Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
superfreundlich und hilfsbereit.«
Er streckt ihr die Hand hin. »Ich werd mich anstrengen. Josef Sandner.«
Sie scheint überrascht. Leicht verzögert greift sie zu.
»Theresa ... Fuhrer.« Die Frau lässt der Vorstellung ein schelmisches Lächeln folgen. Unbestimmt. Kann alles bedeuten. Sie lässt ihn stehen und macht sich in ihrem Kellerabteil zu schaffen. Ein größeres Paket undefinierbaren Inhaltes schleift sie schließlich auf den Gang.
»Warten’S, ich helfe Ihnen tragen«, bietet er an.
»Das müssen Sie nicht.«
»Freilich, mach ich gern.«
Er wuchtet sich ihr Paket auf die Schulter und stampft damit durch den Gang. Schnaufend nimmt er die Treppen in Angriff. Schwer ist es. Schnapsidee. Die Luft wird ihm knapp. Wie hätte sie das hochgeschafft, allein? Er spürt seine Muskeln prickeln. Die haben ihm das gestrige Sporterlebnis noch nicht verziehen. Wo war er jetzt, der hilfsbereite Togolese?
Im ersten Stock ist Schluss. Sie sperrt eine Wohnungstür auf und geht durch bis in die Küche. Der Sandner folgt brav.
»Dank schön. Stellen Sie es einfach da ab.«
»Gern.«
»Ich hab mir grad Kaffee gemacht, auch eine Tasse?«
Der Ermittler wuchtet den Karton in eine freie Ecke. Erleichterung pur. Er hätte nicht gewusst, wie er unaufdringlich ins Gespräch gekommen wäre. Unwillkürlich schaut er ihr auf den Mund. Ob sich der Beischlaf-Einsatz für die Zähne gelohnt hat? Strittige Fragestellung. Seiner Kollegin sollte er damit nicht kommen – sofern er seine behalten will. Den Sandner trennt ein breiter Fluss vom neuen, sensiblen Mann. Brücke nicht in Sicht. Er hat weder Schafwollpantoffel noch greint er sich bei »Mannsein-Workshops« aus, zwecks Neudefinition seiner Rollenerwartung. Wobei: Leben und leben lassen. Wem die alte Rolle ständig zwischen die Beine schlägt, bei dem ist der Spaß auch unbekannt verzogen.
Eng ist es in der Wohnung, obwohl es sich um eines der renovierten Häuser handelt. Der schmale Flur ist durch die Garderobe schon üppig befüllt. In der Küche reicht der Platz für eine Zeile mit Geräten und Schränken und einen kleinen Tisch samt Eckbank mit Karomuster und passenden Stühlen. Über der Bank hängt ein Bild der Fuhrers. Das Hochzeitsfoto. Mit Weichzeichner. Beide strahlen, in seinen Blick ist Skepsis gemischt, als würde er sich in einem Traum befinden. Du weißt, du schläfst, aber du genießt es. Doch morgen früh verschwinden Weichzeichner, Farbe und Blumen wieder, und es wird hart und grau. Als hätte er eine Vorahnung gehabt, der Mann. Seine Gemahlin trägt Weiß und hält einen Rosenstrauß in den Händen. Die Finger energisch geschlossen um die Stängel. Packen muss man das bisserl Glück, dass es sich nicht heimlich davonmacht.
Wie sich die Frau Fuhrer wegdreht, um die Tassen zu holen, greift der Sandner zu. Ihr Handy schiebt er sich unter den Hosenbund.
»Darf ich mir schnell die Hände waschen?«
»Das Bad ist hinten links«, antwortet sie, ohne sich umzuwenden. Wenn das Gelump jetzt aufspielt, hat er verloren. Es bleibt stumm. Einen Atemzug später ist er im Bad. Sie scheint allein mit ihrem Sohn zu hausen. Zwei Zahnbürsten in den Bechern, neben der Waschmaschine ein Stapel Kinderhosen, T-Shirts, bunte Söckchen und ein Stringtanga obenauf in einer Plastikwanne. Nichts, was auf männliche Anwesenheit hindeutet.
Der Sandner glotzt in den verschmierten Spiegel und verzieht das Gesicht zur Grimasse.
Er lässt den Wasserhahn laufen und klickt sich ins Adressbuch. Eine Prise Fortune brauchst du manchmal. Die Kugel rollt. Und bleibt liegen auf Z wie Zahnarzt. Fein säuberlich. Er schickt dem Jonny die Nummer. Einen Zahnarzt wechselst du nicht wie das Laiberl. Die meisten Leut sind beständig. Für Schmerz braucht man Vertrauen. Allerdings – wenn er dir jedes Körperteil abklopft, bis er ein Loch findet, ist das manchem vielleicht doch zu gründlich. Das muss man mögen.
Es schellt an der Tür. Die Fuhrer geht öffnen. Dem Sandner bleiben ein paar Sekunden, das Handy am alten Platz zu deponieren. Er hat es gerade aus der Hand gelegt, da jodelt es los. »Girls just wanna have fun«. Herrgott! Die Melodie von Cyndi Laupers Achtzigerhit hätte ihm fast einen Infarkt besorgt. Er hat den quäkenden Song nie gemocht. Jetzt weiß er endlich, warum. Das Herz klopft an der Schädeldecke an.
Die Fuhrer erscheint wieder, zwei Frauen mittleren Alters im Schlepptau. Sie greift nach dem Mobilteil, während der Hauptkommissar, an die Spüle gelehnt, seelenruhig von
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