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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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sich überwiegend um britische Offiziere und Beamte, deren Ehefrauen Gartenklubs und literarische Salons gründeten; ihnen folgten jüdische Familien, die am Ende des Zweiten Weltkriegs fast ein Drittel der Einwohnerschaft von Maadi ausmachten. Nach dem Krieg ließen sich ausgewanderte Europäer, amerikanische Geschäftsleute und Missionare hier nieder sowie eine bestimmte Art von Ägyptern - Leute, die beim Abendessen Französisch sprachen und Kricketspiele verfolgten.
    Das Zentrum dieser kosmopolitischen Gemeinschaft bildete der Sportklub. Dieser Klub, der noch zu Zeiten der britischen Besatzung gegründet worden war, nahm ungewöhnlicherweise auch Ägypter auf. Zu geschäftlichen Besprechungen traf man sich häufig auf dem auf Sand angelegten 18-Loch-Golfplatz, im Hintergrund die Pyramiden von Giseh und der palmengesäumte Nil. Wenn den Briten in der Lounge Tee serviert wurde, huschten nubische Bedienstete mit eiskalten Gläsern Nescafé zwischen den Paschas und Prinzessinen umher, die am Pool in der Sonne lagen. Flamingos wateten auf hohen Beinen durch die Lilien im Gartenteich. Der Maadi-Klub wurde zu einer mustergültigen Verkörperung Ägyptens, wie es sich die Gründer des Viertels wünschten: gebildet, weltlich, ethnisch vielfältig, und deutlich von britischem Klassendenken geprägt.
    Doch die strengen Vorschriften und Regulierungen der Gründer konnten Kairos überbordendem Bevölkerungswachstum nicht standhalten, und in den sechziger Jahren fasste ein anderes Maadi Fuß in dieser exotischen Gemeinschaft. Die Straße Nr. 9 verlief neben den Bahngleisen, welche die schicke Seite von Maadi vom baladi- Bezirk trennte, jenem Teil der Stadt, in dem die Einheimischen lebten und wo sich das unbezwingbare alte Elend Ägyptens ausbreitete. Eselkarren zogen über die unbefestigten Straßen, vorbei an Erdnussverkäufern und Yam-Händlern, die ihre Waren feilboten, und an von Fliegen umschwirrtem Fleisch, das in den Auslagen der Schlachter hing. In diesem Teil der Stadt gab es auch eine kleine Mittelschicht, überwiegend Lehrer und Beamte des mittleren Dienstes, die durch die sauberere Luft angezogen wurde - und die kaum realisierbare Hoffnung, irgendwann die Gleise überqueren zu können und Aufnahme zu finden im Klub.
    Im Jahr 1960 zogen Dr. Mohammed Rabie al-Sawahiri und seine Frau Umajma von Heliopolis nach Maadi. Rabie und Umajma gehörten Familien an, die zu den bekanntesten Ägyptens zählten. 2 Der Sawahiri-Clan war im Begriff, eine Ärztedynastie zu werden. Rabie war Professor für Pharmakologie an der Kairoer Universität von Ain Schams. Sein Bruder war ein angesehener Dermatologe und Experte für Geschlechtskrankheiten. Die von ihnen begründete Tradition sollte von der nächsten Generation fortgesetzt werden. In einem 1995 in einer Kairoer Zeitung erschienenen Nachruf auf den Ingenieur Kaschif al-Sawahiri wurden 46 Familienmitglieder aufgeführt, davon 31 Ärzte, Chemiker oder Pharmakologen, die über ganz Arabien und die USA verstreut waren; unter den übrigen befanden sich ein Botschafter, ein Richter und ein Parlamentsabgeordneter.
    Doch in erster Linie wurde der Name Sawahiri mit der Religion verbunden. Im Jahr 1929 war Rabies Onkel Mohammed al-Sawahiri Großimam der tausend Jahre alten al-Azhar-Universität im Herzen Kairos geworden, noch heute das Zentrum der islamischen Gelehrsamkeit im Nahen Osten und Hochburg des sunnitischen Islams. Der Führer dieser Institution genießt in der muslimischen Welt einen papstähnlichen Status. Großimam Mohammed gilt noch heute als Erneuerer der Universität, obwohl er damals sehr unbeliebt war und schließlich durch Streiks von Studenten und Fakultätsmitgliedern, die sich gegen seine Reformen wendeten, aus dem Amt gejagt wurde. 3 Auch Rabies Vater und Großvater waren an dieser Universität als Gelehrte tätig.
    Umajma Assam, Rabies Ehefrau, stammte aus einer ähnlich vornehmen Familie, die jedoch wohlhabender war und sich stärker politisch engagierte. Ihr Vater, Dr. Abdul Wahhab Assam, leitete das Seminar für Literatur an der Universität von Kairo, bevor er nach Saudi-Arabien übersiedelte und in Riad die König-Saud-Universität gründete. Neben seiner akademischen Tätigkeit wirkte er als ägyptischer Botschafter in Pakistan, im Jemen und in Saudi-Arabien. Er war der bekannteste panarabisch denkende Intellektuelle seiner Zeit. Abdul Rahman Assam, ein Onkel mütterlicherseits, war Mitbegründer und erster Generalsekretär der Arabischen Liga.
    Trotz dieses

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