Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)
trocken.
Der Sandner nickt bestätigend.
»Ehrlich gesagt wär’s mir lieber, wir blieben bei Jonny«, sagt der Jonny und wirft der Wiesner einen skeptischen Blick zu.
»Stimmen wir ab«, lässt sich der Hartinger vernehmen.
»Malaka heißt Arschloch auf Griechisch«, bequemt sich der Sandner, die Burschen aufzuklären. »Ihr habt keinerlei humanistische Bildung. Könnte sein, die Stimme kenn ich«, meint er abschließend. »Ich bin nicht sicher, möglich wär’s. Arschloch wirft dir heutzutag jeder zweite zur Begrüßung an den Kopf.«
»Damit hättest du weltweit eine hohe Trefferquote«, meint der Jonny.
»Es wär gut, wenn jemand fix in Erfahrung bringen könnte, ob das Madl, an das ich denk, in der Nacht nach Hause gekommen ist«, sagt der Sandner. »Und wenn ja, sollte man sie befragen.« Er zieht seine Namensliste der Harthofer Hausbewohner hervor. »Könntest du das ... veranlassen, Sandra?« Der letzte Satz kommt sperrig daher, wie ein Pflasterstein. Er hat sich von den Lippen nicht leicht formen lassen. Dass seine Kollegin das Zepter in Händen hält, daran hat er zu beißen.
Die Frau nickt.
»Wer immer den Mord beobachtet hat, den sollten wir schleunigst auftreiben. Besser wir zuerst ...«
Der Halbsatz genügt. Sie hängt sich ans Handy. Sandners Vermutung gibt sie an die Dienststelle weiter. Eine Streife soll sich sofort auf den Weg in den Harthof machen. Der Sandner betet, dass sie die Kleine bei der Mama daheim beim Frühstücken vorfinden. Am besten beide Anrufer. Aber der Zweifel hat sich bereits eingenistet. Warum hätten sie der Polizei nicht sagen wollen, was sie gesehen hatten? Angst. Ja, er hatte Angst herausgehört, aus diesen kurzen Satzfetzen. Kein Wunder. Jetzt ist er sich sicher, dass es die Stimme des Madls gewesen ist. Vielleicht waren die beiden Jugendlichen in Panik untergetaucht? Er schüttelt seinen Schädel, als könne er damit die Spekulationen aus dem Hirn schleudern. In einer halben Stunde wüssten sie spätestens Bescheid.
Nichts verschwindet gänzlich, es ändert höchstens seinen Zustand, sagen die Buddhisten. Der sollte im Falle der Jugendlichen unverändert bleiben.
D ie Wiesner klappt energisch den Laptop zu. Sie hat keinen Trumpf im Ärmel, aber zumindest eine passables Blatt zum Mitgehen. Sie erzählt ihren Mitstreitern, dass der Yilmaz vor zwei Jahren angezeigt worden war, wegen Körperverletzung. Die Anzeige ist zurückgezogen worden – just als der Yilmaz wegen seiner Vorstrafen in Untersuchungshaft gesessen ist. Und zusammen mit dem Jonny wird sie jetzt das ehemalige Opfer, einen gewissen Perisic, aufsuchen. Vielleicht gäbe es da einen Hintermann, der dem Yilmaz geholfen hat.
Der Jonny nickt begeistert und scharrt mit den Hufen. Beim Brauner ist es nicht wie in Stadelheim, aber gewisse Analogien wird der Jonny gefühlt haben.
Der Ruheständler schaut wieder zur Tür herein. Kopfschüttelnd lässt er sich in seinem Lesesessel nieder. Seiner Haltung ist zu entnehmen, dass er mit sich ringt, ruhig zu bleiben. Die knorrigen Hände sind zu Fäusten geballt, seine Lippen ein schmaler Strich.
»Horch amal, Sandner, warum geierst du dich rein bei dem Yilmaz?«, knurrt er. »Gibt’s da niemand anderen in eurem Laden, der das machen könnt? Wieso bist du für alles und jeden zuständig? Wer bist du, Batman?«
Die Frage hätte ihm der Sandner beantworten können. Weil der Yilmaz mutmaßlich mit dessen gestohlener Dienstpistole erschossen worden ist, er deswegen suspendiert wurde und zum illustren Kreis der Verdächtigen zählt. Und zwei Jugendliche schwebten mutmaßlich in Lebensgefahr. Ganz nebenbei glaubt der Polizist, den Stein ins Rollen gebracht zu haben. Dass er seine Gedankengänge mit dem Brauner nicht teilen will, ist ein Glücksfall für den Alten. Wahrscheinlich hätte er sich zerrissen und den Sandner dito.
Wie Robin, respektive Hartinger ihm glaubhaft verkündet, dass er essenzielle Spuren rund ums Altenheim verfolgen würde, entspannen sich die Züge des Pensionärs. Der Enthusiasmus des Burschen versöhnt ihn. Er klopft ihm auf die Schulter. Ritterschlag. Kein Dampfplauderer. Ein verschämtes Lächeln zaubert Brauners Klaps beim jungen Polizisten hervor.
Alle rucken gleichzeitig hoch.
»Sollen wir dich mitnehmen?«, will die Wiesner vom Sandner wissen. Der nickt ihr zu. Dass er noch ein paar Leut im Harthof besuchen will, lässt er verlauten. Mehr nicht. Er bleibt im Ungewissen. Wenn es einen Schlüssel gibt, der ans Schloss des Verlieses
Weitere Kostenlose Bücher