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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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jämmerliches. Ihre Herren haben ihnen gegenüber das Recht über Leben und Tod. Bei gewissen Feierlichkeiten, z. B. nach dem Ableben eines Häuptlings, bringt man solche, die nichts mehr leisten können, zum Opfer, oder schenkt ihnen im Gegentheile die Freiheit. Argwöhnisch und listig, grausam und rachsüchtig von Natur, sind die Kalotchen nicht mehr und nicht weniger werth als die ihnen benachbarten Wilden. Ausdauernd und muthig, aber faul, überlassen sie alle Arbeiten im Hause den Frauen, denn es herrscht bei ihnen von jeher Vielweiberei.
    Von Sitkha aus wandte sich Lütke nach Unalachka. Die Niederlassung Iloulouk ist die bedeutendste der Insel, aber nur von zwölf Russen und zehn Alëuten beiderlei Geschlechts bewohnt.
    Ohne den vollständigen Mangel an Holz, der die Einwohner zwingt, Alles zu sammeln, was das Meer an die Küsten in der Nähe wirst, worunter sich freilich manchmal ganze Stämme von Cypressen, Kampherbäumen und solche von einer Baumart finden, welche einen deutlichen Rosengeruch verbreiten, würde diese Insel weit mehr für die Bequemlichkeit und Annehmlichkeit des Lebens darbieten. Sie hat Ueberfluß an herrlichen Weideplätzen. Auch betreibt man hier erfolgreiche Viehzucht.
    Die Bewohner der Fuchsinseln hatten zur Zeit, als Lütke diese besuchte, zum großen Theile schon die Sitten und Kleidung der Russen angenommen. Alle waren dem Namen nach Christen. Die Alëuten sind gut, kühn, geschickt, das Meer ist ihr eigentliches Element.
    Seit 1826 hatten wiederholte Aschenausbrüche auf diesen Inseln große Verheerungen angerichtet. Im Mai 1827 eröffnete sich der Vulcan Chichatdinsk einen neuen Krater und spie dann abwechselnd Rauch und Flammen aus.
    Die Instructionen Lütke’s schrieben ihm vor, die Insel St. Mathieu zu untersuchen, welche Cook früher Gore genannt hatte. Wenn die hydrographischen Aufnahmen dieser Oertlichkeit wider Erwarten gut gelangen, so hatten die Russen doch nicht denselben Erfolg, als sie sich über die Naturerzeugnisse der Insel näher unterrichten wollten, denn sie vermochten an keiner Stelle zu landen.
    Inzwischen kam der Winter mit seinen gewöhnlichen Begleitern, den Stürmen und Nebeln, heran. An eine Rückkehr in die Behrings-Straße war unter solchen Verhältnissen gar nicht zu denken. Lütke segelte also nach Kamtschatka, wobei er noch die Behrings-Inseln anlief. Er verweilte drei Wochen in Petropawlowsk, welche Zeit zur Löschung der von ihm mitgebrachten Waaren und zur Vorbereitung auf eine Winterreise verwendet wurde.
     

    Hohe, von dichten, dunklen Wäldern bedeckte Berge. (S. 261).
     
    Seinen Instructionen gemäß sollte Lütke diese Jahreszeit zu einem Besuche der Carolinen benutzen. Er beschloß also, zuerst nach der Insel Ualan zu steuern, deren Kenntniß man dem französischen Seefahrer Duperrey verdankte. Der sehr sichere Hafen erlaubte es wahrscheinlich, sich daselbst mit genauen Pendelversuchen zu beschäftigen.
     

    Einwohner von Ualan. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Auf der Fahrt dorthin suchte Lütke vergeblich die Insel Colunas unter 26°9’ der Breite und 128° westlicher Länge. Auch mit den Inseln Dexter und St. Barthelemy erging es ihm nicht besser. Dagegen fand er die Korallengruppe Brown, welche der Engländer Butler 1794 entdeckt hatte, und kam am 4. December in Sicht von Ualan.
    Gleich vom ersten Augenblick an machten die guten Beziehungen zu den Eingebornen auf die Russen einen recht günstigen Eindruck. Einige in Piroguen herbeigekommene Ualanis zeigten so viel Zutrauen, daß sie sogar an Bord des Schiffes schliefen, als dieses noch unter Segel war.
    Die »Senjavine« konnte nur mit Mühe in den Hafen de la Coquille einlaufen. Lütke landete an einem Eilande, Namens Matanial, und errichtete sein Observatorium an derselben Stelle wie früher Duperrey, während sich schon ein Tauschhandel mit den Eingebornen entwickelte. Die Gutmüthigkeit und der friedliche Charakter der Letzteren verleugnete sich dabei keinen Augenblick. Es genügte, einen Häuptling zwei Tage als Geißel zurückzubehalten und eine Pirogue zu verbrennen, um den Diebsgelüsten einiger Einwohner ein Ziel zu setzen.
    »Wir können mit Vergnügen, sagt Lütke, vor aller Welt bekennen, daß unser dreiwöchentlicher Aufenthalt in Ualan nicht allein keinen Tropfen Blut kostete, sondern daß wir auch von den guten Insulanern wieder Abschied nahmen, ohne in die Lage zu kommen, ihnen einen weiteren Begriff von der Wirkung der Feuerwaffen, als den, welchen sie schon

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