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Der Todschlaeger

Der Todschlaeger

Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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tüchtige
    Last los. Aber sie hatte bestimmt nicht nur
    Mama Coupeau auf dem Grund des Loches im
    Gärtchen in der Rue Marcadet zurückgelassen.
    Es fehlten ihr zu viele Dinge, ein Stück ihres
    eigenen Lebens mußte das sein, und ihr Laden
    und ihr Meisterinnenstolz und noch andere
    Gefühle, die sie an diesem Tage begraben
    hatte. Ja, die Wände waren kahl, ihr Herz
    auch, ein vollständiger Umzug war das, ein
    Sturz in den Graben. Und sie fühlte sich zu
    müde, sie würde sich später wieder aufraffen,
    wenn sie konnte.
    Um zehn Uhr weinte Nana beim Ausziehen
    und stampfte mit den Füßen auf. Sie wollte in
    Mama Coupeaus Bett schlafen. Ihre Mutter
    versuchte ihr angst zu machen; aber die Kleine
    war zu frühreif, die Toten erweckten nur große
    Neugierde in ihr, so daß man ihr schließlich,
    um Frieden zu haben, erlaubte, sich auf Mama
    Coupeaus Platz auszustrecken. Sie liebte große
    Betten, diese Göre; sie machte sich breit, sie
    wälzte sich. In dieser Nacht schlief sie sehr gut
    in der angenehmen Wärme und dem Gekitzel
    der Federmatratze.

    Kapitel X
    Die neue Wohnung der Coupeaus befand sich
    im sechsten Stock, Aufgang B. Wenn man bei
    Fräulein Remanjou vorbeigegangen war,
    wandte man sich in den Flur links. Dann
    mußte man nochmals abbiegen. Die erste Tür
    gehörte den Bijards. Fast gegenüber schlief
    Vater Bru in einem luftlosen Loch unter einer
    kleinen Treppe, die zum Dach führte. Zwei
    Wohnungen weiter gelangte man zu Bazouge.
    Gleich neben Bazouge kamen endlich die
    Coupeaus, eine Stube und eine Kammer, die
    auf den Hof gingen. Und hinten im Gang
    waren nur noch zwei Familien, bevor man
    ganz am Ende bei den Lorilleux war.
    Eine Stube und eine Kammer, nicht mehr.
    Dort hausten nun die Coupeaus. Und die Stube
    war obendrein nur handbreit. Darin mußte man
    alles tun: schlafen, essen und das übrige. In der
    Kammer hatte gerade Nanas Bett Platz; sie
    mußte sich bei ihrem Vater und ihrer Mutter
    ausziehen, und die Tür ließ man nachts offen,
    damit sie nicht erstickte. Es war so eng, daß
    Gervaise den Poissons Sachen überlassen
    hatte, als sie den Laden aufgab, weil sie nicht
    alles unterbringen konnte. Das Bett, der Tisch,
    vier Stühle, und die Wohnung war voll.
    So herzzerreißend es auch war, sie hatte, da sie
    nicht den Mut aufbrachte, sich von ihrer
    Kommode zu trennen, den Fliesenfußboden
    mit diesem großen nichtsnutzigen Möbelstück
    verstellt, das die Hälfte des Fensters
    versperrte. Einer der beiden Flügel ließ sich
    nicht mehr öffnen, das nahm der Stube Licht
    und Freundlichkeit weg. Wenn sie auf den Hof
    schauen wollte, so hatte sie keinen Platz für
    ihre Ellbogen, weil sie sehr dick wurde, und
    sie beugte sich schief mit verrenktem Hals
    hinaus, um etwas zu sehen.
    An den ersten Tagen setzte sich die Wäscherin
    hin und weinte. Es erschien ihr zu hart, sich zu
    Hause nicht mehr rühren zu können, nachdem
    sie es immer geräumig gehabt hatte. Sie
    erstickte, sie verweilte stundenlang am
    Fenster, zwischen Wand und Kommode
    eingequetscht, und holte sich einen steifen
    Hals. Allein dort konnte sie atmen. Der Hof
    jedoch flößt ihr fast nur traurige Gedanken ein.
    Ihr gegenüber erblickte sie auf der Sonnenseite
    ihren Traum von einst, jenes Fenster im
    fünften Stock, wo in jedem Frühjahr
    Feuerbohnen ihre dünnen Stengel über ein
    Gitterwerk aus Fäden rankten. Ihre eigene
    Stube lag auf der Schattenseite, die
    Resedatöpfe gingen hier in acht Tagen ein.
    Ach nein, das Leben nahm keine freundliche
    Wendung, das war kaum das Dasein, das sie
    sich erhofft hatte. Statt Blumen im Alter zu
    haben, wälzte sie sich in unsauberen Dingen.
    Als sie sich eines Tages herausbeugte, hatte sie
    eine komische Empfindung, sie glaubte sich
    leibhaftig dort unten in der Toreinfahrt neben
    der Conciergeloge zu sehen, wie sie, die Nase
    in der Luft, das Haus zum erstenmal musterte;
    und dieser Sprung um dreizehn Jahre zurück
    rief einen stechenden Schmerz in ihrem
    Herzen hervor. Der Hof hatte sich nicht
    verändert, die kahlen Fassaden waren kaum
    schwärzer und aussätziger; von den
    rostzerfressenen Ausgußbecken stieg Gestank
    auf; an den Leinen der Fensterkreuze
    trockneten Wäschestücke und mit Kot
    verkleisterte Kinderunterlagen; unten war das
    ausgefahrene Pflaster immer noch verdreckt
    von der Kohlenschlacke des Schlossers und
    den Hobelspänen des Tischlers; in der
    feuchten Ecke der Wasserleitung hatte eine aus
    der Färberei herausgeflossene Lache sogar
    eine schöne blaue

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