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Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a

Titel: Der tote Junge aus der Seine - Ein Fall fuer Kommissar LaBr a Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Grote
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Form von kleinen Ausrufezeichen. Die blaue Anzugjacke des Opfers hatte einen Teil des Blutes aufgesogen und war dunkel verfärbt. Gleich neben dem Leichnam sah LaBréa eine blasse Wischspur, als hätte jemand versucht, mit einem Lappen das Blut aufzuwischen. Warum?
    »Du liebe Güte«, murmelte LaBréa und starrte wie gebannt auf das Szenario. Der strahlend blaue Anzug des
Toten, das Blut, die weißen Fliesen … Wie die Farben der Tricolore, dachte LaBréa spontan. Die Szene hatte etwas Unwirkliches, als hätte ein Künstler eine Installation zum Thema »Mord in der Herrentoilette eines Luxushotels« geschaffen. Thibon riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Er verrichtete wohl gerade seine Notdurft.« Der Schöngeist verschränkte die Hände hinter dem Rücken. »Sie wissen, wer das ist, LaBréa?«
    LaBréa nickte.
    »Natürlich, Monsieur. Das ist Yves Ribanville. Wer kennt ihn nicht.« Er dachte an die unzähligen Titelbilder des Moderators in den Zeitungen, an die vielen Interviews im Fernsehen und an Ribanvilles Präsenz als Werbeträger in TV-Spots. Irgendwann einmal hatte er auch den Anfang einer seiner Shows gesehen, sie aber gleich abgeschaltet, weil Quizsendungen ihn grundsätzlich nicht interessierten.
    »Heute war doch seine hundertste Sendung«, bemerkte Franck. »Mit dem Clochard und dem Milliardär. Ich habe reingeschaut.«
    »Sehr richtig, Hauptmann Zechira.« Thibon straffte sich. »Und hier im Ritz fand die Aftershowparty statt. Ich war einer der Gäste, deshalb bin ich heute Nacht hier.« Es klang ein wenig eitel, und LaBréa tauschte einen schnellen Blick mit Franck, der sich ein Grinsen verkniff.
    LaBréa beugte sich zu dem Toten. Die blaue Krawatte war gelockert, der oberste Hemdknopf geöffnet. Ribanvilles Augen blickten starr in die unendliche Weite des Nichts, während sein Mund fest geschlossen war, als hätte der Moderator im Moment seines Todes die Zähne zusammengebissen.

    »Zwei Wunden am Kopf«, sagte LaBréa, ohne den Toten zu berühren. »Er hat ziemlich viel Blut verloren.«
    »Komisch, dass er dann auf dem Rücken liegt«, meinte Franck. »Bei von der Seite oder von hinten ausgeführten Schlägen auf den Kopf fällt das Opfer entweder zur Seite oder vornüber.«
    »Richtig«, sagte Thibon. »Das ist mir auch als Erstes aufgefallen.«
    »Wer hat ihn gefunden?«, fragte LaBréa.
    »Ich.« Thibon sah LaBréa an. In seinem Blick spiegelte sich das Wissen um die Wichtigkeit des Umstands, dass er als Erster am Tatort gewesen war. »Ich bin exakt um Viertel nach elf auf die Toilette gegangen. Und zu dem Zeitpunkt lag er genau so da, wie Sie ihn hier vorfinden.«
    LaBréa öffnete den Mund zu einer Frage, doch sein Chef kam ihm zuvor.
    »Ich habe niemanden gesehen«, sagte Thibon. »Niemand war hier oder hat die Toilette verlassen, als ich kam. Zehn Minuten vorher habe ich mit Ribanville im Salon d’Été noch gesprochen. In diesem Zeitfenster ist er ermordet worden. Also zwischen dreiundzwanzig Uhr fünf Uhr und dreiundzwanzig Uhr fünfzehn. Damit hätten wir seinen genauen Todeszeitpunkt.«
    »Wann kamen Sie heute Abend hierher ins Ritz?«
    »Relativ spät. Kurz vor dreiundzwanzig Uhr.«
    »Was ist mit den anderen Gästen dieser Aftershowparty?«
    »Die sitzen versammelt im Salon d’Été . Ich habe dafür gesorgt, dass nach der Entdeckung der Leiche keiner den Saal verlassen hat.«

    »Sehr gut, Monsieur.«
    Jetzt betraten der Fotograf und Dr. Foucart den Tatort. Der Fotograf wirkte verschlafen und missmutig und stöhnte, als er seine Bilder schoss. Brigitte Foucart zeigte keinerlei Anzeichen von Müdigkeit, obwohl sie bis vor einer halben Stunde noch im Gerichtsmedizinischen Institut mit verschiedenen Laboranalysen beschäftigt gewesen war. Deshalb hatte sie auch nicht gleich losfahren können, als Thibons Anruf sie erreichte. Sie begann mit der Untersuchung des Leichnams.
    LaBréa wandte sich an Franck.
    »Gehen Sie in den Salon d’Été und fertigen Sie eine Liste der Gäste an, die heute Abend hier erschienen sind.«
    »Nicht notwendig«, warf Thibon ein. »Die Gästeliste bekommen Sie beim Hoteldirektor. Alles handverlesene Leute. Ribanvilles Frau ist ebenfalls anwesend. Sie scheint relativ gefasst, aber vermutlich steht sie nur unter Schock.«
    »Was ja verständlich ist. Dann besorgen Sie mir diese Liste, Franck. Und fangen Sie an, das Personal zu befragen. Die Kellner, die Leute an der Rezeption in der Halle, die Hotelpagen, und so weiter. Wenn Jean-Marc und Claudine eintreffen,

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