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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Gastgeber wäre wohl ein Wigwam samt Bärenfell die angemessene Behausung.
    Als Auskunftsquelle kann er den vergessen. Die muss woanders sprudeln. Eine Oase braucht er. Sprudeln ist das Stichwort. Halb zehn. Die Uhr tickt für die alte Brauner. Er mag sich nicht vorstellen, dass sie gerade gefesselt in irgendeinem Loch flackt. Er öffnet seine Sporttasche und steckt die Namenslisten der langjährigen Mieter ein. Kurz fällt sein Blick auf die Dienstpistole. Er schiebt sie sich in die Jackentasche. Der Häuptling mag ihm vertrauen, umgekehrt wird noch kein Schuh draus. Trau, schau wem. Besser nichts herumliegen lassen, was nicht mit der Sandnerschen »Arme-Wurst-Identität« harmoniert. Falls Chingachgook Waffen schätzte, sollte er sich lieber einen Bogen schnitzen.
    Lang hat der Polizist es nicht in seiner Kammer ausgehalten. Bei seiner Maria in Bad Kohlgrub hat er kurz angeläutet, aber keinen Erfolg gehabt. Der Anrufbeantworter eignet sich nicht für das, was er der Frau zu sagen hätte. Du hast das Gefühl, etwas in die Welt zu posaunen, was gerade jetzt nur von zwei Ohren gehört werden sollte – und nicht irgendwann von irgendwem in digitaler Qualität. Jedes leckere Mahl sollte heiß und frisch genossen werden. Die Maria ist kein Handyfan. Ständige Verfügbarkeit ist für sie ein Horror. Der Sandner versteht es – auch wenn es ihn ein ums andere Mal fuchst. Einen lieben Gruß hat er ihr hinterlassen. Wie er von Chingachgooks Wohnung ins Treppenhaus tritt, lauscht er einen Moment. Stille. Die Gemüter haben sich offenbar wieder beruhigt. »Tritt ein«, steht auf dem Fußabstreifer einen Stock tiefer. Die Tür? An der hängt ein Blätterkranz aus Plastik.
    Vielleicht schaut »dein Freund und Helfer« hier täglich nach dem Rechten. Anderswo in München ist es hartes Brot, die Ordnung zu hüten. Du bräuchtest Bankzugriff und einen direkten Draht zu den Kaimaninseln. Es ist leichter, arme Schlucker zu häuten. Die liefern gleich einen Grund frei Haus. Und wenn’s nur ihre Geburt wäre.
    Aber deswegen ist der Sandner hier. Gründe sucht er. Und Zeit hat er keine zu verlieren. Er springt die restlichen Treppen hinab wie ein Jungspund. Zwei Stufen auf einmal. Seine Hüfte meldet sich schmerzhaft. Nicht übertreiben. Eine Tür wird kurz aufgerissen und genauso schnell wieder geschlossen. Hat gereicht für einen neugierigen Blick.
    Auf dem asphaltierten Pfad vor dem Wohnblock schaut er sich um und zieht die Luft tief in die Lunge. Er ist allein. Die Hände in den Taschen macht er sich zielstrebig auf den Weg. Er wird sich zurechtfinden – instinktiv. Eine ganz bestimmte Pinte sucht er. Wessold und Fuhrer hätten sich hier laut Akten in der Tatnacht in die Wolle bekommen.
    »Beim Ansi«. Er hat eine Weile hatschen müssen. Klassisches Etablissement. Findest du in jeder Ecke der Welt. Hier vier Straßen weiter. Der Leuchtturm, um in den Heimathafen zu finden. Erblickst du sein Licht, weißt du, dass du wieder zu Hause bist.
    Irgendwo muss er anfangen, seinen Wissensdurst zu stillen. Warum nicht bei der amtlichen Tränke? Das Bier löst dir im Allgemeinen die Zunge. Feuerwasser ist gut für weißen Mann.
    Die Theke ist nichts für Anfänger. Jede Rolle ist besetzt. Der Schweigend-melancholische, der Clown, ein paar redselige Trinkkumpanen, der Immerbreite.
    Wie soll er das Casting gestalten? Gleichgültige Blicke bekommt der Polizist zugeworfen. Keine Neugier. Wer hier durch die Tür kommt, macht das nicht, weil beim Drei-Sterne-Koch seiner Wahl heute Ruhetag ist. Die Kategorie ist klar wie die Erwartung ans kulinarische Erlebnis. Möglichst Nahrung in flüssiger Konsistenz.
    Der Sandner drängt sich an einem Stehtisch vorbei und wuchtet sich schwerfällig auf einen freien Thekenplatz. Der Hocker macht einen soliden Eindruck – arschfreundlich rundgeschmirgelt. Ebenso die Ausstattung. Praktisch, kein Schnickschnack. Hinter dem Tresen die aufgereihte Flaschenarmada. Alles, was du brauchst – und ein bisserl mehr. Daneben angepinnte Ansichtskarten, von Mallorca bis Phuket. Sogar Australien ist vertreten. Oder das abgelichtete Känguru haust im Stuttgarter Tierpark. Tom Jones schmettert sein »Delilah« durch den Raum. Der Song passt auf die Glitzerbühne in Las Vegas wie in die Kaschemme im Harthof. Manche Dinge sind unvermeidbar. Hier heißt die Delilah halt Jennifer oder Tamara. Jedem die Seine.
    Ein bäuchiger Kerl in weißem Hemd, knallenger Jeans und blondierten Löckchen wendet sich ihm zu. »Was möchtest

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