Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tote von der Isar: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schmitter
Vom Netzwerk:
Kleidung eines Obdachlosen getragen hatte. Wenn Gerd Thaler der Täter war, wie passte das zum Fundort und zur Kleidung des Toten? Der Flaucher war definitiv nicht geeignet, um eine Leiche verschwinden zu lassen. Und Gerd Thaler hatte unmöglich hoffen können, dass eine verfremdende Kleidung ausreichend gewesen wäre, um die Identität des Toten zu verschleiern. Thaler hatte zwar ein Motiv, aber die Tatumstände passten einfach nicht damit zusammen.
    Der Streifenwagen mit eingeschaltetem Blaulicht war am Ende des Oertlinwegs geparkt, keine hundert Meter entfernt von Minkers Wohnung. Batzko und Gerald mussten nicht weit gehen, um die Gruppe zu entdecken, um die sich bereits die ersten Schaulustigen versammelt hatten. Ein Polizist stand direkt neben Minker, der andere bei mehreren Jugendlichen. Er hatte die Arme ausgebreitet, als müsste er sie daran hindern, sich auf Minker zu stürzen. Die Nervosität und Gereiztheit, die von den Jugendlichen ausging, lag wie eine elektrische Spannung in der Luft. Gerald bekam eine Gänsehaut.
    Als wären nach ihrer jahrelangen Zusammenarbeit keine Absprachen mehr notwendig, bewegte sich Batzko auf die Streithähne zu, während Gerald Kurs auf Minker nahm. Der Polizist hob einen Finger an die Schläfe und salutierte mit einem ironischen Lächeln.
    »Die hätten die Scherben nie weggeräumt. Die doch nicht. Niemals. Wollen Sie mitkommen und sich meinen Sohn ansehen? Wollen Sie einen Jungen mit einem blutenden Fuß sehen, der schreit wie am Spieß? Haben Sie denn keine Kinder?«
    »Das müssen Sie nicht ständig wiederholen.« Der Beamte bedeutete Minker durch eine Geste, sich nicht von der Stelle zu rühren. Er war etwas jünger als Gerald, sehr schlank, mit einem länglichen Gesicht. Im linken Ohrläppchen blitzte ein Diamant. Im Vergleich zu ihm wirkte der stämmige Minker wie der leibhaftige Hulk. Hans Minker trug ein schwarzes Muskelshirt mit Netzeinsatz. Seine vor der Brust verschränkten Oberarme hatten bereits die Konturen verloren, der Bauch ragte etwas über den Hosenbund. Aber noch war die Disziplin der Armeezeit erkennbar. Die Füße, die nackt in Sandalen steckten, standen hüftbreit auseinander. Mit ihm würde sich selbst ein körperlich Überlegener nur sehr ungern anlegen.
    »Wer hat Sie denn gerufen?«, fragte Gerald seinen Kollegen.
    »Ein Unbeteiligter, der eigentlich nur seine Ruhe haben wollte. Er hat sich auch über die Jugendlichen geärgert, aber erst angerufen, als dieser Herr sich eingemischt hat.«
    »Eingemischt?« Minker legte den Kopf in den Nacken. Am Haaransatz über der Stirn hatte sich ein Kranz aus Schweißperlen gebildet. Auch die tief in den Nacken fallenden Haarspitzen waren schweißnass. »Sie sollten mal über Ihre Ausdrucksweise nachdenken. Einmischen hört sich an wie etwas, was man nicht tun sollte. Soll ich wegsehen wie alle anderen? Wegsehen, wenn an Bahnhöfen das Nichtrauchergebot missachtet wird? Wegsehen, wenn ältere Mitbürger belästigt werden? Wegsehen, wenn jugendliche Schläger ihrem Mitschüler den iPod und Geld wegnehmen? Sind wir schon so weit gesunken, dass die Polizei von Einmischung spricht, wenn ein Bürger Zivilcourage zeigt? Verantwortungsbewusstsein beweist, wenn öffentliche Anlagen, die dem hart arbeitenden Steuerzahler zur Erholung dienen, zum Kampfplatz von Punks und Schlägern werden?«
    Der Polizist seufzte. »Können wir bitte mal die Staatsbürgerkunde außen vor lassen? Nach Aussagen mehrerer Zeugen haben Sie die Jugendlichen körperlich angegriffen.«
    »Ich bin provoziert und übel beleidigt worden.« Minker deutete mit der ausgestreckten Hand auf die Jugendlichen. »Die werden das bestätigen, wenn sie noch einen Funken Ehrgefühl im Leib haben.«
    Er machte Anstalten, zu ihnen zu gehen, aber der Polizist stellte sich ihm in den Weg. »Das werden Sie in Ruhe zu Protokoll geben. Jetzt und hier nähern Sie sich niemandem mehr. Ist das klar?«
    Minker wich dem Blick des Polizisten aus.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    Minker presste die Lippen aufeinander und senkte leicht den Kopf, eine Bewegung, die man bei großzügiger Auslegung als ein Nicken interpretieren konnte.
    Die Zuschauer zogen sich allmählich zurück, weil sie nicht länger auf spektakuläre Szenen hoffen konnten. Ein älterer Mann in Gummisandalen legte die Scherben zusammen, die zwischen den Steinen in unmittelbarer Nähe der Isar verteilt lagen. Dort musste es also passiert sein.
    Gerald ging zu den Jugendlichen, die auf die Fragen des

Weitere Kostenlose Bücher