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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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darauf setzen, dass der das Richtige tut.
    »Ihren Ausweis«, verlangt der Stoppelkopf.
    Sein Kollege bückt sich nach den Mützen und reicht ihm die Seine. So schaut er schicker aus. Nach Autorität.
    Der Sandner tritt noch näher. Auf Flüsterreichweite.
    »Passen’S auf, das ist der pensionierte Oberstaatsanwalt Brauner. Es wäre nett, wenn ...«
    »Und Sie sind?«, fragen die Uniformierten unisono.
    Der Brauner zückt derweil seinen Ausweis. Sein Gesicht ist schweißüberströmt. Er hat sein Bestes gegeben. Etwas aus der Übung im Nahkampf. Fragend schaut er den Kriminaler an. Der nickt ihm lächelnd zu, greift nach seiner Schulter, legt die Hand massierend darauf ab.
    Die Uniformierten schauen sich an. Es arbeitet unter den Mützen.
    Auch der Sandner zückt seinen Ausweis. Den wollen sie nicht sehen. Haben nur Augen für den Oberstaatsanwalt. Sie treten einen Schritt von ihm zurück.
    »Kann passieren«, sagt der Ansi und zeigt ein verlegenes Grinsen vor. Als hätte er es gelernt. Er schnauft durch, wischt sich den Schweiß von der Stirn.
    Die Beamten lächeln jetzt auch.
    »Wenn ich mal so alt bin und es so krachen lassen kann ...«, meint der Igel.
    »Gehen Sie ins Bett«, rät der Schnauzer dem Brauner, »und zwar flugs.«
    Der Alte schweigt und will sich nach seinem Stock bücken. Der Igel greift zu und reicht ihm seinen Knüppel aus dem Sack.
    »Dank schön«, presst der Ruheständler hervor.
    »Aber jetzt sind’S leise. Der Nachbar hat geglaubt, es wär ein Überfall oder so. Er will jemanden mit einer Maske rumgeistern gesehen haben.« Er lacht.
    Der Sandner und der Ansi lachen mit. Ja, haha. Überfall, wie lustig. Der Nachbar wär schon ein rechter Spaßvogel. Hier gäb’s ja keinen Maskenball. »Vielleicht haben sie so was unlängst bei XY ungelöst gebracht. Das bringt einen schon auf komische Gedanken.«
    »Aber nicht in Daglfing«, wird ihm verkündet. »Hier nicht.«
    »Logisch, hier passen Sie ja auf«, meint der Ansi. Nicht übertreiben, Bursch.
    Die Beamten machen sich auf den Rückweg. »Keine Sorge. Wir melden falschen Alarm. Unter einer Bedingung: Sie bringen den Oberstaatsanwalt bittschön ins Bett. Ein Angeklagter hätte ich bei dem nicht sein wollen.«
    »Ich auch nicht«, sagt der Ansi. »Wiederschauen.«
    An der Gartentür dreht sich der Seehund noch einmal um.
    Zuckersüßes Lächeln bekommt er kredenzt.
    »Richten Sie bitt schön Ihrem Vater aus, wenn er den Thomas wieder bräuchte zum Rasenmähen – jederzeit. Er braucht nur anzurufen. Der Bub ist froh, wenn er sich sein Taschengeld aufbessern kann.« Der Polizist macht wieder ein paar Schritte auf sie zu. »Der spart grad auf so ein Computerspiel. Ich hab ihm gesagt, ich kauf ihm das Glump nicht. Das muss er ...«
    »Ich richt es ihm aus«, plärrt ihm der Ansi entgegen. Zu laut. Die Nerven werden ihm gleich durchgehen. Der Mann ist fertig mit der Welt. Noch eine Minute und er würde schreiend vor die S-Bahn springen.
    Der Polizist stutzt kurz, nimmt die Mütze ab und kratzt sich am Schädel. Sein Kollege zündet sich eine Zigarette an und winkt zum Nachbarhaus. Es ist niemand mehr erkennbar. Hinter den Gardinen werden sie hervorspähen, wie die Eulen beim Mäuselauern. Herrgott, eilig hatten es die beiden Streifenbeamten nicht. Als wären sie froh um die kleine Abwechslung. Macht, dass ihr weiterkommt!
    »Das Computergraffl ist ein Fluch, aber da bist du als Eltern machtlos«, meint der Sandner und stellt sich vor den Ansi.
    Eifriges Nicken des Beamten. »Ja, das können’S laut sagen. Wenn der Thomas nur bei den Hausaufgaben auch so begeistert dabei wäre«, seufzt er.
    »Ja, das kenn ich gut, so sands.« Der Sandner lacht kurz auf. Väter unter sich.
    »Also auf Wiederschauen«, sagt er und dreht sich zur Tür. Den Wirt hat er an der Schulter genommen und schiebt ihn voran.
    Alles ist gesagt.
    Der Beamte wendet sich endgültig zum Gehen.
    Sie trollen sich zu ihrem Dienstwagen.
    Das Männertrio tritt in den Flur. Der Sandner schließt die Tür. Respekt, der Brauner ist ein Profi. Nicht zu erschüttern.
    »Also, wo ist meine Mutter?«, will er bloß wissen.
    »Die ist oben und schläft«, sagt der Ansi, »der geht’s bestens.«
    »Bestens, aha«, knurrt der Alte.
    Der Sandner deutet mit dem Kinn zur Treppe.
    Der Mann macht sich an die Stufen. Allein.
    D er Hartinger hatte keine Sturmmaske aufgesetzt. Ähnlich wie der Sandner war er überzeugt davon, dass hier nicht die Gewalt zu Hause ist. Trotzdem ist er nach oben gestürmt

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