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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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und ihren Rucksack und ging zur Haltestelle hoch. Es war Viertel vor sieben, um fünf vor sollte ein Bus kommen, wenn sie den Fahrplan richtig verstanden hatte.
    Das ist sicher dieselbe Linie, die an der Jugendherberge vorbeifährt, dachte sie plötzlich. Wie viele Fahrer es hier wohl gibt?

27
    20. Juli 1999
     
    Polizeianwärter Vegesacks Freundin hieß Marlene Urdis, und am vergangenen Abend hatten sie einander feierlich gelobt, in dieser Nacht auf die Liebe zu verzichten. Zwei Nächte und ein Nachmittag mussten erst mal reichen.
    Sie hatten auch plangemäß schon vor elf im Bett gelegen und geschlafen, doch einige Stunden später war er ihr zu nah gekommen, und damit war es passiert. Es war wie verhext. Als hätte die drei Wochen lange Trennung (Marlene war mit einer Freundin auf Sizilien gewesen, zu einer kombinierten Arbeitsund Urlaubsreise, bei der eine Hochglanzzeitschrift einen Teil der Kosten übernommen hatte) eine Art Leerraum hinterlassen. Ein erotisches Vakuum, das rückwirkend gefüllt und ausgeglichen werden musste. Jede verpasste Gelegenheit, je eher und je gründlicher, desto besser.
    Denn man lebt nur einmal und auch das nur kurz.
    Es ist schon ein wenig seltsam, dachte Vegesack, als er gegen halb acht Uhr morgens seine zweite Tasse Kaffee leerte. Und anstrengend. Wenn das so weiterginge, würde er sich wohl krankschreiben lassen müssen. Marlene, die Architektur studierte, hatte Semesterferien und konnte morgens ausschlafen. Er selber musste auf der Wache sitzen und versuchen, sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wach zu halten.
    Was bedeutete, Kaffee. The heartblood of tired men, wie der große Chandler gesagt hatte.
    Und ein Mord, fiel ihm jetzt ein.

    Und vielleicht auch diese hübsche Inspektorin. Die sich in die alte Maagergeschichte verbissen hatte, wozu immer das nun gut sein mochte. Na, irgendwas ist immer zu tun, dachte er optimistisch, als er sein Fahrrad aus dem Schuppen holte. Er würde sich sicher auch an diesem Tag bei Bewusstsein halten können. Wenn er nur nicht auf dem Weg zur Wache umkippte, aber das kam eigentlich nie vor.
     
    Polizeichef Vrommel war noch nicht gekommen, aber Frau Glassmann von der Rezeption und einer der Wachtmeister, Helme, waren wie üblich zur Stelle.
    Samt einer Blondine, die während der vergangenen Wochen sicher einige hundert Stunden in der Sonne gelegen hatte. Sie saß Helme gegenüber an dessen Schreibtisch und nagte an ihrer kirschroten Unterlippe, während Helme sich auf einem Block Notizen machte.
    »Gut«, sagte er, als Vegesack in die Tür trat. »Das hier ist Damita Fuchsbein. Sie wartet schon seit einer Viertelstunde, aber ich dachte, es ist besser, wenn du oder Vrommel mit ihr sprecht.«
    Vegesack reichte der Besucherin die Hand und stellte sich vor.
    »Worum geht es?«, fragte er.
    »Um den Toten vom Strand«, flüsterte Helme theatralisch, ehe Damita Fuchsbein die Unterlippe aus dem Mund ziehen konnte.
    »Alles klar«, sagte Vegesack.
    Er schaute auf die Uhr. Es war kurz vor acht. Vrommel tauchte selten vor neun auf. An diesem Tag würde er vielleicht ein wenig früher eintreffen, in Anbetracht der neuen Lage und der Umstände ... es sollte wohl auch eine Besprechung mit den Kollegen aus Wallburg geben. Aber warum warten?
    Ja, warum? Er nickte und bat die Frau, sich an seinen Schreibtisch zu setzen. Bot ihr Kaffee an, aber sie schüttelte den Kopf. Ihre ausgedörrten Locken raschelten ein wenig.

    »Also«, sagte er und drückte auf seinen Kugelschreiber. »Was können Sie mir erzählen?«
    »Ich glaube, ich weiß, wer er ist.«
    »Der vom Strand?«
    »Ja. Ich habe es gestern in den Nachrichten gehört, Sie haben ihn offenbar noch nicht identifiziert?«
    »Richtig«, sagte Vegesack und überlegte kurz, ob er die Frau kannte. Er glaubte es nicht, war sich aber nicht sicher. Ihre Haut und ihre Haare traten in anderen Jahreszeiten vielleicht in anderer Färbung auf. Auf jeden Fall schien Damita Fuchsbein ein Hobby zu haben, das gerade populär war und das sich nicht verstecken wollte. Den Körper. Ihren eigenen.
    »Wer?«, fragte er.
    Sie klimperte mit den Augen und räusperte sich.
    »Tim Van Rippe«, sagte sie. »Wissen Sie, wer das ist?« Vegesack notierte den Namen auf seinem Block. Dachte nach und musste zugeben, dass er diesen Mann nicht kannte.
    »Wohnt draußen in Klimmerstoft. Arbeitet bei Klingsmann. Wie soll ich es sagen, wir hatten eigentlich keine Beziehung, aber wir haben uns ab und zu getroffen. Und am Montag wollten

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