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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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von der Küste von Jesso hinauf, benannte deren wichtigste Punkte und verweilte einige Tage nahe der Nordspitze dieser Insel, am Eingang zu der La Pérouse-Straße.
    Hier erfuhr er von den Japanern, daß Saghalien und Karafuto eine und dieselbe Insel sei.
    Als er am 10. Mai 1805 an Jesso landete, erstaunte Krusenstern nicht wenig, die Vegetation noch ungemein wenig entwickelt zu finden. Die Bäume standen noch blätterlos, da und dort glänzte wohl auch gar noch eine dichte Schneedecke, und der Reisende meinte, daß er bis Archangel werde hinaussegeln müssen, um ein so strenges Klima wiederzufinden. Eine Erklärung für diese Erscheinung erhielt man erst weit später mit dem Bekanntwerden der kalten Strömung, welche, von der Behringsstraße ausgehend, längs Kamtschatka, den Kurilen und Jesso hin verläuft.
    Während des kurzen Aufenthaltes, den Krusenstern hier und den er in Saghalien nahm, lernte er auch die Aïnos kennen, ein Volk, das den Japanern keineswegs ähnelt – wenigstens nicht denen, welche die Berührung mit Chinesen allmählich etwas verändert hatte – und das wahrscheinlich im Besitz von ganz Jesso war, bevor jene sich daselbst niederließen.
    »Ihr Wuchs, Gesichtsausdruck, ihre Sprache und Tracht, erzählt der Reisende, Alles zeugt dafür, daß sie (mit denen von Saghalien) gemeinschaftlichen Ursprung haben und nur ein einziges Volk bilden. Das erklärt auch, warum der Kapitän des Schiffes »Le Castricum«, der die La Pérouse-Straße verfehlt hatte, in Aniva und in Atkis glauben konnte, daß er sich noch auf der nämlichen Insel befände. Die Aïnos haben im Allgemeinen dieselbe Größe, welche zwischen fünf Fuß zwei Zoll und fünf Fuß vier Zoll schwankt, sie zeichnen sich durch dunkelbraunen, fast schwarzen Teint, dichten, buschigen Bart und schwarze, starre, aber schlichte und nach hinten herabhängende Haare aus. Die Frauen dieses Stammes sind häßlich, ihre Gesichtsfarbe ebenso dunkel wie die der Männer, die schwarzen Haare tragen sie über die Stirne hineingekämmt, die Lippen erscheinen blau gemalt und die Hände tätowirt, was in Verbindung mit einer meist sehr schmutzigen Kleidung ihren Liebreiz nicht besonders zu erhöhen vermag. Ich muß denselben jedoch die Anerkennung zollen, daß sie ziemlich klug und bescheiden sind. Der hervorstechendste Charakterzug ist ihre Sanftmuth; sie bekundet sich in jeder Handlung und spricht aus allen ihren Zügen. Die Kleidung der Aïnos besteht meist aus Hunde-oder Robbenfellen. Doch sah ich zuweilen Einzelne in anderer Ausstattung, mit einem weiten, über den anderen Kleidern getragenen Hemd, das sich von den »Parkis« der Kamtschadalen kaum unterscheidet. Die Bewohner von Aniva tragen durchgehends Pelzwerk; selbst ihre Stiefeln waren aus Seehundsfellen hergestellt; auch die Frauen gingen in der nämlichen Kleidung.«
    Nach Durchseglung der La Pérouse-Straße ankerte Krusenstern in der Bai von Aniva an der Insel Saghalien. Fische gab es hier in solcher Menge, daß zwei japanische Handelshäuser nicht weniger als vierhundert Aïnos mit dem Reinigen und Trocknen derselben beschäftigten. Man fing sie gar nicht mit Netzen, sondern schöpfte sie während der Ebbe gleich mit Eimern aus dem Wasser.
    Nachdem er noch den Golf Patience untersucht, den der Holländer Vries nur zum Theil besichtigt hatte und in dessen Grunde ein Fluß ausmündet, der den Namen Newa erhielt, unterbrach Krusenstern seine Erforschung von Saghalien, um sich nach den Kurilen zu begeben, deren Lage bisher nur ungenau bestimmt war, dann kehrte er am 5. Juni 1805 nach Petropawlowsk zurück, wo er den Gesandten und dessen Gefolge an’s Land setzte.
    Im Juli nahm Krusenstern, der die Meerenge der Nadiejeda zwischen Matoua und Rachoua, das sind zwei zu der Kurilengruppe gehörende Inseln, durchschifft hatte, seine Untersuchung der Ostküste Saghaliens in der Nähe des Golfs Patience wieder auf. Die Umgebungen desselben mit ihren von Buschwerk und niedrigen Bäumen bedeckten Hügeln und dem dichtbewachsenen Strande boten einen sehr pittoresken Anblick. Aus dem Innern des Landes ragte eine einförmige Linie hoher Berge empor.
    Der Seefahrer folgte dieser öden Küste, welche in der ganzen Länge keinen Hafen bietet, bis zu den Caps Maria und Elisabeth. Zwischen den letztgenannten schneidet eine Bucht tief in’s Land, in deren Grund sich ein kleines, aus siebenunddreißig Häusern bestehendes Dorf vorfand, das einzige, welches die Russen seit ihrer Abfahrt aus der Bai Providence zu

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