Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Dekorateurin erhalten.
Apropos, sie würde heute noch die Bewerbung schreiben. Hilda hatte sie ausgelacht wegen ihrer Scheu vor den Anforderungen. Klar, alle Firmen wünschten sich Halbgötter als Mitarbeiter. Es war inzwischen normal, dass Bewerbungsanforderungen völlig überzogen waren. Davon durfte Emilia sich nicht abschrecken lassen. Als Antwort musste sie genauso überziehen, aus gewöhnlichen Äpfeln goldene Birnen machen. Das war das Spiel, das gehörte zu den Regeln. Emilia sollte einfach behaupten, die letzten Jahre nebenher freiberuflich Innenräume gestaltet zu haben. Kein Mensch würde das nachprüfen. In Deutschland musste man sich an der Gier nach Abschlüssen und Referenzen immer noch vorbeischummeln, um Qualität zeigen zu dürfen. Wenn Emilia den Job hatte, würden sie bald froh sein, sie zu haben. Hilda konnte einem immer gut Mut machen und das Gefühl geben, stark zu sein.
Emilia erschrak, als Bernhard sich über ihre Schulter beugte:
„Und? Ausgelaunt?“
Emilia erschrak deshalb, weil es jetzt soweit war: Sie wollte die Beziehungspause nicht so stehen lassen zwischen Himmel und Erde. Sie wollte das klare und eindeutige Wort Trennung an den Raum abgeben. Sie wollte vielleicht noch nicht sagen: „Ich trenne mich!“ Aber sie wollte sagen, dass es die Möglichkeit gab, dass es darauf hinauslief. Ich trenne mich aus heiterem Himmel sagten Frauen immer im Film und es steckte ein anderer Mann dahinter. Das würde Bernhard sofort genauso deuten. Und das wollte Emilia nicht.
Emilia drehte sich zu Bernhard um. Ein bunter Blumenstrauß, den Bernhard ihr hinhielt, versperrte die Sicht auf sein Gesicht. Emilia gab ein „Oh“ von sich. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit solchen Geschützen. Am Anfang war Bernhard sehr romantisch gewesen, zumindest hatte er so getan, und ihr oft Blumen mitgebracht oder ihr Lieblingskonfekt oder Karten für irgendeine spannende Veranstaltung, aber das war viele Jahre her. Hatte sie ihm keinen Anlass mehr dazu gegeben? Auf einmal begriff sie, dass ohne Kampf einfach nie was ging. Wer nicht um etwas kämpfen durfte, fing an, den anderen dafür zu bestrafen: mit Ignoranz, Überheblichkeit, Verachtung. Die Erkenntnis, wo immer sie plötzlich herkam, traf Emilia wie ein Faustschlag, so dass sie vor dem Blumenstrauß zurückzuckte wie vor einer Waffe.
„Also, ich wollte dich eigentlich nicht mit den Blumen erschrecken. Mich nur entschuldigen. Ja, du verhältst dich seltsam, aber ich sehe, dass du mich nicht ärgern willst, sondern, dass es dir wohl gerade nicht gut geht. Solche Phasen macht jeder durch. Tut mir also leid, dass ich so überreagiert habe. Ich bin einfach unter Spannung wegen dem Großprojekt, weißt du.“
Emilia entspannte sich ein wenig. Das Geschütz im Zusammenspiel mit Bernhards Rede schrumpfte.
„Nun nimm schon die Blumen!“, drängelte Bernhard. Emilia nahm sie ihm ab.
Bernhard setzte sich auf den Stuhl neben sie.
„Ich will einfach nur, dass alles so bleibt wie es ist. Ich kann solche Unruhe Zuhause jetzt nicht gebrauchen, verstehst du?“
Emilia starrte auf die Blumen. Was sollte sie nur sagen? Bernhard zerknitterte ihr Bild von einer neuen Zukunft wie empfindliches Reißpapier. Emilia durfte sich von Bernhard nicht verunsichern lassen. Wieso hatte er nur solche Macht?
„Nun sag doch mal was!“
„Ja“, sagte Emilia.
Bernhard seufzte.
„Ich helf dir beim wieder weiß Streichen, okay?!“
„Nein“, sagte Emilia.
„Wie, nein…“
Emilia stand auf, ließ die Blumen auf dem Stuhl liegen und sagte ganz schnell, damit sie auch alle Worte loswerden konnte:
„Ich streich das nicht mehr weiß. Nichts wird so wie früher. Ich muss jetzt einkaufen.“
Diesmal reagierte Bernhard schneller, hielt Emilia am Arm fest und hinderte sie daran wieder wegzulaufen. Emilias Augen flackerten. Sie hatte Angst davor, was jetzt kommen würde. Doch Bernhard blieb ganz ruhig:
„Okay, okay, schlaf noch ein paar Nächte hier und beruhige dich erst mal – Und dann sehen wir weiter - okay?!“
Emilia nickte. Was machte ihn plötzlich so zurückhaltend? Dass er spürte, wie ernst es Emilia war, nicht mehr weiterzumachen wie bisher? Oder glaubte er, sie sei wirklich auf dem besten Wege durchzudrehen? Das war wahrscheinlicher. Bernhard hatte keinen Respekt vor ihr. Er hatte noch nie welchen gehabt. Er traute ihr nicht zu, etwas zu verändern. Er nahm sie nicht ernst. Er hatte sie vielleicht noch nie ernst genommen. Er…
„Was machst du
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