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Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote unter der Piazza - Ein Neapel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Krohn
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sagte Livia. »Beziehungsweise in einem Kühlfach.«
    »Und er hatte keinen Verdacht, daß an der Sache etwas faul sein könnte?«
    »Das ist es ja. So wie er die Sache darstellt, hat er es vorgezogen, sich auf die Rolle des Käufers zu beschränken. Geld gegen Kunst. Ecco . Aber das ist noch nicht alles. Er hat gesagt, selbst wenn er den Verdacht gehabt hätte , daß die Statue geklaut sein könnte , hätte er sich trotzdem nicht darum geschert. Und weiter, indirektes Zitat«, Livias Stimme wurde schneidender, »in Italien gebe es jede Menge Statuen, die in irgendwelchen Parks vor sich hin gammeln und von jugendlichen Pseudonihilisten, die auch nichts anderes seien als spießige Kunstbanausen in Kriegsbemalung und Fliegerkluft, mit Farbe besprüht werden, eine einzige kulturelle Sauerei, abgehackte Hände, aufgemeißelte Torsi, besprühte Löwenpranken, rette sich, wer kann. Sein Motto dagegen: Sei gerettet, was sich retten läßt. Die Amerikaner würden sogar eine kopflose Skulptur mehr in Ehren halten.« Sie schnaubte verächtlich.
    »Womit er durchaus recht hat«, sagte Marlen mit Genugtuung. »Ihr Italiener seid total verwöhnt, jedenfalls, was Kunst und Geschichte anbelangt. Auf Schritt und Tritt Meisterwerke, paradiesische Natur, und dazu Mythen, wo man hinguckt: der in Richtung Rom vorbeisegelnde Aeneas, die Sibylle von Cumae, Grotten, dampfende Erdspalten, überall Geschichte, wackere Vorfahren, die vor Tausenden von Jahren gemalt, gemeißelt, gebaut haben. Und selbst wenn es im Zweiten Weltkrieg Luftangriffe gab, sind die meisten italienischen Städte unzerstört geblieben…«
    »… zum Glück«, rief Livia erbost, »während bei euch jede einzelne Statue, die in einem Park steht, umhegt und gepflegt wird, einen Zaun mit Stacheldraht drumherum und dann fünf Mark Eintritt…«
    »… natürlich. Natur und Kunst sind für alle da«, sagte Marlen ironisch. »Und besonders für diejenigen, die ein kleines Stück von der großen, runden Erdentorte ganz für sich allein reservieren können. Einen kleinen Park mit Musen und einem Bellini-Brunnen. Einen Picasso, eine Picone…«
    »Sehr witzig«, fauchte Livia. »Was ist eigentlich mit dir los? Suchst du Streit?«
    »Ich meine, das könnte mir genausogut passieren. Stell dir vor, ich gehe auf den Antiquitätenmarkt oder auf irgendeine Messe und habe ein nettes Sümmchen zur Verfügung, und da ist ein Bild oder eine Skulptur, irgend etwas, das mir gut gefällt, ich kaufe es, und später stellt sich heraus, das Ding ist geklaut. Woher soll ich das denn wissen? Und überhaupt, was passiert dann mit dem geklauten Objekt? Wird es einfach einkassiert oder bekomme ich eine Entschädigung?«
    »Es geht natürlich zurück an den ursprünglichen Besitzer«, sagte Livia. »Ist doch logisch. Stell du dir umgekehrt doch mal vor, du kaufst ein Auto, es wird geklaut, dann zufällig bei irgendwem wiedergefunden, der nichts davon gewußt haben will und vielleicht wirklich ein Unschuldslamm ist. Das Auto geht trotzdem an dich zurück. Aber wenn es statt um Autos um Kunst geht, stellen die Leute sich gleich fürchterlich an.« Livia fuchtelte erregt mit den Händen in der Luft. »Als ob eine Renaissanceskulptur einem mehr gehört als eine Harley Davidson. Beides sind Tauschobjekte, für die man Geld hinblättern muß. Und Luxus obendrein.«
    »Ausgerechnet du wirst jawohl nicht behaupten wollen, daß man ein Motorrad mit einem deiner Bilder gleichsetzen kann.«
    »Warum eigentlich nicht«, bockte Livia. »Erstens ist es eine Liebhabersache, zweitens eine Frage von Leidenschaft, und drittens wäre ich froh, wenn meine Bilder so viel wert wären.«
    »Sind sie doch«, lenkte Marlen ein.
    »Sind sie nicht«, knurrte Livia.
    Sie hielten inne, sahen einander verstimmt an. In die Stille hinein hörte man Marlens Magen knurren. Sie runzelte die Stirn. »Worum geht’s hier eigentlich?«
    »Wollte ich dich auch gerade fragen«, murrte Livia versöhnlich. »Frustriert wegen Salvatore?«
    »Schon möglich.«
    Sie schwiegen. Livia stand auf und rief in der Pizzeria an der Ecke an.
    »Ich hab da noch was für dich«, sagte sie. »Wird dich vielleicht aufmuntern, eine klitzekleine Überraschung, die ich in der Aufregung ganz vergessen hatte: Fiorilla hat uns angeschwindelt, als sie gesagt hat, sie kenne keinen Salvatore. Das Haus der Cacciapuoti ist mit Hilfe deines Retters nach dem Vorbild der Malapartevilla auf Capri umgebaut worden. Was sagst du nun?«
    Marlen staunte tatsächlich, und ihre

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