Der Todeskreuzer
vertraulicheren Tonfall. »Ich war außerstande, die Molekularstruktur dieses speziellen Erregerstamms zu isolieren. Dr. Cody?«
»Ja?«
»Wie Sie wissen, ist meine Programmierung in Bezug auf Infektionskrankheiten sehr umfassend, und dennoch ähnelt dieser Erreger nichts, was ich je gesehen habe.« Der Droide senkte die Stimme noch weiter, das künstliche Äquivalent eines Flüsterns. »Es hat den Anschein, als würden die individuellen Organismen im Innern des Wirts darauf warten, dass sich das Virus bis zu einem bestimmten Mindestwert reproduziert.«
»Was bedeutet?«
»Die einzelnen Zellen entfalten ihre volle Virulenz erst, nachdem sie sich zahlenmäßig in einem Maße reproduziert haben, dass der Wirt nicht mehr gegen sie ankämpfen kann.«
»Mit anderen Worten«, fragte Zahara, »wenn es bereits zu spät ist?«
»Das ist korrekt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bin ich nicht einmal davon überzeugt, dass unsere Isolationsausrüstung ein wirkungsvoller Schutz ist.«
Zahara blickte verlegen auf den orangefarbenen Anzug hinab, den sie angelegt hatte, unmittelbar nachdem sie das Enterkommando unter Quarantäne gestellt hatte. Sie mochte es nicht, ihn zu tragen, mochte nicht, welche Botschaft er den Patienten vermittelte, die sich bereits infiziert hatten, aber sie hatte keine andere Wahl. Wenn sie krank oder tot war, konnte sie niemandem helfen. Und der Droide hatte natürlich recht. Momentan ließ sich unmöglich sagen, ob die Anzüge und Atemmasken überhaupt eine Hilfe waren - Wachen, die sofort ihre Schutzkleidung angelegt hatten, kamen bereits wieder krank zurück, sie selbst jedoch zeigte keinerlei Anzeichen einer Infektion.
Jedenfalls noch nicht, korrigierte eine grimmige Stimme in ihr.
Auf der anderen Seite der Krankenstation heulte ein Alarmsignal los, ein gleichmäßiges, schrilles Heulen, das verkündete, dass einer ihrer Patienten einen Anfall erlitt. Zahara wollte gerade darauf reagieren, als ein weiterer Alarm losging und dann ein dritter. Das muss eine Art Gerätefehlfunktion sein, dachte sie verwirrt, aber sie konnte sehen, dass das nicht der Fall war. Ihre Patienten starben jetzt schneller, starben überall um sie herum, und das Einzige, was sie tun konnte, war, anschließend den entsprechenden Papierkram zu erledigen.
»Ich kümmere mich darum«, sagte Batzen. »Sie müssen mit dem Direktor sprechen.«
»Der Direktor kann warten.«
Doch als sie zu dem Bett gelangte, war es bereits zu spät. Der Sträfling war zusammengebrochen, und die Monitore gaben ein gleichmäßiges, hilfloses Piepsen von sich. Das Geräusch schien von überall gleichzeitig zu kommen. Der Patient rechts von ihr hatte einen Krampfanfall, und auch sein Alarm schrillte los. Zum hundertsten Mal an diesem Tag fragte sich Zahara, worüber Captain Sartoris' Gruppe oben in dem Zerstörer gestolpert sein mochte.
Sie kannte bloß eine einzige Person, die diese Frage beantworten konnte.
14
DIE GLOCKE
Der Alarm im Unterdruckluftraum der Quarantäneglocke ging los, kurz bevor sie hineinschlüpfte. Als sie in die Glocke schaute, sah sie, dass Sartoris über Veseks Bett stand, während Vesek die Arme nach ihm ausstreckte. Das Gesicht des jüngeren Wachmanns war so weiß geworden, dass Zahara die feinen blauen Äderchen ausmachen konnte, die unter seinem Kiefer und seinem Kinn verliefen und zu seinen Wangen emporstiegen. Sie rannte den Rest des Weges und ließ die Versiegelungsklappe mit einem kaum vernehmlichen Flapp hinter sich zufallen. »Was ist passiert?«
»Sie sind die Ärztin«, schnappte Sartoris. »Sagen Sie's mir!«
»Vor ein paar Minuten war sein Zustand noch stabil.« Sie überprüfte die Monitore. Veseks Puls war verschwunden, die Sauerstoffsättigung und der Blutdruck fielen rasant ab. »Haben Sie irgendwas mit ihm gemacht?«
Sartoris sah sie finster an. »Ich?«
»Geben Sie mir das eingeschweißte Päckchen da drüben - das andere!« Sie riss es auf, holte den Atemschlauch daraus hervor und schmierte ihn mit Gleitmittel ein. »Legen Sie seinen Kopf nach hinten!«
Sartoris bewegte sich steif und verfolgte, wie sie den Schlauch aufs Geratewohl Veseks Kehle hinabschob. Sie stieß irgendwo auf ein Hindernis, und als sie versuchte, daran vorbeizukommen, hob sich seine Brust, und er gab ein würgendes Geräusch von sich, das tief aus seinem Brustkorb kam. Dieses Geräusch hatte sie in den letzten paar Stunden nur zu gut kennengelernt.
»Passen Sie auf!«, rief sie, als dicke rote Flüssigkeit den Schlauch
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