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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nur, daß er sich Richtung Süden bewegen mußte.
    Nach einer Ewigkeit merkte er, daß der Weg steil bergab führte, und plötzlich stand er vor der Laterne, die ihm geleuchtet hatte. Er war an einem Gasthaus angelangt. Erleichtert glitt er vom Pferd und fand ein Geländer, um es anzubinden. Steif und ziemlich durchgefroren betrat er die Gaststube und wurde von einem wärmenden Feuer empfangen. Als er die Tür hinter sich schloß, stampfte er mit den Füßen auf, damit sie besser durchblutet würden. Er blickte sich um. Das Gasthaus was leer, zumindest schien es so. Dann tauchte aus einer anderen Tür eine Frau auf und lächelte ihn an. Ein großer Mann mit Hakennase und schwarzen mißtrauischen Augen folgte ihr.
    »Guten Abend, Fremder. Du bist sehr spät unterwegs«, sprach er, und es klang nicht gerade herzlich.
    Eadulf legte seinen Umhang ab und sah, daß die beiden sich anblickten, als sie entdeckten, daß er ein Mönch war.
    »Ich habe den Weg kaum erkennen können«, gestand er und ging unaufgefordert auf das Feuer zu. »Draußen ist mein Pferd«, fügte er hinzu.
    Der Wirt nickte mit finsterem Blick.
    »Ich werde mich darum kümmern, Bruder. Deinem Akzent nach bist du wohl ein Sachse.«
    »So ist es. Ich bin zur Abtei von Colmán unterwegs.«
    Der Wirt zuckte mit den Schultern. »Natürlich. Hier ist auch keine andere religiöse Gemeinschaft in der Nähe. Wenn du die Straße nach Süden weiterreitest, durch die Berge, dann über die Ebene dahinter und an der Gebirgskette zu deiner Rechten vorbei, wirst du genau zur Abtei gelangen. Sie befindetsich am vorderen Ende einer langen, schmalen Bucht. Es ist ein leichter Ritt. Wenn du hier nach Sonnenaufgang aufbrichst, wirst du vor Mittag da sein.«
    Der Wirt drehte sich zur Tür um, während seine Frau Eadulf Essen und Trinken anbot. Eadulf machte es sich auf einem Stuhl vor dem Feuer bequem.
    »Wie heißt der Ort hier?« erkundigte er sich.
    Die Frau blickte ihn lächelnd an. Sie schien immer zu lächeln.
    »Wir nennen den Ort Gasthof am Berg der Festungen.«
    »Cnoc an gCaiseal?« meinte Eadulf. »Hat der Name eine Bedeutung?«
    Die Wirtsfrau goß ihm einen Becher
corma
ein.
    »In den Bergen über uns gibt es viele alte Festungen, die in grauer Vorzeit genutzt wurden.«
    »Wie heißt das Gebirge?«
    »Sléibhte Ghleann an Ridire.«
    Eadulf runzelte die Stirn. »Gebirge des Tals der Krieger?« wiederholte er.
    »In alten Zeiten kämpften in diesem Gebirge die Götter und Krieger gegeneinander«, erklärte sie ernst.
    Eadulf hatte keine Zeit für weitere Legenden.
    »Gibt es viele Reisende, die hier vorbeikommen?«
    »Eine ganze Reihe, Bruder.«
    »Vor einer Woche, kam da ein Kräutersammler mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern in einem Karren vorbei?«
    Da trat ihr Mann wieder in die Gaststube. Mißtrauisch beäugte er Eadulf.
    »Warum willst du das wissen?« fragte er abwehrend.
    Eadulf lächelte ruhig. »Sie sind vor einigen Tagen durch Cashel gekommen, ich muß sie unbedingt einholen.«
    »Wie meine Frau schon sagt, hier reisen viele Leute durch, wir können uns nicht an alle erinnern.«
    Es machte wenig Sinn, eine Unterhaltung fortzusetzen, die nicht erwünscht war.
    »Egal«, sagte Eadulf und ließ es dabei bewenden. »Ich hoffe, ihr habt ein Bett für die Nacht für mich und könnt euch um mein Pferd kümmern.«
    »Dein Pferd ist schon im Stall, mein Sohn reibt es gerade trocken und wird es dann füttern. Ich habe deine Satteltasche geholt, Bruder.« Er stellte die Tasche neben Eadulf ab.
    »Vielen Dank. Ich werde noch eine Schüssel von der hervorragenden Suppe deiner Frau nehmen. Und ganz gewiß auch noch einen Becher
corma

    Der Wirt holte das Bier, und seine Frau schenkte Suppe nach. Dabei flüsterte sie: »Die Leute, die du suchst, kamen hier vor einer Woche durch. Sie sagten mir, daß sie eine Weile in der Abtei von Colmán bleiben wollten. Du wirst sie sicher dort antreffen.« Sie lächelte entschuldigend. »Mein Mann hat alte Ansichten und glaubt, daß die Angelegenheiten der Reisenden niemanden etwas angehen.«
    Der Wirt trat mit dem
corma
zu ihnen und sah sie mißtrauisch an.
    »Ich habe gerade die gute Suppe deiner Frau gelobt«, sagte Eadulf »und versucht, ihr das Rezept abzuschwatzen.«
    Der Wirt stellte ihm mit mürrischem Gesicht das Bier hin.
    »Du bist sehr freundlich zu uns, Bruder. Doch wenn wir allen reisenden Fremden unsere Geheimnisse anvertrauen würden, wären wir bald unser Geschäft los.«
    »Ich werde euch nicht weiter

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