Der Tod ist mein
zwanzig Jahre der Entwicklung von Organen, die in Massenproduktion hergestellt werden und die dank ihrer hervorragenden Qualität menschliches Gewebe problemlos ersetzen können.
Weiter ging es in dem Artikel um die Auswirkung dieser Entwicklung auf die Medizin und die menschliche Gesundheit. Seit der Entdeckung eines Materials, das der Körper akzeptierte, schwebte die Ärztegemeinde geradezu auf Wolken. Obgleich es dank Invitro-Tests und -Operationen nur noch selten vorkam, dass ein Kind zum Beispiel mit einem Herzfehler geboren wurde, wurden gelegentlich Defekte bei der pränatalen Diagnostik übersehen. So konnte zwar ein Organ unter Verwendung des Gewebes des Patienten aufgebaut werden, doch brauchte das viel Zeit.
Nun jedoch konnte das fehlerhafte Herz schnell herausgenommen und durch etwas ersetzt werden, was Friend einen langlebigen Ersatz nannte, der sogar noch weiter, nachdem das Kind seine durchschnittliche Lebenszeit von hundertzwanzig Jahren überschritten hätte, die volle Leistung bringen würde.
Weshalb die Möglichkeit bestand, das Organ nach Ableben des ursprünglichen Trägers zu recyceln und nochmals zu verwenden.
Die Forschung im Bereich des Wiederaufbaus menschlicher Organe würde an beiden Zentren aufgegeben werden, hieß es in dem Artikel weiter, doch die Arbeit an künstlichen Organen führe man mit vereinten Kräften fort.
Versuche mit dem Ziel der Rekonstruktion menschlicher Organe waren also vor zwanzig Jahren drastisch zurückgefahren worden, überlegte Eve. Nahm vielleicht irgendjemand diese Arbeit plötzlich wieder auf?
Das Nordick Center in Chicago, das Drake Center in New York. Hier war eine weitere Verbindung. »Computer, ich brauche sämtliche Informationen über Dr. Westley Friend von der Nordick-Gesundheitsklinik in Chicago.«
Suche… Dr. Westley Friend, Passnummer 98J.002-34RF, geboren in Chicago, Illinois, am 15. Dezember 1992. Gestorben am 12. September 2058…
»Gestorben? Wie?«
Tod durch Selbstmord. Friend hat sich eine tödliche Dosis Barbiturate injiziert. Hinterbliebene sind seine Frau Ellen, sein Sohn Westley Junior, seine Tochter Clare. Enkelkinder…
»Stopp«, wies Eve die Kiste an. Über Details aus seinem Privatleben würde sie sich später noch Gedanken machen. »Ich brauche sämtliche Informationen über seinen Selbstmord.«
Suche… Der Auftrag kann nicht ausgeführt werden. Die Informationen sind unter Verschluss.
Ach, dachte Eve. Das Problem würde sie morgen früh umgehen. Sie stand auf und lief nachdenklich durchs Zimmer. Sie wollte alles über Dr. Westley Friend, seine Arbeit und seine Kollegen wissen.
Chicago, dachte sie noch einmal und erschauderte. Eventuell müsste sie eine Reise nach Chicago unternehmen. Sie war schon vorher dort gewesen, überlegte sie. Und hatte nie Probleme mit der Stadt gehabt.
Weil die Erinnerung an jene Nacht in ihrer Kindheit verschüttet gewesen war.
Sie verjagte diesen Gedanken und holte sich eine neue Tasse Kaffee. Sie hatte die Verbindung zwischen den beiden Zentren und Städten gefunden. Gab es eine dritte involvierte Klinik in Paris? Und womöglich weitere in anderen Städten, auf die sie bei den Ermittlungen noch nicht gestoßen war?
Sicherlich ergab das alles einen grausigen Sinn. Er fand seine Opfer, entnahm ihnen die Organe, würde dann jedoch in würdiger Umgebung weitermachen wollen: hochmodernen, gut ausgestatteten Labors, in denen man ihn kannte und sicher keine Fragen stellte zu den Dingen, die er tat.
Sie schüttelte den Kopf. Wie konnte er in einem angesehenen Labor experimentieren, forschen oder was zum Teufel er sonst mit den Organen anstellte? Bestimmt wurde dort alles genau dokumentiert, und es gab jede Menge Angestellte, die mitkriegen würden, was er tat. Man würde dort Fragen nach der von ihm durchgeführten Arbeit und Verfahrensweisen stellen, die es zu beantworten galt.
Trotzdem stahl er seinen Opfern die Organe. Und das hundertprozentig nicht ohne Grund.
Sie rieb sich die brennenden Augen und gab der Müdigkeit insoweit nach, als sie sich auf ihren Liegesessel legte. Fünf Minuten Pause, sagte sie sich, damit ihr Hirn Gelegenheit bekäme, die neuen Informationen zu verdauen. Nur fünf Minuten, dachte sie noch einmal, und schon fielen ihr die Augen zu. Wie ein Stein in einem Teich versank sie sofort in tiefem Schlaf…
… und träumte von Chicago.
Der Rückflug von der Küste hatte Roarke Gelegenheit gegeben, die letzten geschäftlichen Angelegenheiten zu klären, sodass er
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