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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den großen Gefahren der Südsee zu trotzen und um das Cap Horn, den Schrecken der Seefahrer, zu segeln.
    Hatte sich die Witterung bis zur Höhe von Staatenland recht günstig erhalten, so folgten nun auf ungemein heftige Windstöße mit Hagel-und Schneeböen, dichte Nebel mit außerordentlichen Wellen und hohler See, wobei die Schiffe hart arbeiteten. Während eines solchen Nebels verloren sich die beiden Schiffe am 24. März, oberhalb der westlichen Mündung der Magellanstraße, außer Sicht und trafen auch erst in Nuka-Hiwa wieder zusammen.
    Krusenstern verzichtete darauf, die Osterinsel anzulaufen, wandte sich vielmehr nach dem Archipel der Marquisen (Markesas-Inseln) oder Mendoeinen, bestimmte die Lage der Inseln Fatugu und Uahuga, welche Ingraham, ein amerikanischer Kapitän, Washington genannt und im Jahre 1791, wenige Wochen vor dem Kapitän Marchand, der sie »die Inseln der Revolution« taufte, entdeckt hatte. Er bekam Hiwa-Hoa, das ist Mendana’s Dominica, in Sicht und traf auf Nuka-Hiwa einen Engländer, Namens Roberts, und einen Franzosen, Cabri, die ihm durch ihre Kenntniß der Landessprache sehr ersprießliche Dienste leisteten.
    Was er über seine daselbst gemachten Erfahrungen berichtet, bietet kein besonderes Interesse oder fällt zusammen mit dem, was man schon seit Cook’s Reisen wußte; es beschränkt sich auf die grenzenlose und doch unbewußte Schamlosigkeit der Frauen, den engen Kreis der landwirthschaftlichen Kenntnisse der Eingebornen und auf deren Begierde zur Erlangung eiserner Werkzeuge.
    Sonst findet man kaum eine Beobachtung angemerkt, die nicht schon von früheren Reisenden gemacht worden wäre, außer der über das Vorhandensein mehrerer Vereinigungen oder Gesellschaften, die den König oder dessen Verwandte, Priester oder ausgezeichnete Krieger als specielle Oberherren unter der Bedingung anerkennen, daß jene ihre Unterthanen in Zeiten des Mangels ernähren. Dieses Verhältniß erinnert, unserer Ansicht nach, an die unter den Clans von Schottland und den Indianerstämmen Amerikas vielfach herrschende »Hörigkeit«. Krusenstern ist dagegen anderer Meinung und spricht sich darüber mit folgenden Worten aus:
    »Die Mitglieder dieser Gesellschaften erkennen sich an besonderen, auf ihren Körper tätowirten Abzeichen. Die zur Gesellschaft des Königs gehörigen, sechsundzwanzig an Zahl, haben ein sechs Zoll langes und vier Zoll breites Viereck auf der Brust. Diesen hatte sich auch Roberts angeschlossen. Er versicherte mir, daß es ihm nie eingefallen wäre, der Gesellschaft beizutreten, wenn ihn nicht der Hunger dazu getrieben hätte. Seine Abneigung schien mir jedoch einen Widerspruch zu enthalten, da nicht allein Diejenigen, welche eine solche Gesellschaft bilden, jeder Sorge wegen Beschaffung ihrer Nahrung enthoben sind, sondern die Bewohner der Insel es als eine Auszeichnung betrachten, wenn ihnen der Beitritt gestattet wird. Ich kam daher auf die Vermuthung, daß diese Ehre doch vielleicht nur durch einen theilweisen Verlust der Freiheit erkauft wird.«
    Bei einer Besichtigung der Umgebungen von Anna Maria wurde der Tchitchagoss-Hafen entdeckt, dessen Einfahrt zwar nicht ungefährlich, dessen Bassin aber so vollständig von Landmassen umschlossen ist, daß wohl auch die heftigsten Stürme das Wasser darin nicht aufzuregen vermöchten.
    Als Krusenstern sich auf Nuka-Hiwa befand, stand die Menschenfresserei noch in voller Blüthe, doch bemerkt er ausdrücklich, niemals Zeuge einer solchen Scene gewesen zu sein.
    Alles in Allem wurde Krusenstern ziemlich freundlich von einem Könige empfangen, der bei diesem, den abscheulichsten Lastern ergebenen Volke von Cannibalen allerdings keiner großen Autorität zu genießen schien.
    Er gesteht indeß, daß er von den Einwohnern einen gar nicht ungünstigen Eindruck mit hinweggenommen haben würde, wenn ihn nicht die glaubhaften und unparteiischen Schilderungen der erwähnten beiden Europäer eines Anderen belehrt hätten.
    »Wir haben betreffs der Nuka-Hiwier, sagt der russische Reisende, eigentlich nur erfreuliche Erfahrungen gemacht; beim Tauschhandel mit uns verfuhren sie stets ehrlich und vertrauensvoll und lieferten ihre Cocosnüsse sogar eher ab, als sie unser Eisen erhielten. Brauchten wir Holz oder Wasser, so waren sie immer zu helfen bereit. Nur selten hatten wir uns über einen erlittenen Diebstahl zu beklagen, obgleich gerade dieses Laster auf allen Inseln des Großen Oceans ungemein verbreitet ist. Immer heiter und zufrieden,

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