Der Toyota Weg

gleichzeitig aufregend und ein wenig beängstigend. Die feinen Details einer Strategie und der operativen Abläufe völlig bis zu Ende zu durchdenken, ist eindeutig ein zentraler Bestandteil der Kultur, die Toyota geholfen hat, eines der erfolgreichsten Unternehmen der Welt zu werden. Die Prinzipien des Toyota-Wegs sollte jedes Unternehmen lernen und anwenden. Wenn einige dieser Prinzipien jedoch integraler Bestandteil der ostasiatischen Mentalität und demnach dort wesentlich ausgeprägter sind, wird es für westliche Unternehmen sehr schwer, sie in gleicher Weise anzuwenden. Zumindest wird es wesentlich größerer Anstrengungen und praktischer Übung bedürfen, um ein entsprechendes Qualitätsniveau in der Umsetzung zu erreichen.
    Wir werden uns diesem Thema noch einmal im letzten Kapitel dieses Buches zuwenden, in dem es darum geht, was Unternehmen von Toyota lernen können. Bis dahin werden sich die nächsten zwei Kapitel näher damit befassen, wie Toyota sein detailliertes, aus
genchi genbutsu
gewonnenes Wissen nutzt, um sorgfältig begründete Entscheidungen zu treffen und in letzter Instanz eine lernende Organisation zu werden.

Kapitel 19
13. Prinzip: Treffen Sie Entscheidungen mit Bedacht und nach dem Konsensprinzip. Wägen Sie alle Alternativen sorgfältig ab, aber setzen Sie die getroffene Entscheidung zügig um.
    Wenn ein Projekt in Angriff genommen wird, das innerhalb eines Jahres vollständig umgesetzt werden soll, dann wird ein typisches US-amerikanisches Unternehmen nach meiner Wahrnehmung ungefähr drei Monate mit der Planung verbringen und dann mit der Implementierung beginnen. Aber dann wird es mit allen möglichen Problemen konfrontiert und verbringt den Rest des Jahres mit Problemlösung. Bei einem vergleichbaren Projektzeitraum verbringt Toyota neun bis zehn Monate mit der Planung, dann wird das Projekt in einem kleinen Rahmen – z.B. einer Pilotproduktion – umgesetzt und am Ende des Jahres komplett eingeführt, so dass praktisch alle möglichen Probleme vorher ausgeräumt wurden.
     
    Alex Warren, ehemaliger Senior Vice President von Toyota Motor Manufacturing, Kentucky
    Angenommen, Sie kaufen ein Haus. Dann unterschreiben Sie bei Vertragsabschluss wahrscheinlich unzählige Dokumente und hoffen, dass es sich dabei um Standardvereinbarungen handelt, die Ihnen nicht auf die Füße fallen. Ihr Anwalt hat sie womöglich sogar vorab geprüft und Ihnen gesagt, dass alles in Ordnung ist. Das scheint in den meisten Unternehmen der normale Weg zu sein, über den sie ihr Geschäft betreiben. Nicht so, wenn Sie nach dem Toyota-Weg vorgehen.
    Richard Mallery wurde 1989 von Toyota als Anwalt damit beauftragt, den Kauf eines großen Areals von 4.800 Hektar nordwestlich von Phoenix juristisch zu begleiten. Heute ist dies das Toyota-Testgelände in Arizona, auf dem Fahrzeuge Testfahrten absolvieren und anschließend bewertet werden. Die Fläche des gesamten Geländes umfasst das nördliche Viertel der bekannten Pferderanch Douglas Ranch. Mallery hat schon wesentlich größere Akquisitionen betreut, daher war der Erwerb dieses Geländes für ihn eine reine Routineangelegenheit. Als Stanford-Absolvent und seit 1964 Anwalt einer großen und renommierten Kanzlei war er juristisch entsprechend beschlagen und ging davon aus, dass er seine Beziehung zu Toyota genauso handhaben würde wie zu seinen anderen Mandanten:
    Ich habe aus diesem Mandat ein wesentlich umfangreicheres Wissen über die Rechtsgeschichte des Staates Arizona und die Entwicklung seiner gesetzgebenden Verfassung und seiner allgemeinen Gesetze gewonnen, als ich je zuvor hatte (lacht), weil ich alle Fragen des Toyota-Teams beantworten musste. Ich konnte nicht einfach auf das übliche Procedere verweisen und entweder sagen: „So haben wir es immer gemacht“ oder „Keine Sorge, der Verkäufer wird uns entschädigen.“ Das Toyota-Team wollte viel tiefer nachhaken und den kompletten Hintergrund vor seiner Entscheidung erfahren, um eben eine wirklich gut begründete Entscheidung treffen zu können. Um alle Fragen beantworten zu können, verwandelte ich mich wieder in einen Studenten und lernte eine Menge über das föderale System, das Arizona zunächst als Territorium und später als Bundesstaat etablierte.
    Toyota wollte wissen, wie der Verkäufer den Titel erworben hatte und wie sich der Titel auf den ursprünglichen Eigentümer des Landes – die föderale Regierung – zurückverfolgen ließ. Nach 14 Jahren, die Mallery inzwischen mit Toyota