Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Sebi können mich doch eh nicht leiden. Und mich auslachen lassen, weil ich die dummen Spieler nicht kenne, das muss ich mir ja echt nicht geben. Und Biersaufen können die auch alleine. AA ist immer so süß, wenn wir allein sind. Mit seinen Kumpels ist er aber immer ganz anders, voll abweisend. Alles ist grad scheiße, sorry, dass ich dich damit zuspame. Aber du bist halt meine Liebste. Love u!. Nadine und Jessi heulen auch nur rum … öhhh, ich hätte keine Zeit mehr für sie, würd mich voll abspalten, nur noch mit AA abhängen und so. Manchmal sind die echt noch voll kindisch.
Kannst du jetzt schon alles auf Englisch verstehen? Auch wenn dein Gastdaddy so nuschelt? Wenn du wiederkommst, haste in Englisch bestimmt immer ne Eins.
Schreib mir … und vergiss nicht, ich will alles wissen … vor allem über Robert Pattinson!!!
Kuss Mel
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10. Kapitel
S ind Sie sicher, dass es eine Hämorrhoide ist?»
Die Dame, der diese Frage gestellt wurde, macht nicht den Eindruck, als ob sie darauf gerne öffentlich antworten möchte.
«Das sollten Sie genau wissen, wenn Sie diese Salbe benutzen möchten. Ich kann Ihnen aber auch Zäpfchen vom gleichen Hersteller anbieten. Die wirken dann schon im Enddarm, sozusagen gleich an der Wurzel.»
Diesmal schüttelt die Dame schüchtern den Kopf.
«Viele denken, man hätte Hämorrhoiden, dabei ist es auch oft etwas anderes. Zum Beispiel eine Analthrombose.»
Ich gebe alles, so zu tun, als würde ich nicht zuhören. Doch es ist unmöglich. Zu eng stehen wir hintereinander in der Reihe.
«Wo genau ist es denn? Sollten Sie den Knubbel bereits am Aftereingang spüren, ist es vermutlich eine Analthrombose. Dann müssen Sie sich eher mit kühlenden Medikamenten helfen. Auf gar keinen Fall ein warmes Bad nehmen. Am besten lassen Sie das von einem Proktologen abklären. Es könnte ja auch eine Analfissur sein. Ich empfehle da immer das Rektalcenter bei Gießen. Kennen Sie das?»
Ich tue so, als würde ich meine Mobilbox abhören, und frage mich, ob ich mich in einer Schottener Apotheke befinde oder nicht vielleicht doch eher in einem Charlotte-Roche-Roman.
«Und wenn die Beschwerden in einer Woche nicht besser werden, gehen Sie auf jeden Fall zum Arzt …»
Die Kundin vor mir flüstert leise etwas über den Tresen.
«Ach, da waren Sie schon», schmettert die Frau Apothekerin durch den Raum. «Na, dann ist ja gut, dann wissen Sie ja Bescheid. Wiedersehen und Gute Besserung, Frau Schlesig.»
Frau Schlesig packt ihre kleine Tüte, dreht sich um, blickt scheu zu mir und zuckt zusammen.
«Hey, Manu», sage ich überrascht. «Lange nicht mehr gesehen. Kommste auch zum Abitreffen?»
«Weiß noch nicht», antwortet sie kurz und huscht an mir vorbei hinaus ins Freie.
Na, dann haben wir doch dann ein schönes Gesprächsthema, denke ich mir. Oft weiß man ja nicht, was man bei Klassentreffen so reden soll.
«Bitte sehr?», sagt die Dame mit dem weißen Kittel, der starken Schminke und der albernen grünen Brille nun zu mir. Ich lege das Rezept für Franziskas Beruhigungsmedikament auf den Tisch.
«Aha», macht sie nun. Sie holt tief Luft und sagt: «Sie wissen schon, dass …»
«Nein», unterbreche ich sie. «Ich weiß gar nichts und ich möchte von Ihnen auch gar nichts weiter wissen. Ich möchte von Ihnen nur, dass Sie nun zu Ihrem Schrank dahinten gehen und mir einfach dieses Medikament geben. Wenn ich oder meine Frau, oder Mutter oder Vater oder weiß der Geier wer, eine medizinische Frage haben, dann gehen wir zum Arzt oder der Ärztin unseres Vertrauens und stellen diese dort und nicht hier in Ihrem Medikamentenladen. Ich gebe Ihnen nur den Auftrag, mir dieses Medikament auszuhändigen und sonst zu gar nichts. Sollte das bei Ihnen Minderwertigkeitskomplexe hervorrufen, dann hätten Sie sich früher überlegen sollen, statt Pharmazie Medizin zu studieren. Danke!»
Frau Apothekerin starrt mich mit offenem Mund an.
«Unverschämtheit», zischt sie.
«Vielen Dank, Ihnen auch noch einen schönen Tag», sage ich und verlasse zufrieden die Apotheke.
Schotten, das Herz des Vogelsbergs, so wird es genannt. Die Metropole schlechthin mit fulminanten 12000 Einwohnern, die in der Kerngemeinde oder in Stadtteilen mit den schönen Namen Betzenrod, Breungeshain, Burkhards, Busenborn, Eichelsachsen, Einartshausen, Eschenrod, Götzen, Kaulstoß, Michelbach, Rainrod, Rudingshain, Sichenhausen und Wingershausen aus Überzeugung leben oder einfach nicht von dort
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