Der Tod soll auf euch kommen
uralten Zeiten, noch vor Anbeginn der Zeit überhaupt.
»Das würdest du nicht tun«, murrte Cuirgí, aber seine Stimme klang nicht zuversichtlich.
»Falls du glaubst, ich würde vor irgendeinem Mittel zurückschrecken, mein Baby zu schützen, kennst du den Schmerz einer Mutter nicht, deren Kind in Gefahr ist«, erwiderte Fidelma unbeeindruckt.
Cuirgí musterte sie eindringlich, dann zog er die Schultern hoch.
»Wenn wir auf unsere Befreier treffen, werde ich ihnen deine Botschaft ausrichten.«
Fidelma erhob sich.
»Dann sucht eure Sachen zusammen. Der Wärter wird euch gleich zu den Toren bringen. Man wird euch bis zur Straße nach Norden begleiten.«
Noch ehe die Männer antworten konnten, hatte Fidelma die Zelle verlassen.
Der Gefängniswärter führte sie aus dem Duma na nGiall in den Burghof. Fidelma ging sogleich in ihre Gemächer und goß sich einen Becher
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ein. Sie leerte ihn in einem Zug. Sie fühlte sich erschöpft und war über sich wütend, denn sie hätte nie geglaubt, jemals so weit gehen und mit der Verkündung eines
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drohen zu müssen. Wenn Bischof Ségdae, der ein aufrichtiger und fortschrittlicher Vertreter des neuen Glaubens war, davon etwas zu Ohren bekäme, konnte sie exkommuniziert werden. Die Lage war ziemlich ernst. Ihr Zorn hatte sie überwältigt. Ihr war kein anderes Mittel eingefallen, mit dem sie den Uí Fidgente hätte drohen können.
Sie setzte sich aufs Bett, versenkte den Kopf in ihren Händen und stöhnte laut.
»O Eadulf! Wo bist du, wenn ich deine Stärke und Gelassenheit brauche?« flüsterte sie. Sie schaukelte eine Weile vor und zurück; schließlich versuchte sie zu ergründen, was Eadulf vorhatte. Welchen Plan verfolgte er? Wo war er hingeritten?
Als sie draußen auf dem Hof Schritte hörte, stand sie auf. Sie lehnte sich ans Fenster und blickte hinunter. Es wurden Pferde zum Ausritt vorbereitet. Colgú stellte den feindlichen Fürsten sogar seine Pferde zur Verfügung, damit sie schnell und wohlbehalten in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Sie verließ ihre Kammer und eilte den Gang entlang und die Treppen hinunter in den Hof. Sie schaute sich nach Gormán um, der die Uí Fidgente begleiten sollte. Keine Spur von ihm weit und breit, doch sie entdeckte Caol, der gerade ein Pferd aus dem Stall führte.
»Wo ist Gormán?« fragte sie neugierig.
»Fort«, erwiderte Caol lakonisch. Caol hatte gerade sein Pferd bereitgemacht, um die Fürsten zu begleiten.
»Ich dachte, daß Gormán die Uí Fidgente zur Straße nach Norden bringen sollte.«
Caol zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nur, daß Gormán mich gebeten hat, seinen Auftrag auszuführen. Er sagte, er hätte andere dringende Angelegenheiten zu klären, die ihn von Cashel fortführten.«
»Dringende Angelegenheiten?«
»Er ließ sein Pferd satteln.«
Als die drei Uí Fidgente herausgeführt wurden, schwang sich Caol auf sein Pferd. Fidelma eilte zum Tor, wo Finguine darauf wartete, die drei ehemaligen Geiseln zu verabschieden.
»Weißt du, in welcher Mission Gormán aus Cashel aufgebrochen ist?« fragte sie Finguine ohne Umschweife.
Der sah sie verständnislos an.
»Auf meinen Befehl ist er jedenfalls nicht unterwegs, Cousine. Ich dachte, er würde die Stammesfürsten begleiten.«
»Er hat Caol gebeten, das zu tun. Caol und die Stammesfürsten brechen jeden Moment auf.«
»Nun gut, vielleicht hat er etwas Privates zu regeln.« Finguine sprach einen der Wachposten am Tor an. »Hat Gormán euch gesagt, weshalb er Cashel verlassen wollte?«
Der Wächter schüttelte den Kopf. »Nein, Finguine. Er ist vor wenigen Augenblicken erst an mir vorbeigeritten, aber gesagt hat er nichts.«
Fidelma runzelte die Stirn.
»Vermutlich hast du nicht gesehen, in welche Richtung er ritt, oder?«
»Ich sah, wie er den Hügel hinunterritt und dann weiter durch die Stadt. Er nahm den Weg nach Westen.«
Plötzlich fühlte Fidelma, wie ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief. Gormán war also nach Westen geritten, nach Westen, auf dem gleichen Weg, den Eadulf genommen hatte. Nach Westen zur Abtei von Colmán.
KAPITEL 12
Eadulf hatte gleich hinter Cnoc Loinge eine Nacht in einem Gasthof verbracht. Er hatte nicht noch einmal Fiachraes Gastfreundschaft in Anspruch nehmen wollen und war deshalb einen Umweg geritten. Erst als die Dämmerung hereinbrach und Nebel sich von den Bergen senkte, hatte er sich gefragt, ob das richtig gewesen war. Doch da hatte in der Ferne ein Licht aufgeblinkt. Kurze Zeit
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