Der Toyota Weg
Verschwinden des Autos wurde sogar der Polizei gemeldet. Monate später tauchte es dann wieder auf. Raten Sie mal, wo es gewesen war. Es hatte monatelang im hintersten Winkel des Montagewerks gestanden, und niemand hatte es entdeckt, weil es von riesigen Stapeln an gelagertem Material umgeben war. Die Mitarbeiter von Donnelly erzählen diese Geschichte heute noch gerne, um deutlich zu machen, welche lange Entwicklung das Werk seit der Einführung der schlanken Produktion durchgemacht hat (Liker, 1997).
So außergewöhnlich, wie diese Geschichte auch klingen mag, sie illustriert auf dramatische Weise, mit welchen Schwierigkeiten jeder von uns täglich an seinem Arbeitsplatz konfrontiert ist. Machen Sie diese kleine Übung selber in Ihrer Firma. Gehen Sie zu einem Kollegen und bitten ihn, ein bestimmtes Dokument, eine Information o.ä. an seinem Computer oder im Firmen-Intranet einsehen zu dürfen. Achten Sie darauf, ob Ihr Kollege das Gewünschte auf Anhieb findet. Die Zeit, die die Suche dauert und möglicherweise auch der Grad an Frustration wird Ihnen wahrscheinlich unmittelbar Auskunft darüber geben, ob Ihr Kollege die visuelle Organisation seines Arbeitsplatzes unter Kontrolle hat oder nicht. Oder beobachten Sie einen Raum, der für wichtige Planungssitzungen verwendet wird (manchmal wird er als „War Room“ – Schaltzentrale oder Hauptquartier – bezeichnet). Lässt sich auf einen Blick der Status der Sitzungsthemen erkennen? Was sehen Sie, wenn Sie auf die Wände blicken? Hängen dort Übersichten und Grafiken, aus denen sich ablesen lässt, ob die Manager heute bei jeder Projektentscheidung im Zeitplan sind oder hinterherhinken? Sind mögliche Abweichungen oder Verzögerungen des Projekts leicht zu erkennen? Kurzum: Gibt es „visuelle Kontrollen“, die es ermöglichen, auf einen Blick etwaige Unregelmäßigkeiten zu erkennen?
Das Prinzip – Aufräumen und visualisieren
Als die US-Amerikaner in den 1970er und 1980er Jahren in Heerscharen in japanische Werke pilgerten, war die erste Reaktion immer gleich: „DieFabriken waren so blitzblank und aufgeräumt, dass man vom Boden hätte essen können.“ Für die Japaner war das einfach eine Sache des Stolzes. Warum sollte man in einem Schweinestall leben wollen? Aber ihre Anstrengungen reichten wesentlich über Reinlichkeit und Ordnung hinaus. In Japan gibt es so genannte 5S-Programme, die eine Reihe von Aktivitäten zur Beseitigung von Verschwendung beinhalten, die zu Fehlern, Mängeln und Verletzungen am Arbeitsplatz führt. Nachfolgend die 5S (
seiri, seiton, seiso, seiketsu
und
shitsuke
) in ihrer sinngemäßen Übersetzung:
1. Sortieren (
seiri
) – Sortieren Sie alle Dinge und behalten Sie nur das, was Sie wirklich brauchen, und entsorgen Sie alles andere.
2. Ordnungsliebe (
seiton
) – „ein Platz für alles, alles an seinem Platz“
3. Sauberkeit (
seiso
) – Beim Saubermachen findet meistens gleichzeitig eine Inspektion statt, bei der man auf Unregelmäßigkeiten und drohende Mängel aufmerksam wird, die zu Qualitätseinbußen oder Maschinenausfällen führen können.
4. Standardisieren/Regeln schaffen (
seiketsu
) – Entwickeln Sie Systeme und Verfahren, um die Einhaltung der ersten drei S zu überwachen.
5. (Selbst)disziplin (
shitsuke
) – Die Beibehaltung eines stabilen Arbeitsablaufs ist ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess.
In der Massenproduktion ohne 5S nimmt die Verschwendung, die mögliche Probleme verdeckt, im Verlauf der Jahre immer weiter zu und wird schließlich zu einer allgemein akzeptierten dysfunktionalen Art und Weise, die Unternehmensgeschäfte zu tätigen. Zusammen bilden die 5S einen kontinuierlichen Prozess für die Verbesserung des Arbeitsumfelds, wie Abbildung 13.1 zeigt. Beginnen Sie damit, alle Dinge in Ihrem Büro oder Ihrer Werkstatt zu sortieren, um die Dinge, die Sie täglich zur Verrichtung Ihrer Wert schöpfenden Arbeit benötigen, von den Dingen zu trennen, die Sie selten oder nie brauchen. Markieren Sie die selten benötigten Dinge mit roten Aufklebern oder Klammern und deponieren Sie sie außerhalb Ihres unmittelbaren Arbeitsbereichs. Und dann richten Sie Aufbewahrungsorte für alle Artikel ein, deren Anordnung Sie nach der Häufigkeit ihrer Verwendung treffen – wie beim Chirurgenbesteck. Ein Fließbandarbeiter sollte jedes Werkzeug oder Teil, das er regelmäßig für die Ausübung seiner Arbeit braucht, mit einem Griff zur Hand haben. Dann sollte alles gereinigt und dafür
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