Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
mehr mit ihrem Exmann in einem Bett schlafen, wenn sie Miguel endlich kennenlernen würde. Das Schicksal war losgelaufen und Emilia musste mitrennen, wenn sie es nicht verpassen wollte. Ängste waren jetzt fehl am Platz. Vielleicht war Beziehungspause auch zu milde ausgedrückt. Vielleicht hätte sie sagen sollen: „Bernhard, es ist Schluss!“ Aber dafür war auch noch Morgen Zeit.
Emilia kuschelte sich in ihre Decke und ließ den Blick noch einmal durch ihr neues Zimmer gleiten. Die Wände brauchten ein paar Bilder. Vielleicht sollte sie selber welche malen. Warum nicht?! Es klopfte noch einmal, diesmal vorsichtig und leise. Jo stand in der Tür:
„Äh, Bernhard hat gesagt, du schläfst heute Nacht hier?“
Jo hatte seine weiße Hose an. Genau die, die Emilia auf dem Hof gesehen hatte.
„Ach, nicht nur heute Nacht… Ich dachte, vielleicht könnte das mein Zimmer sein. Bernhard gefällt ja das Rot nicht.“
„Äh, ich find’s korrekt…. Und der Fernseher?“
„Weiß nicht, Bernhard hat schon einen in seinem Zimmer. Und du guckst doch eh immer am PC. Aber wenn Bernhard den großen Bildschirm nicht will…“
„Krieg ich ihn…is jebongt!“
Jo wollte gehen, aber Emilia musste noch etwas herausfinden.
„Und, wie war‘s bei Anton? Habt ihr was geschafft?“
„Öh…“ Jo raufte sich die Haare.
„Du weißt ganz genau, dass ich nicht bei Anton war.“
Emilia lächelte.
„Stimmt.“
„Auf m Hof werden Fahrräder auch geklaut. Ich hab deins an meins angeschlossen.“
„Oh…wie aufmerksam! Danke sehr! … und wie heißt und so nun mit richtigem Namen?“
„Äh, wieso und so ?“ Jo machte eine Grübelfalte. Dann fiel ihm das Wortspiel von Letztens wieder ein:
„Ach so! Marleen. Ich glaub, sie ist ganz cool. Doch. Muss ich sie dir jetzt vorstellen?“ Er grinste schief.
„Natürlich musst du!“ Emilia grinste schief zurück.
„Und wo warst DU?“, fragte Jo plötzlich. „Einkaufen kannste haken, glaub ich nicht, in dem Aufzug mit Filzpantoffeln…“
„Ich… ich brauchte mal schnell frische Luft.“
„Seeehr schnell frische Luft… und so , nehm ich mal an.“
„Ja, nein, also Jo…denk jetzt nichts Falsches….“
„Wieso, du denkst doch auch dauernd nur Falsches, seh‘ ich dir doch an!“
Emilia war perplex und stotterte. Sie kam sich plötzlich wirklich wie eine überängstliche zu alte Mutter vor, die zu sehr auf einem leicht peinlichen Thema herumritt.
„Äh…ich? Was soll ich denn Falsches denken? Ich denke gar nichts. Ich will nur,…dass du alles richtig machst.“
„Niemand macht alles richtig. Und jetzt sei nicht immer so ernst.“
„Wieso? Aus Spaß wurde Ernst. Und Ernst steht jetzt vor mir und ist fast sechzehn!“
„Na, da hab ich aber Glück gehabt!“
Emilia schaute Jo mit großen verdatterten Augen an. Dann mussten beide lachen.
„Mama, du nervst echt, auch wenn du in Wirklichkeit cool bist, okay, nicht vergessen! Du machst das schon.“
„Wieso ich?“
„Na, weil du n Problem hast, nicht ich. Haben wir gerade in Ethik gehabt: sich nicht die Schuhe von andern anziehen lassen.“
„Bmphr…“ Emilia brachte ehrlich nichts anderes heraus.
„Meinst du, ich kann die Glotze einfach mit rüber nehmen?“
„Klar, mach das.“
Jo drückte Emilia und zwinkerte ihr zu, als wäre er der Große und sie das Kind. Vielleicht war er das für den Moment auch. Jo hatte eine Freundin. Jo wirkte auf einmal so erwachsen und selbstbewusst. Emilia hatte nicht ihn erwischt, sondern Jo war ihr auf die Spur gekommen. Jo wollte das Beste für Emilia. Und dabei machte er nicht den Eindruck, das Beste wäre Bernhard. Emilia konnte Jo nicht mehr als Grund vorschieben, sich nicht zu trennen. Jo war das egal beziehungsweise es würde ihn nicht verletzen beziehungsweise wahrscheinlich würde ihm ein Leben ohne Bernhard sogar gefallen. Jede Entscheidung lag also allein bei Emilia.
Emilia hielt ihr Handy fest an das Ohr gedrückt. Es klingelte. Fünf Mal, sieben Mal. Sie wollte schon auflegen, dann wurde doch noch abgehoben:
„Jareis?“
„Marlene Barob von der Telekom. Es geht um ihren Anschluss wegen der Vertragsänderung.“
Die Idee, im Namen der Telekom anzurufen, war Emilia heute Nacht gekommen. Das waren die Dinge, die man nach einer Trennung zuerst regeln musste. So konnte Emilia vielleicht am schnellsten was rausbekommen.
„Ach, hat mein Exmann, Herr Weingarten schon angerufen? Na, das ging aber schnell…“
Ihre Stimme klang verletzt.
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