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Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Der Totenmeister: Thriller (German Edition)

Titel: Der Totenmeister: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Stone
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Zweifel mehr, dass Sixdeep ihn absägen wollte. Und weil er wusste, wie Sixdeep tickte, wusste er auch, dass es nicht nach einer Entlassung aussehen würde. Er würde ihm einen Schreibtischjob in irgendeiner verschlafenen Abteilung aufdrücken, Archiv, Beschwerden, Verkehr oder vielleicht sogar Presse. In anderen Worten: Unsichtbarkeit und langsamer Tod durch Karrierestillstand. Die einzigen Kollegen, die er kannte, die am Schreibtisch saßen, waren Frauen, ehemalige Polizisten, die noch nicht in Rente gehen wollten, Behinderte und Leute, die im Grunde gar nicht Polizist sein wollten, aber gern Uniform trugen. Wenn man erst einmal hinter einem Schreibtisch saß, war der Weg zurück auf die Straße praktisch versperrt. Die Kollegen hielten einen für verweichlicht und aus dem Tritt. Ähnliches war vor ihm schon drei MTF-Kollegen widerfahren, die sich mit Sixdeep überworfen hatten, die aus der Reihe getanzt und mit seiner Art, die Dinge zu regeln, nicht einverstanden gewesen waren: Meredith, Allen und Gonzalez. Meredith war zum stellvertretenden Leiter der polizeieigenen Hundezwinger ernannt worden, dabei war allgemein bekannt, dass er gegen Hunde allergisch war. Einen Monat später war er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst ausgeschieden.
    So oder so ähnlich würde es laufen: Sie – also Max und er, aber in erster Linie Max – würden den Moyez-Fall knacken. Anders ausgedrückt, sie würden ihn irgendeinem üblen Kriminellen in die Schuhe schieben, den jedes Geschworenengericht dieser Welt für schuldig befinden wollte , und das wär’s dann gewesen: Akte geschlossen, riesengroße Schlagzeilen, wieder ein Pluspunkt in der Statistik, und Sixdeep stand besser da denn je, der Retter Miamis oder so ähnlich. Und während die wahren Täter ungeschoren davonkamen, würden sie – Max und Joe, aber wiederum in erster Linie Max, weil der fotogener und, mal ehrlich weiß war – als Helden gefeiert werden, man würde ihnen einen Orden an die Brust heften, und sie würden in ein paar Talkshows im Lokalfernsehen auftreten. Die Stars der Woche, echte amerikanische Helden, die Guten. Und wenn der Wirbel sich gelegt hatte, würde Sixdeep Joe in sein Büro rufen. Auf einem der beiden Stühle vor dem Schreibtisch würde sein neuer Boss sitzen. Sixdeep würde ihm zu seiner Beförderung gratulieren. Der neue Boss würde aufstehen, ihm auf die Schulter klopfen und ihm die Hand schütteln und sagen: »Willkommen im Team! Schön, Sie an Bord zu haben!« Und wenn er sich weigerte zu gehen, würde Sixdeep ihm mitteilen, dass es entweder nach ihm oder gar nicht lief, einen Mittelweg gab es nicht.
    Gott, wie ihn das ärgerte!
    Aber er konnte absolut nichts dagegen tun. Okay, doch. Er musste nicht bleiben und es hinnehmen. Er könnte den Dienst quittieren und sich eine andere Arbeit suchen. Aber was? Lkw fahren? Wachmann? Kneipenwirt? Scheiße! Er wollte das nicht. Er wollte Polizist sein – und Detective. Er machte seine Arbeit gut. Verdammt gut. Sehr viel besser, als diese Arschlöcher ihm zutrauten – außer Max. Max war sein größter Fan, sein treuester Verbündeter. Er hatte nie ein Lob allein kassiert. Hatte immer auf seinen Partner verwiesen.
    Joe musste an den Tag denken, an dem er Sixdeep kennen gelernt hatte. Er war im Umkleideraum gewesen, um sich die Uniform anzuziehen und auf seinen neuen Partner zu warten, als plötzlich alle Gespräche verstummten und alle um ihn herum extrem beschäftigt taten. Sixdeep war hereingekommen. Damals war er Leiter des Raub- und Morddezernats und schon seit langem eine Legende. Joe war ihm noch nie persönlich begegnet, hatte nur sein Foto in der Zeitung gesehen. Auf den Tag genau zwei Wochen zuvor hatte Joe seinen Partner Rudi Saunders beerdigt, der bei einer Routineverkehrskontrolle erschossen worden war.
    »Joe Liston? Eldon Burns. Mein Beileid.« Er hatte ihm die Hand hingehalten. »Ich habe auch meinen Partner verloren. Vier Typen haben ihn in einen Teebeutel verwandelt, nur so zum Spaß. Das ist hart, aber das Leben geht weiter, und wir haben eine Pflicht zu erfüllen. Ich möchte Ihnen jemanden vorstellen. Auf der Polizeischule war er der Beste seiner Klasse. Joe Liston, das ist Max Mingus, Ihr neuer Partner.«
    Max war so unglaublich unbedarft gewesen an jenem Tag, einen verängstigten und verlegenen Ausdruck im Gesicht, wie er in seiner nagelneuen, frisch aus der Plastikfolie geholten Uniform neben Sixdeep stand, mit polierten Schuhen und vorschriftsmäßigem Seitenscheitel

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