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Der Todesbote

Der Todesbote

Titel: Der Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaques Buval
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nun in das Haus einbrechen, um zu stehlen, oder war Ihnen zu diesem Zeitpunkt bereits klar, dass Sie die jungen Leute töten würden?«, befragt man ihn.
    »Das wusste ich zu diesem Augenblick selbst noch nicht. Ich wusste ja noch nicht einmal, wie ich in das Haus gelangen sollte. Als ich bemerkte, dass die Haustüre versperrt war, klopfte ich an das beleuchtete Fenster. Ich sah, wie sich das Paar erschreckte und der Mann sich behäbig von seinem Sessel erhob und zu dem Fenster ging. Ohne es zu öffnen, fragte er mich, was los sei und was ich hier wolle. Dabei konnte ich erkennen, wie groß und wie kräftig gebaut der Mann ist. Ich log ihm eine Panne mit dem Auto vor. Ich bin mir sicher gewesen, er hat mir geglaubt. Denn er deutete zur Haustür, und ich konnte sehen, wie er in dieser Richtung das Zimmer verließ.«
    »Hatten Sie keine Angst vor diesem kräftigen Mann?«, unterbricht man Onoprienko. Doch der hat nur ein Lachen für diese Frage übrig.
    »Ich hatte doch mein Gewehr bei mir. Was sollte ich also Angst haben? Ich ging zum Hauseingang«, berichtet er weiter,
    »da hörte ich auch schon die Schlüssel im Schloss. Mein Gewehr hielt ich entsichert auf meinem Rücken, als sich die Türe öffnete und ein Riese von einem Manne im Rahmen stand. Ich wollte gerade erzählen, dass ich eine Panne hatte, doch dazu kam ich gar nicht mehr. Ich glaube, der Mann hat den Lauf des Gewehres gesehen. Er ging plötzlich auf mich zu und versuchte, mich mit seinen Pranken zu fassen. Doch wie von einem Blitz getroffen, fiel er nach hinten in den Flur, als ich den ersten Schuss abgegeben hatte. Ich wollte gerade noch einmal auf ihn zielen, als die Frau schreiend den Flur betrat.
    Sie fuchtelte aufgeregt mit den Armen und schrie fürchterlich.
    Sie kniete bei ihrem Mann und rief immer wieder seinen Namen. Sie nahm seinen Kopf in beide Hände und versuchte ihm aufzuhelfen. Als sie bemerkte, dass ihr Mann tot war, drehte sie sich zu mir und schrie mich an. Aber ich hatte keine Lust, mich anschreien zu lassen und schoss ihr in die Brust.
    Dabei fiel sie neben ihren toten Mann.«
    »Waren die beiden sofort tot?«, will der Staatsanwalt wissen.
    »Das wusste ich auch nicht. Sie bewegten sich nicht und sie schrien nicht. Und das war das Wichtigste.«
    »Haben Sie nicht nachgesehen?«
    »Nein, dazu hatte ich keine Zeit, denn ich bemerkte, dass sich noch jemand in einem anderen Zimmer aufhielt. Plötzlich hörte ich die Stimme eines Kindes, das nach den Eltern rief, und ich musste mich ganz auf diese Person konzentrieren. Ich hörte, dass sich eine Zimmertür öffnete. Ich war sehr aufgeregt.
    Ich wollte nichts riskieren. Mein Gewehr hatte ich im Anschlag und wartete darauf, was nun geschah.«
    Die Beamten unterbrechen Onoprienko in seinen Ausführungen. Die mitlaufende Videokamera benötigt eine neue Kassette, die nachgelegt werden muss. Man lässt sich Zeit dabei. Offensichtlich ist den Beamten mulmig vor der weiteren Tatbeschreibung Onoprienkos. Jeder im Raum weiß, welch erschütternder Bericht nun aus dem Mund dieser Bestie folgt.
    Noch bevor der Staatsanwalt ihn bittet, weiter zu berichten, fährt er mit seinen Erzählungen fort: »Plötzlich, nachdem ich den Mann und die Frau erschossen hatte, stand mir dieser Junge am Flur gegenüber. Die Schüsse haben ihn wohl aus dem Schlaf gerissen. Als er seine Eltern blutüberströmt am Boden liegen sah, schrie er unentwegt. Was hätte ich sonst tun sollen, er war ein Zeuge, also schoss ich.«
    Was Onoprienko dem kleinen Jungen im Verlaufe des Geschehens angetan hat, sprengt alle Vorstellungen, selbst die der beteiligten Beamten, die sich bisher für abgebrüht hielten.
    Sie alle haben die Bilder des Jungen nach der Tat gesehen –
    wenn sie dazu überhaupt im Stande waren.

    An diesem Tag stehen sie diesem Menschen gegenüber, der zu einer Gräueltat ohnegleichen fähig war. Sie müssen sich anhören, mit welcher Selbstverständlichkeit und Kaltschnäuzigkeit er diese Tat schildert und offensichtlich gerne darüber berichtet. So lautet die Originalübersetzung seiner Aussage des Polizeivideos: »Ich nahm meine Flinte und richtete sie auf den Jungen …«
    Dabei zeigt er, wie er in Cowboymanier das Gewehr an der Hüfte anlegte. Völlig ruhig berichtet er weiter, stets darauf bedacht, dass ihm jeder im Raum zuhört.
    »… Als ich den ersten Schuss abgegeben hatte, staunte ich nicht schlecht über die Wirkung. Ich war sehr verblüfft. Dieser einzige Schuss hatte dem Jungen eine ganze Hälfte

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