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Der Tote vom Strand - Roman

Der Tote vom Strand - Roman

Titel: Der Tote vom Strand - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Grübeleien.
    »Sie ist verschwunden«, sagte Moreno.
    »Verschwunden?«
    »Ja, seit diesem Sonntag ist sie nicht mehr gesehen worden. Seit neun Tagen.«
    »Ach was. Na, dann ist sie sicher mit einem Kerl durchgebrannt. Das machen sie doch in dem Alter.«
    Sie trank einen Schluck Kaffee und kippte dann ihren Cognac in ihre Tasse. Hob die Mischung mit der Miene einer erfahrenen Kennerin. Moreno zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Sigrid Maas im fraglichen Alter mit Kerlen durchgebrannt war, sie glaubte aber nicht, dass Mikaela Lijphart auch dazu neigte.
    »Worüber habt ihr gesprochen?«, fragte sie.
    »Über nicht viel. Sie wollte über ihren verdammten Vater reden, dieses Ekel, aber dazu hatte ich keine Lust. Warum sollte ich mich an diesen Wichser erinnern lassen, der meine Tochter umgebracht hat. Kannst du mir das vielleicht erklären?«
    Das konnte Moreno nicht.
    »Weißt du, dass er oben im Sidonisheim sitzt, Arnold Maager, meine ich?«, fragte sie deshalb.
    Sigrid Maas schnaubte. »Ja, verdammt sicher weiß ich das. Soll er doch sitzen, wo er will, wenn ich nur nicht an ihn zu denken brauche. Oder seinen Namen hören muss.«
    »Ihr habt also über andere Dinge gesprochen?«, fragte Moreno. »Als Mikaela Lijphart da war, meine ich?«
    Sigrid Maas zuckte mit den Schultern.
    »Weiß ich nicht mehr. Viel haben wir nicht gesagt. Und es war eine reichlich freche junge Dame, das kannst du mir glauben.«
    »Frech? In welcher Hinsicht?«

    »Hat behauptet, dass er es gar nicht war.«
    »Nicht? Was soll das heißen?«
    »Ja, sie hat gesagt, sie könnte doch selber von der Eisenbahnbrücke gesprungen sein, und lauter solchen Unsinn. Meine Winnie? Ha? Ich war natürlich wütend und hab gesagt, sie sollte die Fresse halten.«
    »Hat sie gesagt, warum?«
    »Was?«
    »Warum sie glaubt, ihr Vater könnte vielleicht unschuldig sein, sie muss doch einen Grund dafür gehabt haben?«
    Sigrid Maas drückte ihre Zigarette aus und suchte in der Packung sofort nach einer neuen.
    »Zum Teufel, woher soll ich das wissen? War sowieso nur Scheißgefasel, obwohl sie ja in der Klapse gewesen war und mit ihm gesprochen hatte. Er hat wohl nicht gewagt, vor seiner Tochter zu seinem Verbrechen zu stehen, dieser feige Arsch! Natürlich war er es. Es mit einem Schulkind zu treiben! Mit einer Sechzehnjährigen! Mit meiner Winnie! Hast du schon mal so einen Arsch erlebt?«
    Moreno dachte nach.
    »Was hat sie danach gemacht?«
    »Was?«
    »Weißt du, wohin Mikaela Lijphart gegangen ist, nachdem sie mit dir gesprochen hat?«
    Sigrid Maas schien mit sich zu Rate zu gehen.
    »Das weiß ich nicht«, sagte sie endlich.
    Moreno wartete schweigend ab.
    »Wollte noch mit anderen reden, glaube ich«, fügte Sigrid Maas nach einer Weile widerwillig hinzu. »Mit Freundinnen von Winnie, was immer das nutzen sollte.«
    Sie trank noch einen großen Schluck und kniff die Augen zusammen, als die Flüssigkeit ihr durch die Kehle rann.
    »Mit wem denn? Hast du ihr Namen genannt?«
    Sigrid Maas rauchte und versuchte, gelassen auszusehen. Und sie schien keine Lust zu haben, noch mehr zu sagen.

    »Du hast dir die fünfzig Gulden ja wohl kaum schon verdient«, sagte Moreno.
    »Zwei«, sagte Sigrid Maas. »Zwei Namen, bilde ich mir ein, wo sie doch so verdammt stur und redselig war. Ich konnte sie fast nicht mehr loswerden. Also hab ich ihr gesagt, sie solle zu Vera Sauger gehen und mich in Ruhe lassen.«
    »Vera Sauger?«
    »Verdammt nettes Mädchen. War schon auf der Volksschule Winnies beste Freundin. Hat sich auch noch bei mir gemeldet, als alle anderen mich einfach im Stich gelassen und Gott in den Hintern geschaut haben, wenn ich ihnen in der Stadt begegnet bin.«
    Gott in den Hintern geschaut?, dachte Moreno. Das würde Reinhart gefallen.
    »Du hast Mikaela Lijphart also vorgeschlagen, Vera Sauger zu besuchen?«
    Sigrid Maas nickte und leerte ihre Tasse. Schnitt eine kleine Grimasse.
    »Weißt du, ob sie hingegangen ist?«
    »Zum Teufel, woher soll ich das wissen? Ich hab ihr einfach die Telefonnummer gegeben. Nein, jetzt spuck schon diesen verdammten Fuffziger aus, ich hab wichtigere Sachen zu tun, als mich hier anpöbeln zu lassen.«
    Moreno dachte, dass das auch für sie galt. Sie gab der anderen den Geldschein und dankte für deren Hilfe. Sigrid Maas nahm das Geld und verließ wortlos den Tisch.
    Vera Sauger?, überlegte Ewa Moreno. Klingt bekannt.

28
    »Van Rippe?«, fragte Kommissar Kohler. »Und was wissen wir über ihn?«
    Vrommel verscheuchte eine

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