um sieben ist dort noch nicht viel los. Und auch noch nicht um acht.«
    »Bin ich jetzt dran?« erkundigte sich Lewis.
    »Schießen Sie los.«
    »Ich rede wohlgemerkt von Owens’ Wagen, und der stand an dem Morgen im Bloxham Drive – Drive bitte, Sir! –, als Owens da war. Die Straße war abgesperrt, aber unsere Jungs haben ihn reingelassen, weil er sagte, daß er da wohnt. Ich hab den Wagen mit eigenen Augen gesehen.«
    »Na und? Er – oder sie – hätte ihn in einer Straße in der Nähe abstellen können. Oben auf der Hauptstraße hinter der Häuserzeile. Da hat auch JJ …«
    Morse verstummte ziemlich abrupt.
    »Es kann sich trotzdem nicht so abgespielt haben, wie Sie sagen, Sir.«
    »Nein?«
    »Nein. Er ist im Büro gesehen worden. Genau zu der Zeit, als Rachel ermordet wurde. Und zwar vom Personalchef.«
    »Von dem wir noch keine unterschriebene Aussage haben.«
    »Sie wissen doch, daß er verreist war.«
    »Ja, Lewis, ich weiß. Aber Sie haben mit ihm gesprochen.«
    Lewis nickte.
    »Telefonisch?«
    »Telefonisch.«
    »Sie haben sich von der Zentrale verbinden lassen?«
    Lewis nickte wieder.
    »Wissen Sie, mit wem die Zentrale Sie vermutlich verbunden hat?« fragte Morse langsam.
    Lewis ging ein Licht auf. »Sie meinen … daß sie mich womöglich zu Owens durchgestellt hat?«
    Morse zuckte die Schultern. »Genau das müssen wir jetzt feststellen. Wir wissen, daß Owens der

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