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Der Todschlaeger

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Titel: Der Todschlaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlo von der Birke
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Natürlich sagte
    niemand die richtige Wahrheit; diejenigen, die
    sie hätten wissen können, erachteten sie für zu
    einfach und nicht interessant genug. Wenn
    man wollte, so hatte Lantier Gervaise
    tatsächlich verlassen, in dem Sinne, daß er sie
    tags und nachts nicht mehr zur Verfügung
    hatte; aber bestimmt ging er hinauf, um sie im
    sechsten Stock zu besuchen, wenn er Lust
    dazu bekam, denn Fräulein Remanjou traf ihn,
    wie er zu wenig üblichen Stunden bei den
    Coupeaus herauskam. Kurzum, die
    Beziehungen dauerten auf allerlei Art und
    Weise und so gut es eben ging an, ohne daß
    beide viel Vergnügen dabei hatten; ein Rest
    Gewohnheit, gegenseitige Gefälligkeiten, nicht
    mehr. Allerdings wurde die Situation dadurch
    kompliziert, daß das Viertel nun Lantier und
    Virginie unter eine Decke steckte. Auch darin
    hatte es das Viertel zu eilig. Zweifellos heizte
    der Hutmacher der großen Brünetten tüchtig
    ein, und das war ganz natürlich, da sie
    Gervaise ja in jeder Hinsicht in der Wohnung
    ersetzte. Es machte gerade ein Witz die Runde;
    man behauptete, eines Nachts habe er Gervaise
    vom Kopfkissen des Nachbarn holen wollen,
    und er habe Virginie mitgenommen und bei
    sich behalten, ohne daß er sie infolge der
    Dunkelheit vor dem Morgengrauen erkannt
    hatte. Die Geschichte gab Anlaß zum Spaßen,
    aber in Wirklichkeit war er noch nicht soweit
    vorangekommen, er erlaubte sich kaum, ihr in
    die Hüften zu kneifen. Nichtsdestoweniger
    sprachen die Lorilleux in Gegenwart der
    Wäscherin mit Rührung über die
    Liebesangelegenheiten von Lantier und Frau
    Poisson und hofften, sie eifersüchtig zu
    machen. Auch die Boches ließen durchblicken,
    daß sie nie ein schöneres Paar gesehen hatten.
    Das Komische an alldem war, daß die Rue de
    la Goutted'Or die neue Ehe zu dritt nicht
    übelzunehmen schien; nein, die Moral, die
    Gervaise gegenüber streng war, zeigte sich
    Virginie gegenüber mild. Vielleicht rührte die
    lächelnde Nachsicht der Straße daher, daß der
    Ehemann Polizist war.
    Glücklicherweise wurde Gervaise kaum von
    Eifersucht gequält. Lantiers Untreue ließ sie
    ganz ruhig, weil ihr Herz seit langem bei ihren
    Beziehungen überhaupt nicht mehr beteiligt
    war. Sie hatte unsaubere Geschichten
    vernommen, ohne daß sie sich bemüht hatte,
    sie zu erfahren, Verhältnisse des Hutmachers
    mit allen möglichen Dirnen, den ersten besten
    ausstaffierten Hündchen, die auf der Straße
    vorbeikamen; und das machte so wenig
    Eindruck auf sie, daß sie weiterhin willfährig
    gewesen war, ohne auch nur genügend Zorn in
    sich zu entdecken, um mit ihm zu brechen. Die
    neue Liebschaft ihres Geliebten nahm sie
    allerdings nicht so leicht hin. Bei Virginie war
    das etwas anderes. Sie hatten das beide zu dem
    einzigen Zweck ersonnen, um sie zu reizen;
    und wenn sie auf die Lappalie auch pfiff, so
    legte sie doch Wert auf Rücksichtnahme.
    Wenn Frau Lorilleux oder irgendeine andere
    bösartige dumme Person absichtlich in ihrer
    Gegenwart sagte, Poisson könne seiner Hörner
    wegen nicht mehr unter der Porte
    SaintDenis89 hindurchgehen, wurde sie denn
    auch ganz weiß, es zerriß ihr das Herz, sie
    fühlte ein Brennen im Magen. Sie kniff die
    Lippen zusammen, sie vermied es, sich zu
    ärgern, weil sie ihren Feinden dieses
    Vergnügen nicht bereiten wollte. Aber sie
    mußte wohl mit Lantier herumzanken, denn
    Fräulein Remanjou glaubte eines Nachmittags
    das Klatschen einer Ohrfeige herauszuhören.
    Überdies gab es sicherlich ein Zerwürfnis,
    Lantier sprach vierzehn Tage lang nicht mit
    ihr, dann bot er als erster die Hand zur
    Versöhnung, und der alte Trott schien von
    vorn anzufangen, als sei nichts gewesen. Die
    Wäscherin zog es vor, sich damit abzufinden,
    da sie vor einer Rauferei unter Weibern
    zurückschreckte und von dem Wunsch erfüllt
    war, ihr Leben nicht noch mehr zu
    verpfuschen. Ach, sie war keine zwanzig Jahre
    mehr, sie liebte die Männer nicht mehr so sehr,
    daß sie um ihrer schönen Augen willen
    Arschhiebe austeilte und es riskierte, auf die
    Polizeiwache zu kommen. Sie rechnete es
    lediglich zu dem übrigen hinzu.
    Coupeau machte Witze. Dieser bequeme
    Ehemann, der nicht hatte sehen wollen, daß
    seine Frau ihn betrog, ulkte mordsmäßig über
    Poissons Hörner. In seiner Ehe zählte es nicht;
    aber in der Ehe anderer kam es ihm spaßig vor,
    und er gab sich eine verteufelte Mühe, um
    solche Vorfälle abzupassen, wenn die Frauen
    der Nachbarn zu einem Schäferstündchen ins
    Grüne gingen. Was

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