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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ufer ab. Die Eingebornen, welche dieselbe besetzt hatten, ruderten mit Palmenzweigen in den Händen unter abgemessenem Schlage der Pagaien heran, während eine Menge Sänger eine ernste, fast melancholische Weise anstimmten. Um sich gegen jede Ueberrumplung sicherzustellen, ließ Kotzebue alle Piroguen nur an einer Seite seines Schiffes anfahren, und mit Hilfe von Seilen entwickelte sich bald ein lebhafter Tauschhandel. Die Eingebornen hatten gegen Eisenstücke freilich nichts als Angelhaken aus Perlmutter zu bieten. Sie gingen bis auf einen Schurz vollständig nackt, waren aber recht gut gebaut und von martialischem Aussehen.
    Traten sie schon zuerst sehr lebhaft und geräuschvoll auf, so nahmen die Wilden nach und nach sogar eine drohende Haltung an. Sie suchten ihre Diebereien gar nicht zu verhehlen und antworteten auf deshalb erhobene Reclamationen durch ganz unzweideutige Herausforderungen. Sie schwangen z. B. die Lanzen über den Köpfen, stießen ein entsetzliches Geschrei aus und suchten sich scheinbar gegenseitig zum Angriff anzureizen.
    Als Kotzebue den Augenblick gekommen glaubte, dieser feindseligen Haltung entgegenzutreten, ließ er einen blinden Schuß abgeben. Im Augenblick waren alle Canots leer; bei dem Knall des Gewehres hatten sich die Insassen der Boote auf Einen Schlag in’s Wasser gestürzt. Bald sah man ihre Köpfe wieder emportauchen und sie nahmen nun, durch jenen Wink etwas zahmer gemacht, den Tauschhandel ruhiger wieder auf. Bei diesem Volke, das Kotzebue mit dem auf Nuka-Hiwa wohnenden Stamme vergleicht, schienen Nägel und Eisenstücke in hohem Werthe zu stehen. Wenn sich die Eingebornen nicht tätowirten, so trugen sie dafür am ganzen Körper breite Narben zur Schau.
    Eine auffällige Gewohnheit derselben, welche man auf den oceanischen Inseln bisher noch nicht wahrgenommen hatte, bestand darin, die Nägel möglichst lang wachsen zu lassen, und die der Anführer in den Piroguen überragten die Finger manchmal um ganze drei Zoll.
    Sechsunddreißig Boote mit dreihundertsechzig Mann besetzt umschwärmten jetzt das Schiff. Kotzebue sagte sich, daß eine Landung in Rücksicht auf seine schwachen Kräfte eine Unklugheit sei, und ging deshalb wieder unter Segel, ohne weitere Kunde über diese wilden und kampflustigen Insulaner einziehen zu können.
    Auf dem weiteren Wege nach Kamtschatka bekam der Seefahrer zwei, durch eine Kette von Korallenriffen verbundene Inseln in Sicht. Er gab denselben die Namen Kutusoff und Suwarow, bestimmte deren Lage und nahm sich vor, dieselben wieder aufzusuchen. Die Einwohner derselben näherten sich der »Rurik« auf leicht beweglichen Piroguen wagten aber trotz der dringlichen Einladung der Russen nicht, an Bord zu kommen. Sie betrachteten das Schiff mit großer Verwunderung, unterhielten sich mit einer Lebhaftigkeit, welche auf ihre Intelligenz zu schließen erlaubte, und warfen Pandanusfrüchte und Cocosnüsse auf das Verdeck.
    Ihre schwarzen, schlichten Haare, in denen sie da und dort eine Blume angebracht hatten, die am Halse hängenden Zieraten, die Kleidung aus gewebten Stoffen, welche bis zu den Waden herabfiel, und vor Allem ihr offenes, freundliches Auftreten unterschieden diese Leute, die zu dem Marshalls-Archipel gehörten, wesentlich von den Bewohnern der Penrhyn-Inseln.
    Am 19. Juni lief die »Rurik« in Neu-Archangel ein und deren Mannschaft verwendete volle achtundzwanzig Tage zur Ausbesserung des Schiffes.
    Am 15. Juli ging Kotzebue wieder unter Segel und landete fünf Tage später an der Behrings-Insel, deren Nordspitze zu 55°17‘18” nördlicher Breite und 194°6’ 37” westlicher Länge bestimmt wurde.
    Die Eingebornen, welche Kotzebue auf dieser Insel traf, trugen, gleich denen der amerikanischen Seite, Kleidung aus Robbenhaut und Seehunds-Eingeweiden. Ihre Lanzen waren mit spitzen Zähnen von Amphibien versehen. Ihre Nahrung bestand aus Walfisch-oder Robbenfleisch, das sie in Erdvertiefungen aufbewahrten. Die aus Leder bestehenden, höchst unreinlichen Hütten derselben verbreiteten einen abscheulichen Geruch von ranzigem Oel. Auch die Boote waren mit Leder überzogen, und endlich besaßen sie viele, von Hunden gezogene Schlitten.
    Ihre Art, sich zu begrüßen, ist besonders merkwürdig: sie reiben sich nämlich gegenseitig die Nasen und darauf streicht Jeder mit der Hand am Leib herunter, als habe er einen recht schmackhaften Bissen genossen; wollen sie aber Jemand einen Beweis außerordentlicher Zuneigung geben, so spucken sie in

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