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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Frischlinge, und zwei übermüdete, unrasierte Gestalten vom Kriminaldauerdienst. Eigentlich hat sie erwartet, dass sie Eintrittskarten verkaufen könnte, sobald die Gerüchte die Runde machten. Aber die Büros sind schlicht und ergreifend entseelt gewesen. Irgendwann hast du am Wochenende auch die Überstunden über.
    Die Nervosität ist zum Greifen gewesen. Von den Fragen waren die unausgesprochenen in der Überzahl. Niemand hat an die Mär von Sandners Dienstunfähigkeit geglaubt. Grobe Fahrlässigkeit! Aber die ofizielle Version hat keiner infrage gestellt. Nur der Hartinger und der Jonny wurden vermisst. Sie hat die Truppe mit deren sofortigen Ermittlungen bezüglich der Tatwaffe abgespeist. Selbstverständlich würden die sich für ihren Chef die Haxn ausreißen. Fast jeder im Raum. Die Crew von Inspektion 47 hat sich zurückgehalten mit Hypothesen. Grimmiges Schweigen hat das Trüppchen geerntet. Paria. Links und rechts von ihnen sind die Stühle frei geblieben. Nur keinen Kontakt, kein Ansteckungsrisiko. Selbst der Wenzel hat ihren Ausführungen stumm gelauscht. Vielleicht hat er sich im Gedenken an die Sandnersche Niederlage gewälzt wie die Sau in der Suhle. Nur den Appell bezüglich vorschriftsmäßiger Ermittlungsarbeit hat er sich nicht verkneifen können. Der bräuchte auch fürs Scheißhauspapier die vorschriftsmäßige Origamianleitung, bevor er sich damit den Oasch abputzten könnte. Es gibt keinen unter den Beamten vom K11, der nicht einmal haarscharf am schlammigen Loch vorbeigeschrammt wäre. Und gute Laune des Schicksals oder des Polizeirats hat dafür gesorgt, dass man nicht eingetaucht ist bis über den Schopf. Die Wiesner inklusive. Allerdings ist ihr Gewissen von der raugegerbten, wetterfesten Art. Ein empfindlicheres hätte längst hässliche Flecken abbekommen.
    Letztendlich ist Delegieren das Tagesmotto gewesen.
    Nicht einmal ihren Milchkaffee hat sie sich selbst holen müssen.
    Die leitende Ermittlerin hat routiniert den Aufgabenkuchen angeschnitten und jedem seine Brösel zugeworfen. Merkwürdiges Gefühl. Als wär sie als gespaltene Persönlichkeit oder Doppelagentin unterwegs. In Obermenzing wartete das »Schatten-Team« auf Neuigkeiten. Ihren Laptop hat sie schließlich gemästet, mit jedem Fitzel über den Fall Yilmaz. Ohne Gruß an die Kollegen der Inspektion 47 war sie danach aus dem Besprechungsraum geeilt. Ihr positives Urteil über den Sheriff hatte sie längst revidiert. Von wegen fähig und einfühlsam. Der war so brauchbar wie Senf ohne Wurscht.
    Sie wird den Sandner abholen, um zu Brauner nach Obermenzing zu fahren. Leitende Ermittlerin zu geben ist nur die eine Seite der Medaille. Sie haben siebzehn Stunden, die alte Frau aus irgendeinem Verließ zu kratzen. Sie ist nicht sicher, ob Großfahndung und BKA als lebensverlängernde Maßnahme dafür taugen. Ganz im Gegenteil. Da kann sie dem Brauner nur beipflichten.
    Vom provisorischen Sitz der Dienststelle in der Hansastraße bis nach Untergiesing bleiben zwanzig Minuten, um Gedanken nachzuhängen. Falls man welche dabei hat. Die Wiesner schiebt sich den Leonhard Cohen in den Player. »Live in London«. Ein Geburtstagsgeschenk vom Sandner.
    Der Verkehr durch Sendling in Richtung Sandners Behausung fließt tatsächlich dahin und erinnert nicht an stehendes Gewässer. Selbst das Nadelöhr Brudermühlstraße ist wunderbarerweise eine Schnellstraße. Die hastenden Massen sind längst festgeleimt in den Shopping-Meilen oder beim Brunch im »Siehst du mich, seh ich dich«.
    Die gestrige Nacht schiebt sie in ein entferntes Kammerl. Aber die drückt gegen die Tür. Manchmal fällt dich die Gier nach der Lebendigkeit und dem Greifbaren urplötzlich an wie ein Viech. Archaisches Unterbewusstsein nennen es die Schamanen. Da hilft keine Pizza vor der Glotze, kein In-den-Arm-nehmen, keine Zärtlichkeit und kein verständnisvolles Geschau. Dich spüren willst du, dir das Hirn aus dem Schädel vögeln, bis du brennst, dass es dir die Haut verglüht. Und danach bist du leer und blechern, wie die zerbeulte Red-Bull-Dose, die jetzt auf dem Beifahrersitz hin- und herrollt. Die umschmeichelt dich, diese gefühllose Leere, dieses Nichts. Mehr verlangt sie nicht.
    Schluss mit dem existenziellen Schmu, Sandra. Psychofirlefanz. Es ist, wie es ist – und dafür war es ordentlich. Banale Beziehungsstörung. Nur Grippe, kein Krebsgeschwür. Da schnäuzt sich halb München. Und dann drängeln sie in den Clubs, Anbahnungsschuppen und Bierzapfstellen und

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