Der Todschlaeger
zum Auswischen
der Pfannenboden gedient. Da war ein
Kopfkissenbezug, der sicherlich von den
Boches stammte, wegen der Pomade, mit der
Frau Boche ihre ganze Wäsche verkleisterte.
Es war auch nicht mehr erforderlich, ihre Nase
an Herrn Madiniers Flanellunterjacken zu
halten, um zu wissen, daß sie ihm gehörten: er
verfärbte die Wolle, dieser Mann, so fettig war
seine Haut. Und sie kannte weitere
Besonderheiten, die Geheimnisse über die
Sauberkeit eines jeden, die Unterwäsche der
Nachbarinnen, die in Seidenröcken über die
Straße gingen, die Anzahl der Strümpfe,
Taschentücher und Hemden, die wöchentlich
schmutzig gemacht wurden, die Art und
Weise, wie die Leute bestimmte Stücke immer
an derselben Stelle zerrissen. So steckte sie
denn auch voller Anekdoten. Fräulein
Remanjous Hemden zum Beispiel lieferten
endlose Kommentare; sie nutzten sich von
oben ab, die alte Jungfer mußte spitze
Schulterknochen haben; und nie waren sie
schmutzig, auch wenn sie sie vierzehn Tage
getragen hatte, was bewies, daß man in diesem
Alter beinahe wie ein Stück Holz ist, aus dem
eine Träne über irgend etwas herauszupressen
einem sehr schwergefallen wäre. So wurde das
ganze Viertel La Goutted'Or bei jedem
Wäschesortieren im Laden entkleidet.
»Das ist ja was Feines!« rief Clémence, als sie
ein neues Bündel aufmachte.
Jäh von einem heftigen Widerwillen erfaßt,
war Gervaise zurückgewichen.
»Madame Gaudrons Bündel«, sagte sie. »Ich
will nicht mehr für sie waschen, ich suche
einen Vorwand ... Nein, ich bin nicht heikler
als jemand anderes, ich habe in meinem Leben
recht eklige Wäsche angefaßt; aber wirklich,
bei der kann ich nicht. Dabei würde ich mir
den Magen auf die Fliesen kotzen ... Was stellt
diese Frau bloß an, daß sie ihre Wäsche in
einen derartigen Zustand versetzt?« Und sie
bat Clémence, sich zu beeilen.
Aber die Arbeiterin fuhr mit ihren
Bemerkungen fort, steckte ihre Finger in die
Löcher und machte Anspielungen auf die
Wäschestücke, die sie wie die Fahnen des
triumphierenden Unrats hin und her
schwenkte.
Mittlerweile waren die Haufen rings um
Gervaise angewachsen. Nun verschwand sie,
die immer noch auf der Kante des Schemels
saß, zwischen den Hemden und Unterröcken;
vor sich hatte sie die Bettlaken, die Hosen, die
Tischtücher, einen Zusammenbruch aus
Unsauberkeit. Und dort drin, mitten in diesem
größer werdenden Pfuhl, behielt sie die Arme
nackt, den Hals nackt und sah mit den blonden
Härchen, die an ihren Schläfen klebten, noch
rosiger und schlaffer aus. Sie fand ihr gesetztes
Wesen wieder, ihr Lächeln einer
aufmerksamen und sorgfältigen Chefin, und
vergaß dabei Frau Gaudrons Wäsche, roch sie
nicht mehr, wühlte mit einer Hand in den
Haufen herum, um nachzusehen, ob kein
Irrtum vorgekommen war. Die Schielliese
Augustine, die leidenschaftlich gern Schaufeln
voll Koks in die Maschine warf, hatte sie
gerade dermaßen vollgestopft, daß die
gußeisernen Platten rot glühten. Die
schrägstehende Sonne schlug auf die
Vorderfront, der Laden flammte.
Da wurde Coupeau, den die starke Hitze noch
mehr berauschte, von einer plötzlichen
Zärtlichkeit erfaßt. Er ging ganz gerührt mit
offenen Armen auf Gervaise zu.
»Bist eine gute Frau«, lallte er. »Muß dich
küssen.« Doch er verhedderte sich in den
Unterröcken, die ihm den Weg versperrten,
und wäre beinahe hingefallen. »Bist du aber
lästig!« sagte Gervaise, ohne ärgerlich zu
werden. »Bleib ruhig, wir sind fertig.«
Nein, er wolle sie küssen, er brauche das, weil
er sie sehr liebe. Lallend ging er um den
Haufen Unterröcke herum und stolperte in den
Haufen Hemden. Als er sich darauf versteifte,
blieb er mit den Füßen hängen, fiel er der
Länge nach hin, mit der Nase mitten in die
Wischtücher. Gervaise, die allmählich
ungeduldig zu werden begann, versetzte ihm
einen Knuff und rief, er bringe alles
durcheinander. Aber Clémence und sogar Frau
Putois gaben ihr unrecht. Er sei doch
schließlich nett. Er wolle sie küssen. Sie könne
sich ruhig küssen lassen.
»Sie sind glücklich dran, Madame Coupeau,
das sage ich Ihnen!« sagte Frau Bijard, die ihr
Säufer von Mann, ein Schlosser, jeden Abend
beim Nachhausekommen fast totschlug.
»Wäre meiner so, wenn er sich die Nase
begossen hat, dann wäre es eine Wonne!«
Gervaise, die sich beruhigt hatte, bereute ihre
Heftigkeit bereits. Sie half Coupeau wieder auf
die Beine. Dann hielt
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