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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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ihre gemeinsame Vergangenheit für Werbezwecke zu benutzen. In Zeiten, in denen Leute für Kunst nicht mehr viel Geld übrig hatten, kam ihm offensichtlich jede Art der Selbstdarstellung recht. Denn in diesem Artikel äußerte er sich nicht nur über sie, Joe, ihre verlorene Liebe und über Handlungen, zu denen Frauen aus Eifersucht fähig sind, er kündigte auch gleich seine neue Ausstellung mit erotischen Schwarz-Weiß-Fotografien an, »um dem Liebesthema eine neue Dimension zu verleihen«, wie er sich in dem von Monika Treschniewski geführten Interview ausdrückte. Seiner Meinung nach waren Männer von Natur aus nicht dazu bestimmt, nur eine einzige Frau sexuell zu befriedigen, erklärte er. Deshalb wären sie hilflos ihrem Naturell ausgeliefert.
    Ach, du Armer!, dachte Joe spöttisch, aber der frisch gebrühte Kaffee schmeckte plötzlich bitter. Sie spürte ein Brennen in ihrem Brustkorb aufsteigen, als sie las, dass Konstantin in seiner typisch arroganten Art frech behauptete, seine Gefühle zu ihr, Joe, wären noch immer so intensiv wie zuvor. »Ich bin bereit, mit aller Macht gegen meine verflixte biologische Veranlagung zu kämpfen, denn ich habe eingesehen, wie sehr meine zahlreichen erotischen Affären Johanna verletzt haben«, behauptete er. Joe schluckte, als sie das las. »Die wahre Liebe kann selbst Männer zur Treue bewegen«, schloss er seine dreiste Selbstdarstellung ironisch-süffisant.
    »Arschloch«, entfuhr es Joe laut. Für Sekunden hatte sie vergessen, wo sie sich befand.
    »Wir lesen diesen Quatsch alle nicht mehr. In diesem Blatt steht sowieso nichts Gescheites drin.« Kulzers Worte beförderten Joe mit einem Mal zurück in die Gegenwart.
    Peinlich berührt schaute sie auf – direkt in die Gesichter der Monteure. Sie glaubte, so etwas wie Mitgefühl in ihren Blicken zu erkennen. Marc jedoch musterte sie nur kurz und vertiefte sich wieder in sein Buch. Joe lächelte den anderen verlegen zu. Es war ihr unangenehm, sich vor ihnen offenbart zu haben. Entschlossen faltete sie die Zeitung zusammen und warf sie in den Papierkorb. Nein, sie würde sich nicht mehr mit diesem Schund belasten! Joe schwor sich, weder in den nächsten Tagen noch in den nächsten Wochen oder Monaten dieses Käseblatt noch einmal anzurühren.
    »Nichts ist langweiliger als die Schlagzeile von gestern«, zitierte Huber, was er so oder so ähnlich irgendwann einmal gehört hatte, und Joe hoffte, dass sich diese Prophezeiung in ihrem Fall möglichst bald bewahrheiten würde. Joe pflichtete ihnen bei, in Zukunft jegliche Veröffentlichungen dieser Art zu ignorieren, bis sich niemand mehr an Johanna Benk, die Erfinderin des Transparenten Mannes, erinnern würde.
    Nun zogen alle ihre Regenjacken wieder an, und die Männer beeilten sich, die Reste ihres Mittagessens zusammenzupacken. Als die Zeitung unter fettigem Papier, Plastiktellern und Brotkrümeln verschwunden war, kam es Joe so vor, als hätte es sie nie gegeben. Gemeinsam verließen sie den Bauwagen, denn der Lastwagen des Sanitär-Großhandels war gekommen.
    Der Regen hatte nachgelassen, und die Luft roch frisch und nach feuchter Erde. Joe ließ den Blick über die Baustelle schweifen. Die noch weit entfernte Gestalt, die gerade um den Bauzaun herum das Gelände betrat, kam Joe irgendwie bekannt vor. Sie registrierte die pummelige Figur einer Frau, die sich trotz der Körperfülle erstaunlich dynamisch näherte und sich suchend umblickte. Als sie dann zielstrebig näher trat, erblickte Joe die roten Locken jenes weiblichen Teufels, den sie für all den Ärger, den ihr die Webpage letztendlich beschert hatte, verantwortlich machte. Denn wenn Monika Treschniewski ihre Identität nicht preisgegeben hätte, wäre das Desaster längst nicht so groß gewesen.
    »Die traut sich was! Das glaub ich nicht!«, sagte Joe spontan und so laut, dass ihre Männer, die sich bereits auf den Weg zum LKW gemacht hatten, neugierig stehen blieben.
    Sie drehten sich um, folgten Joes Blick und verstanden. Zu dritt gingen sie auf die Journalistin zu. Wie auf ein unsichtbares Zeichen hin bildeten sie einen Schutzwall, der Joe sichtlich von allem Ungemach abschirmte. Die Ruhe, mit der sie sich geschlossen auf Monika zu bewegten, hatte etwas kraftvoll Bedrohliches, das Joe so noch nie wahrgenommen hatte. Unwillkürlich überlief sie eine Gänsehaut.
    Ihre erklärte Feindin schien ebenso zu empfinden. Irritiert blieb sie stehen. Joe bemerkte den verunsicherten Blick, den Monika erst ihr und dann

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