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Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition)

Titel: Der Totengräber (Horror-Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ein trockener Ast knackte. Irgendwo war der Schlag schwarzer Schwingen zu hören. Eine Eule war aufgescheucht worden, die in einem der nahen Bäume nahezu regungslos und perfekt getarnt auf Beute gewartet hatte. Brad fiel auf, dass die Bäume in unmittelbarer Nähe des Hauses kahl waren, obwohl das völlig der Jahreszeit widersprach.
    Weder Brad nach Lana achteten jedoch im Moment weiter darauf.
    Es gab Wichtigeres.
    Sie pirschen sich vorsichtig an das Fenster heran und riskierten einen Blick.
    Im Inneren waren die beiden Besucher deutlich zu sehen. Der flackernde Schein des Kaminfeuers erhellte ihre Gesichter. Außerdem brannte die Öllampe, die der Totengräber zum Friedhof mitgenommen hatte. Sie stand auf dem Tisch mitten im Raum. Der Totengräber selbst wirkte trotz des weichen Lichts der Flammen viel älter als sonst. Zwar fehlten ihm nun sämtliche monströsen Merkmale, die sich zeitweise bei ihm ausgebildet hatten, dafür machte er auf Brad den Eindruck eines lebenden Toten. Seine Haut war so pergamentartig wie nie. Sie spannte sich über die Knochen. Jegliches Unterhautgewebe schien zu fehlen. Die langen, ebenfalls ungeheuer dürren Finger hielt er über das Feuer. Das bronzefarbene Amulett hing von seinem Hals herab und schwang wie ein Pendel hin und her.
    „Ein Kaminfeuer in einer Sommernacht. Der Kerl muss wirklich sehr kälteempfindlich sein“, stellte Brad fest.
    „Nur weiß ich nicht, ob gegen die Art von Kälte, die ihn erfüllt ein Kaminfeuer das richtige Mittel ist“, flüsterte Lana. Brad verzichtete darauf, genauer nachzufragen, was sie damit meinte.
    Wahrscheinlich hatte sie in ihren obskuren Schriften, die sich mit Magie und paranormalen Phänomenen beschäftigten irgendetwas gelesen, was damit in Zusammenhang stand. Brad hatte ohnehin das Gefühl, dass sie mehr wusste, als sie ihm bisher gesagt hatte. Oder zumindest mehr ahnte . Er musste neidlos anerkennen, dass Lanas Wissen zu diesem Themenkomplex eindeutig größer war als seines. Schließlich beschäftigte er sich ja auch erst seit kurzem damit.
    „Nun lassen Sie mal hören, was Sie erreicht haben, Mister Smith“, sagte der Rothaarige und verschränkte die Arme vor dem Brustkorb. „Ich hoffe, diesmal ist die Ausbeute nicht so jämmerlich wie beim letzten Mal!“
    Der Totengräber antwortete etwas. Aber seine Stimme war nur ein leises Wispern, das draußen nicht mehr zu hören war. Er drehte den Kopf in Richtung des Rothaarigen, ohne dabei die ausgestreckten Hände vom Feuer zu nehmen.
    „Verdammt, jetzt müsste man Lippen lesen können!“, meinte Brad.
    „Ich glaube, er hat ‚Malcolm’ gesagt!“, glaubte Lana.
    „Bist du dir sicher oder bildest du dir das nur ein?“
    Plötzlich stutzte der Totengräber. Er begann wieder auf die eigenartige Weise zu schnüffeln und Nase emporzurecken, wie er das bereits auf dem Friedhof getan hatte. Ein dumpfes Knurren kam aus seinem schmalen Mund. Ganz leicht wölbten sich die Augenwülste hervor.
    Brad spürte einen stechenden Schmerz hinter den Schläfen. Lana schien es genauso zu gehen.
    „Schnell weg hier, Brad! Er hat gemerkt, dass jemand in der Nähe ist!“ Sie riss ihn am Arm mit sich. Zusammen stolperten sie in das dichte Unterholz hinein. Ein Ast peitschte Brad schmerzhaft ins Gesicht. Brad folgte Lana, die von regelrechter Panik getrieben wurde. Aber schon bald zeigte sich, dass diese Furcht keineswegs unbegründet war.
    Während sich Land und Brad im Unterholz versteckten, hörten sie, wie sich knarrend die Haustür öffnete.
    Der Totengräber trat suchend ins Freie.
    Wieder hob er die Nase empor, schnüffelte wie ein Tier und setzte die Sonnenbrille ab, sodass seine rot glühenden Albino-Augen sichtbar wurden.
    Er trat bis an den Waldrand. Irgendwie schien er zu ahnen, dass dort jemand war. Aber offensichtlich war er im Moment einfach nicht gut genug bei Kräften, um die weitere Suche auf sich zu nehmen.
    „Können wir helfen?“, fragte der Rothaarige, der kurz darauf ebenfalls ins Freie getreten war.
    „Ich glaube kaum, dass der Sheriff da irgendwo zwischen den Büschen hockt!“, fügte der Blonde hinzu, der daraufhin lautstark gähnte.
    Der Rothaarige lachte.
    „Soll er ruhig! Bei all den Dornen und Brennnesseln!“
    „Gehen wir ins Haus“, sagte der Totengräber.
    *
    Brad und Lana kehrten in einem weiten Bogen nach Willington zurück.
    „Was sollen wir jetzt machen?“, fragte Lana. „Wenn du wirklich der Meinung bist, dass der Totengräber mit irgendwelchen

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