Der Triumph des 19. Jahrhunderts
einer langen Fahrt einmal auszuruhen. Die Rhede ist sehr sicher und bei jedem Wetter bequemer als z. B. die Tafel-und die Simons-Bai am Cap.
Wenn man sich in der Nähe des Landes hält, bietet die Einfahrt keine Schwierigkeiten; dabei ist der Weg bis in die offene See sehr kurz. Man findet hier Lebensmittel aller Art, vorzüglich ausgezeichnete Küchengewächse. In kaum drei Tagen vermag man sich mit allem Nothwendigen zu versorgen.«
Am 21. April segelte Krusenstern zwischen den Shetlands-Inseln und den Orkaden hindurch, um den Kanal (zwischen England und Frankreich) zu vermeiden, wo er in Gefahr kam, französischen Kreuzern in die Hände zu fallen, und kehrte nach glücklicher Fahrt am 7. August 1806 nach Kronstadt zurück.
Ohne sich gerade den wichtigsten Reisen, wie denen Cook’s oder La Pérouse’s anzureihen, entbehrt doch auch die Krusenstern’s keineswegs eines gewissen Interesses. Man verdankt diesem Forscher zwar keine bedeutungsvolle neuere Entdeckung, er bestätigte und berichtigte aber doch die seiner großen Vorgänger.
Den Reisenden des 19. Jahrhunderts, welche jetzt in die Weite hinaus ziehen, bleibt ja bei dem so fortgeschrittenen Wissen unserer Tage überhaupt nur diese Rolle übrig.
Krusenstern hatte bei seiner Reise um die Erde auch den Sohn des berühmten Bühnendichters Kotzebue mit an Bord gehabt. Der junge Otto Kotzebue, damals noch Seecadett, avancirte darauf ziemlich schnell. Er war Schiffslieutenant, als ihm 1815 das Commando einer ganz neuen Brigg, der »Rurik«, anvertraut wurde, welche siebenundzwanzig Mann Besatzung nebst zwei Kanonen zählte und auf Kosten des Grafen Romantzoff ausgerüstet war. Sein Auftrag damit lautete dahin, die noch weniger bekannten Gebiete von Oceanien zu erforschen und eine Durchfahrt durch das Eismeer zu versuchen.
Kotzebue verließ den Hafen von Kronstadt am 15. Juli 1815, ankerte in Kopenhagen und in Plymouth, und segelte nach sehr beschwerlicher Fahrt am 22. Januar 1816 nach Doublirung des Cap Horn in den Pacifischen Ocean ein. Er rastete hier zuerst bei Talcahuano an der Küste von Chile, stach wieder in See, bekam die wüste Insel Salas y Gomez in Sicht und steuerte nun auf die Osterinsel zu, wo er einen ebenso freundlichen Empfang zu finden hoffte, wie seine Vorgänger Cook und La Pérouse.
Kaum hatten die Russen jedoch, inmitten einer dichten Menge von Eingebornen, die ihnen Früchte und Wurzeln anboten, den Fuß an’s Land gesetzt, als sie sich mit einer solchen Frechheit bestohlen sahen, daß sie zu ihrer Vertheidigung von den Waffen Gebrauch machen und sich eiligst wieder einschiffen mußten, um dem Hagel von Steinen zu entgehen, mit dem die Wilden sie überschütteten.
Typus der Aïnos. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Die einzige Beobachtung, welche sie während jenes kurzen Besuches machen konnten, bestand in der Wahrnehmung, daß eine große Menge jener gigantischen Steinfiguren, deren Cook und La Pérouse Erwähnung thun, jetzt größtentheils zerstört und umgestürzt worden war.
Bei dem Knalle des Gewehres. (S. 234.)
Am 16. April gelangte der russische Kapitän nach Schouten’s Insel der Hunde, welche er die »Zweifelhafte Insel« nannte, um auf den Unterschied in der Breitenlage hinzudeuten, den er zwischen den Angaben früherer Seefahrer und seinen eigenen Messungen constatirte. Nach Kotzebue läge dieselbe unter 14°50’ südlicher Breite und 138°47’ westlicher Länge. Im Laufe der nächsten Tage entdeckte er die wüste Insel Romantzoff – so genannt zu Ehren des Patrons der Expedition – ferner die Insel Spiridoff mit einer Lagune inmitten des Landes (das ist die Insel Oura vom Pomotu-Archipel) und darauf die Kette der Vliegen-Eilande und die nicht minder ausgedehnte der Krusenstern-Inseln.
Am 28. April befand sich die »Rurik« in der Nähe der für die Bauman’sInseln angegebenen Position. Er suchte diese jedoch vergeblich. Wahrscheinlich hatte er dieselbe Gruppe schon unbewußt früher in Sicht gehabt.
Als er den gefährlichen Archipel der Pomotus verlassen, steuerte Kotzebue nach einer Inselgruppe, welche Sever im Jahre 1788 gesehen, aber nicht angelaufen hatte, und die jener damals die »Penrhyn-Inseln« taufte. Für den Mittelpunkt dieser, den Pomotu-Inseln ähnlichen, sehr niedrigen, aber bewohnten Eilande bestimmte der Seefahrer die Lage unter 9°1 ‘ 35” südlicher Breite und 157°44’ 32” westlicher Länge.
Bei dem Erscheinen des Schiffes stieß eine beträchtliche Flottille vom
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